Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
dringend eine Abwechslung. »Woher kennst du Luc? Ich dachte, ihr seid über Ana verwandt.« Ein Gedanke kam ihr. »Moment, da sind doch noch die kleine Mouna und ihre Eltern. Gehören die irgendwie zu dir?«
Hamid zögerte und dieses Mal erahnte zur Abwechslung Elizabeth seine Befürchtungen. »Von Ana weiß ich, dass Mounas Vater Lucs Lebensgefährtin das Leben gerettet hat. Ich kann zwischen Job und Privatleben verdammt gut unterscheiden. Ich verspreche dir, das nicht irgendwie auszunutzen. Ich versuche nur zu verstehen, wie ihr alle zusammenhängt und ehrlich gesagt, könnte ich eine Ablenkung gebrauchen.«
Elizabeth hätte es verstehen können, wenn Hamid einfach geschwiegen hätte. Stattdessen lächelte er. »Es gibt eigentlich auch nichts, das man Mounas Vater vorwerfen könnte. Du hast recht. Er war bis zu seiner Verletzung mein Stellvertreter und ein guter Freund. Wenn er in Afghanistan geblieben wäre, hätten sie ihm das Bein amputieren müssen. Luc hat zusammen mit der Navy dafür gesorgt, dass er in Amerika behandelt wird, und Lucs Eltern haben ihn und seine Familie aufgenommen. Schon dafür schulde ich ihm mehr, als ich ihm jemals zurückzahlen kann.«
»Das wird er anders sehen.«
»Kann sein, aber das interessiert mich nicht. Wie geht es Mouna?«
Vermutlich wusste Hamid bestens über die Familie Bescheid, aber Elizabeth ging bereitwillig auf die Frage ein. Alles war besser, als weiter über Jay nachzugrübeln, und sie musste zugeben, dass sie begann, den Afghanen zu mögen.
In dem Durcheinander, das nach den Explosionen auf dem Anwesen herrschte, war es Jay leichtgefallen, unbemerkt bis in Alvarez’ Arbeitszimmer vorzudringen. Bei der Durchsuchung des Raums hatte er jedoch nichts gefunden, das ihn weiterbrachte. Damit war er in einer Sackgasse angelangt. Frustriert betrachtete er den hüfthohen Tresor neben dem Schreibtisch. Das verdammte Teil war dermaßen massiv, dass er keine Chance hatte, es aufzubrechen, aber er ging jede Wette ein, dass sich darin sämtliche Dinge befanden, an die er herankommen wollte. Ihm blieb nur, zu verschwinden oder auf jemand zu warten, der den Zugangscode kannte. Da er nicht vorhatte, mit leeren Händen die Ranch zu verlassen, lag die Antwort auf der Hand.
Fluchend rieb er sich über das Gesicht. Bisher hatte alles wie geplant geklappt, aber nun lief ihm die Zeit davon. Chris hatte auf seinem Palm nicht nur den Treffpunkt, sondern auch die geplante Abflugzeit festgehalten. Das würde höllisch knapp werden, und Jay dachte lieber nicht darüber nach, wie sein Alleingang auf Luc und Elizabeth wirkte. Vermutlich würden sie sich darum streiten, wer ihn als Erstes auseinandernehmen durfte. Gegen das Bücherregal gelehnt, wartete er und kämpfte gegen das Bedürfnis an, die Augen zu schließen und die Wirklichkeit für einige Minuten auszublenden. Bisher hatte pures Adrenalin ihm genug Energie gegeben, sein Vorhaben durchzuziehen, aber Müdigkeit und Erschöpfung drängten sich mit jeder Sekunde, die er untätig warten musste, mehr in den Vordergrund.
Geräusche und laute, deutlich verärgerte Stimmen vor dem Arbeitszimmer ließen ihn aufatmen. Endlich! Es ging los. Er positionierte sich direkt neben der Tür. Ehe er es auf eine offene Konfrontation ankommen ließ, setzte er auf den Überraschungseffekt.
Alvarez riss die Tür auf und stürmte an ihm vorbei auf seinen Schreibtisch zu. Mit dem Blonden hatte Jay nicht so viel Glück. Die Instinkte des Mannes funktionierten einwandfrei. Er hatte kaum das Arbeitszimmer betreten, als er herumwirbelte und seine Hand zu seiner Waffe fuhr. Aber Jay war schneller. Mit dem Gewehr schlug er ihn zu Boden und trat einen Sekundenbruchteil später die Tür ins Schloss. Alvarez hatte den Schock entschieden zu schnell überwunden und bereits eine Schublade geöffnet. Jay richtete das Gewehr auf ihn. »Nur zu. Lassen Sie es drauf ankommen. Alternativ schließen Sie jetzt ganz schnell die Schublade und halten Ihre Hände so, dass ich sie sehen kann.«
Der Mund des Drogenbarons war ein schmaler Strich, aber er befolgte die Anweisungen.
Stöhnend setzte sich der Blonde auf. Der Treffer ins Genick musste höllisch schmerzen. Blut tropfte ihm aus einer Platzwunde auf das T-Shirt, aber Jays Mitleid hielt sich in Grenzen.
»Lass die Waffe auf dem Boden liegen und dann setz dich auf den Stuhl. Versuch keinen Trick. So schnell bist du nicht, wie du eben gemerkt haben dürftest.«
Jay hatte seinen Standort perfekt gewählt, mühelos konnte
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