Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Notebook von Alvarez. Damit machen wir ihn endgültig fertig, kriegen den Verräter und … Au! Sag mal, kannst du das nicht irgendwie betäuben? Ich bin doch kein Nadelkissen.«
»Keine Zeit.« Timothy bedachte Elizabeth mit einem flüchtigen Grinsen. »Er ist zwar angeschlagen, wird es aber überleben. Sobald ich diesen Abgrund vernäht habe, verpassen wir ihm eine Infusion, und ich sehe mir den Rest an.«
»Dann vergiss seine Rippen nicht. Die sind angeknackst, vielleicht auch gebrochen. Außerdem hat er zu wenig getrunken und kaum was gegessen. Und am Hinterkopf hat er auch eine Beule und am Nacken Verbrennungen durch die Sonne.«
Jay hasste es, wenn über ihn gesprochen wurde, als wäre er gar nicht da. »Und meine Fingernägel haben auch was abbekommen … Beth, sieh doch mal nach, ob die Sachen im Wagen heil geblieben sind.«
Als sie sich nicht rührte, seufzte er. »Bitte.«
»Na gut.« Er hörte sie im Wagen hantieren und atmete auf.
Timothy versicherte sich mit einem Blick, dass Elizabeth beschäftigt war. »Was ist mit Alvarez?«
»Lag bewusstlos am Boden, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Einfach erschießen war nicht drin und mitnehmen konnte ich ihn kaum. Es wäre ein Alptraum, wenn Alvarez anderen Behörden gegenüber Hamid und seinen angeblichen Stellvertreter erwähnt hätte.«
»Kluges Kerlchen. Und nebenbei: Unglaublich, dass du sie solange in Schach gehalten hast, bis wir hier waren. Aber jetzt die Wahrheit: Was ist mit deinen Rippen?«
Jay suchte nach einer unverbindlichen Antwort. Als Sanitäter war Timothy eine Koryphäe, sonst ein guter Kumpel, aber ein echter Quälgeist, wenn man das Pech hatte, ihm als Patient in die Fänge zu geraten. Hilfe suchend sah er sich um und fluchte dann. Elizabeth würde ihm keine Hilfe sein, und neben ihr stand jetzt Luc, dessen Grinsen etwas Wölfisches hatte.
»Lass mir ein bisschen was von ihm übrig. Ich habe auch noch ein, zwei Dinge mit meinem Bruder zu klären.«
Zu Lucs Ankündigung hätte er einiges zu sagen gehabt, aber Elizabeth legte ihre Hand auf seine Wange. Die warnende und zugleich beruhigende Geste war alles, was er benötigte. Er schloss die Augen, genoss ihre Berührung und beantwortete Timothys Fragen.
32
Eine ungewöhnliche Stille lag über der Wüste. Vermutlich verstieß der Cocktail, den Timothy ihm als Infusion verpasste hatte, gegen diverse Drogengesetze, aber Jay fühlte sich ausgesprochen gut. Die Schmerzen waren zu einem fernen Pochen geworden und sein Gehirn funktionierte wieder. Von körperlichen Höchstleistungen war er noch meilenweit entfernt, aber es gab nicht den geringsten Grund, warum er am Boden sitzen sollte und alle anderen auf ihn herabblickten. Er ignorierte das aufgebrachte Schnauben neben sich. Bisher hatte er es genossen, dass Elizabeth sich an ihn schmiegte, aber eine knappe Stunde war als Pause mehr als genug. Ihm kamen durch ihre Nähe bereits Ideen, für die sie zu viele Zuschauer hatten.
Obwohl er sich nur minimal bewegt hatte, schien sie ihn zu durchschauen und funkelte ihn an, als ob sie im nächsten Moment lostoben wollte. Rasch beugte er sich vor und strich mit seinen Lippen leicht über ihren Mund. »Ich werde wahnsinnig, wenn ich hier nur herumsitze. Ich muss dringend mit Luc und Joss reden.«
Langsam stemmte er sich hoch und war zufrieden, dass seine Beine ihn trugen. Luc hatte ihnen gesagt, dass es noch mindestens eine Stunde dauern würde, bis der Hubschrauber abflugbereit war, weil es irgendein Problem mit dem Luftfilter gab. Da der Pilot nicht besonders besorgt wirkte und die Feuerkraft der SEALs im Zweifel Alvarez’ Männer mühelos auf Distanz halten würde, machte Jay sich keine Sorgen um die Gegenwart, aber durchaus um die nächsten Stunden.
Luc unterbrach sein Gespräch mit Joss und begrüßte ihn mit hochgezogener Augenbraue. »Bist du sicher, dass du schon wieder hier herumlaufen solltest?«
»Bin ich.«
Für Jays Geschmack hatten sie entschieden zu viele Zuhörer, so beschränkte er sich darauf, seinem Bruder eine Hand auf den Arm zu legen. »Danke.«
Luc lächelte und zwinkerte ihm zu. »Verdammt gute Arbeit, Jay. Vor allem, dass du so nett warst, dich auf das Notebook zu beschränken, aber auf die Festnahme von Alvarez verzichtet und nebenbei noch überlebt hast.«
Lucs trockener Humor war unbezahlbar, aber dennoch ahnte Jay die Sorge und die unausgesprochenen Fragen hinter der lässigen Art. Sie würden später, irgendwann, ausführlich über alles reden, aber
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