Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
reichen, mehr Zeit hatte Jay nicht. Alvarez gab ein Stöhnen von sich, das zeigte, dass er jeden Moment aus seiner Ohnmacht erwachen würde. Es war höchste Zeit zu verschwinden. Als Jays Blick auf den wuchtigen Schreibtischsessel fiel, kam ihm eine Idee. Nicht nur SEALs waren Meister im Improvisieren. Wenn er das hier überlebte, hatten er, Luc und Scott eine Geschichte, die sie bei einem kühlen Bier wieder und wieder aufwärmen konnten. Mit dem Messer trennte er die lederne Sitzfläche ab und grinste zufrieden. Das Stück gab einen perfekten Beutel ab. Für drei Notebooks reichte der Platz nicht, deshalb beschränkte er sich darauf, aus seinem und Elizabeths lediglich die Festplatten herauszunehmen. Mit dem Rest konnten sich Alvarez’ Leute gern amüsieren. Dazu kam noch der Computer von Alvarez, sein Handy, Schlüssel und diverse andere Kleinigkeiten, die sie ihm und Elizabeth abgenommen hatten. Nachdenklich wog er eine der Handgranaten in der Hand. Es war einen Versuch wert.
»Halt gleich besser den Kopf unten.«
Der Blonde blinzelte und stieß ein Wort hervor, das Jay nur mit Mühe verstand. »Danke.«
Jay nickte nur. Was sollte er darauf schon sagen. Er riss den Sicherungsstift aus der Granate, warf sie in den Tresor und schlug die Tür zu, die sich sofort automatisch verriegelte. Damit war sichergestellt, dass das Papiergeld in Flammen aufging. Die stabilen Stahlwände würden den Großteil der Explosion abfangen, sodass Alvarez und der Blonde nicht in Gefahr waren. Mehr interessierte Jay nicht. Er nahm das Gewehr wieder an sich und lief so schnell er konnte zu den Fahrzeugen.
Hinter ihm erklang ein dumpfer Knall, aber er blieb nicht stehen und sah nicht zurück. Nach einigen Warnschüssen traute sich keiner von Alvarez’ Männern, ihm zu folgen. Er fing Satzfetzen auf, die darauf hindeuteten, dass die beiden Afghanen für tot gehalten wurden. Perfekt. Problemlos erreichte er den Jeep und ließ sich auf den Fahrersitz fallen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass die Wunde an seiner Seite stark blutete. Verdammt! Er hatte weder die Zeit noch die Ausrüstung, um den Blutverlust zu stoppen. Es musste so gehen.
Der Palm funktionierte tadellos als Navigationsgerät und zeigte ihm die Richtung an, die er einschlagen musste. Jay jagte mit Höchstgeschwindigkeit über die Piste. Der Wagen schlingerte wild hin und her, und es bereitete ihm zunehmend Schmerzen, dass Lenkrad so fest zu umklammern. Jeder Stoß fuhr ihm wie ein Messer durch den Körper. Aber ihm blieb nichts anderes übrig. Er musste Luc und die anderen erreichen, ehe der Blutverlust zu groß wurde. Vielleicht sollte er sich doch besser die Zeit nehmen, die Wunde notdürftig zu versorgen.
Beim nächsten Blick in den Rückspiegel verabschiedete er sich von dem Gedanken. Durch die gigantische Staubwolke hindurch, die er selbst aufwirbelte, hatte er ein metallisches Aufblitzen erkannt. Der Palm zeigte ihm die Entfernung zum Ziel. Noch viel zu weit entfernt. Das würde höllisch knapp werden. Als ob der Jeep ihn zusätzlich verhöhnen wollte, leuchtete die Batteriewarnlampe auf und die Temperaturanzeige für das Kühlwasser stieg in den roten Bereich. Wahrscheinlich war der Keilriemen gerissen. Großartig, damit war es eine Frage von Minuten, bis der Motor den Geist aufgab und seine Verfolger ihn einholten.
31
Elizabeth hatte nie Geschwister vermisst, aber nachdem sie zuerst Jays Brüder und nun Hamid kennengelernt hatte, änderte sie ihre Meinung. Hamid wäre ab sofort ihre erste Wahl als älterer Bruder. Obwohl er sie kaum kannte und sie offiziell auf verschiedenen Seiten standen, unternahm er alles, um sie zu beschäftigen. Mit Geschichten über seinen Sohn und das Leben in den afghanischen Bergen lenkte er sie erfolgreich von ihrer Angst um Jay ab.
»Der Heli ist im Anflug, Boss.« Bei Chris’ lautem Ruf schrak sie zusammen.
Luc nickte knapp. »Sind wir endlich online?«
»Musst du Timothy fragen, dein Bruder hat ja meinen …« Es reichte, dass Luc seine Augenbrauen zusammenzog. »Entschuldige. Wir sind es vermutlich kurz nach der Landung des Vogels.«
Hamid verstand ihre stumme Frage sofort. »Die SEALs können sich Livebilder vom Satelliten auf ihre Palms schicken lassen. Bisher war keiner in der richtigen Position. Das scheint sich nun zu ändern. Aber nun komm mit an den Rand, wir stehen hier mitten in der Landezone.«
Bisher hatte Elizabeth gedacht, dass Plateau wäre riesig, und nicht verstanden, warum die SEALs die Fahrzeuge rangiert
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