Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
am Boden hielten. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann hatte er den Überblick verloren, wo sie sich befanden.
Auf der anderen Seite das gleiche Bild. Verdammt, das wurde noch schwieriger als gedacht. Er umfasste das Gewehr fester. Mit dieser Vorgehensweise würden sie sehr bald in seine Reichweite kommen und er würde sie entsprechend empfangen. Lange reichte sein Magazin nicht, aber sie kurzfristig auf Distanz zu halten und mit etwas Glück ein oder zwei von ihnen auszuschalten, war möglich.
Einige Minuten gelang es ihm zu verhindern, dass sie näher kamen, aber dann ertönte nur ein metallisches Klicken, als er auf den nächsten Treffer hoffte. Das war’s dann, das Magazin war verbraucht. Anscheinend wollten sie ihn lebend, sonst hätten sie bereits zurückgeschossen. Das nutzlose Gewehr entglitt seiner Hand, und er wälzte sich auf den Rücken. Das Adrenalin hatte für eine Weile die Benommenheit verdrängt, doch jetzt kehrte sie zurück. Eigentlich fühlte er … gar nichts, vielleicht abgesehen von einer gewissen Erleichterung, dass ein Ende absehbar war. Über Angst oder Frust war er hinweg.
Statt zu beobachten, wie sie sich ihm unaufhaltsam näherten, schloss er die Augen. Die Kombination aus Sand und Sonne verschaffte ihm die trügerische Illusion, am heimatlichen Strand zu liegen. Eine Wolke schob sich vor die Sonne und verdunkelte den Himmel. Irritiert zwang er die Lider auseinander. Geblendet konnte er kaum Einzelheiten ausmachen. Ein riesiger, schwarzer Vogel stürzte herab und ließ unter lautem Getöse Feuer regnen. Was …? Sand wurde aufgewirbelt und Jay schaffte es gerade noch, die Augen zu schließen, ehe er von herumfliegenden Sandkörnern bombardiert wurde.
Sein Gehirn schien zwar auf Sparflamme zu laufen, aber allmählich gelang es ihm, die Einzelheiten zusammenzufügen. Über ihm schwebte ein Hubschrauber, allerdings hatte er kein Hoheitszeichen erkennen können, ehe der Sandsturm einsetzte. Da es unwahrscheinlich war, dass Alvarez über Luftunterstützung verfügte, und es ausgesehen hatte, als ob seine Angreifer unter Beschuss geraten waren, konnte es eigentlich nur Luc sein. Mit Mühe brachte Jay sich in eine sitzende Position und lehnte sich gegen das Hinterrad des Jeeps.
Einen Arm schützend vor den Mund gelegt, versuchte er zu atmen, aber neben Sauerstoff drangen auch Sand und Staub in seinen Mund und brachten ihn zum Würgen. Er war bestimmt nicht undankbar für die Rettung in letzter Minute, aber wenn das nicht bald aufhörte, bekam er ein Problem. So plötzlich wie der Sandsturm begonnen hatte, endete er.
Jay fuhr sich mit der Hand über die Augen und blinzelte vorsichtig. Es lag nicht am Sand, dass er erneut blinzelte und sekundenlang glaubte zu fantasieren. Aber das Bild verschwand nicht, sondern wurde deutlicher.
Elizabeth! Sie stürmte auf ihn zu. Etliche Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und flatterten um ihr Gesicht. Ihre grünen Augen wirkten verschleiert, ihre Hand lag auf dem Griff einer Pistole. Er erinnerte sich an das Bild einer kampfbereiten Amazone, das ihn als Teenager begeistert hatte. Wobei Elizabeth sie mühelos in den Schatten stellte. Wenn er je daran gezweifelt hatte, verflog jetzt der letzte Rest Unsicherheit. Sie war atemberaubend und alles, was er jemals haben wollte. Egal, was er dafür tun musste, er würde sie nicht wieder gehen lassen. Sie warf sich neben ihm zu Boden und umfasste sein Gesicht mit den Händen.
»Jay!«
»Ich liebe dich.«
Ihre Lippen öffneten sich, aber ehe sie ein Wort hervorbrachte, schob sich ein anderes Gesicht zwischen sie. Timothy. »Schön für euch. Aber das hat Zeit. Du kannst meinetwegen mit ihm Händchen halten, aber lass mir ausreichend Platz, Beth.«
Obwohl Jay versuchte, sie festzuhalten, nickte Elizabeth und wich zurück.
Timothy fluchte leise, als er den Stoff von Jays Wunde entfernte. »Was war das?«
»Gewehr.«
»Noch dichter konntest du wohl nicht ran?« Der Sanitäter bombardierte ihn mit Fragen zu seinem Zustand, die Jay einigermaßen wahrheitsgemäß beantwortete, und dafür ein ums andere Mal ein Kopfschütteln erntete.
»Halbe Sachen sind echt nicht dein Ding. Hat es sich wenigstens gelohnt?«
Jay zuckte zusammen und das lag nicht daran, dass Timothy mit Nadel und Faden an ihm herumdokterte. Automatisch richtete er sich auf und wurde sofort von Elizabeth zurückgedrückt. »Spinnst du? Du stehst erst dann auf, wenn wir dir das erlauben.«
»Im Wagen. Auf der Beifahrerseite. Ich habe das
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