Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Gegenstand, der als Waffe taugte, über den Boden. Wenn ihm nicht bald die rettende Idee kam, wäre er bewusstlos und hätte endgültig verloren. Der Briefbeschwerer. Eben noch ein Fluch, jetzt seine mögliche Rettung. Er umfasste das runde Teil. Sein Arm gehorchte ihm kaum, als er seine Hand hob. Mit viel weniger Schwung als er erhofft hatte, schlug er zu und traf Alvarez seitlich an der Schläfe. Es reichte. Der Mexikaner sackte zusammen, aber sein Körpergewicht hielt Jay am Boden. Wenigstens löste sich der Klammergriff um seinen Hals.
Keuchend rang er nach Luft und versuchte, seine letzten Kräfte zu mobilisieren, um Alvarez von sich zu stoßen. Er wusste, dass es damit noch nicht vorbei war, aber ehe er nicht wieder klar sehen konnte und das Summen aus seinem Kopf verschwand, war er nicht bereit, sich dem Blonden zu stellen.
Im zweiten Anlauf gelang es ihm, sich genug Platz zu verschaffen, um sich zur Seite zu rollen.
Er kam bis auf die Knie hoch, dann schüttelte ihn ein Hustenanfall. Zusammengekrümmt sackte er zusammen. Unerwartet wurde er hochgezogen. Das Atmen fiel ihm sofort leichter und der Nebel vor seinen Augen verschwand. Auf den Anblick, der sich ihm bot, hätte er jedoch verzichten können. Halt suchend lehnte er sich gegen den Schreibtisch und kämpfte darum, seine aufkeimende Resignation zu verbergen.
Der Blonde hielt das Gewehr auf ihn gerichtet, war aber so weit zurückgewichen, dass jeder Angriffsversuch einem Selbstmord gleichkam. Jay brauchte dringend eine Idee, und zwar ehe Alvarez sich erholt oder der Blonde Verstärkung herbeigerufen hatte.
»Dein Boss ist am Ende. Wenn du schlau bist, ziehst du jetzt einen Schlussstrich und verschwindest.«
»Für mich sieht es aus, als ob er etwas angeschlagen wäre, aber noch lange nicht am Ende ist.«
Gut, solange sie miteinander sprachen, gewann er Zeit. Als Jay sein Gewicht verlagerte, bohrte sich etwas unangenehm in seinen Rücken. Die Schreibtischschublade, in der Alvarez vorhin nach einer Waffe greifen wollte. Wenn er für ausreichend Ablenkung sorgte, hatte er eine minimale Chance. Allerdings nur, wenn die Waffe schnell zugänglich, geladen und entsichert war. Ziemlich viele Wenns. Aber welche Wahl blieb ihm schon?
Jay schob sich etwas zur Seite. »Geh davon aus, dass seine Nachschubquelle in Afghanistan in diesen Minuten versiegt. Und dann habt ihr mit den Absatzwegen falsch gelegen. Meine Leute wissen Bescheid, ebenso wie einer von der DEA. Und zwar keiner von den Schwachköpfen in San Diego, sondern einer in Washington, der seinen Job wirklich versteht. Ihr werdet kein Gramm über einen eurer geplanten Vertriebswege absetzen. Soll ich dir die ganzen Läden aufzählen, über die ihr euern Dreck loswerden wolltet?«
Sichtlich nachdenklich geworden, senkte der Blonde den Lauf des Gewehrs um einige Zentimeter. Das musste reichen.
Jay riss die Schublade auf und tastet blind nach der Waffe. Als seine Finger sich um den Knauf der Pistole schlossen, warf er sich zur Seite und drückte ab. Etwas strich glühend heiß über seine Taille hinweg, dann prallte er hart auf den Boden. Sekundenlang hüllte ihn undurchdringliche Schwärze ein, dann setzten die Schmerzen ein. Gleichmäßig atmend kämpfte er gegen die Bewusstlosigkeit an. Das Pochen knapp unterhalb der Rippen war mörderisch und der Gedanke war verführerisch, sämtliche Schmerzen und Gefahren hinter sich zu lassen, aber Jay kämpfte gegen die schwarzen Schatten vor seinen Augen an und stemmte sich langsam hoch. Blinzelnd versuchte er, seine Sicht zu klären. Der Blonde lag am Boden. Blut sickerte aus einer Schulterverletzung. Unwillkürlich sah Jay auf die Waffe in seiner Hand und schluckte. Keine normale Munition richtete derartige Wunden an. Er stolperte mehr, als dass er ging, und sank neben dem Blonden zu Boden. Der Blutverlust war schon jetzt massiv. Ohne medizinische Versorgung würde er in wenigen Minuten tot sein.
Jay riss das Messer, das Hamid ihm vor einer Ewigkeit überlassen hatte, aus seiner Jeans und trennte ein ausreichend großes Stück Stoff vom T-Shirt des Blonden ab. Die Wunde war eher am Oberarm als an der Schulter, damit konnte Jay den Blutfluss durch einfaches Abbinden stoppen. Sein Gegner war zwar bei Bewusstsein, aber der Schock hatte ihm jegliche Farbe aus dem Gesicht getrieben. Teilnahmslos verfolgte er Jays Bemühungen.
»Du musst das regelmäßig lockern, sonst stirbt dir der Arm ab.«
Kein Nicken, aber die Lider des Mannes senkten sich kurz. Das musste
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