Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
eingesetzt, um die Jungs vom SWAT-Team auszuschalten. Wir sitzen hier fest.«
»Was ist mit Jack und Marcus?«
»Außer Gefecht. Ich hoffe, nur bewusstlos. Wir kommen nicht raus, die aber auch nicht rein.«
Der grauhaarige Arzt hatte dem Pfleger zwei Finger an den Hals gelegt und murmelte etwas vor sich hin.
»Tot?«, erkundigte sich Jay, obwohl es ihn nicht übermäßig interessierte.
»Nein, aber er sollte möglichst schnell vernünftig behandelt werden.«
Das war im Moment ausgeschlossen und besonders viel Mitleid empfand Jay für den Verbrecher nicht. Etwas anderes war viel wichtiger. Lorraine hatte sich auf das Bett geworfen und klammerte sich an Clive, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte.
Clive hatte die Augen geschlossen, aber als ob er Jays Blick spüren würde, öffneten sich seine Lider flatternd. Mit Mühe bekam Jay ein Grinsen hin. »Perfektes Timing, Partner.«
Clive stieß einen Seufzer aus, und Jay fragte sich, was er überhaupt mitbekommen hatte. Ohne sein Ablenkungsmanöver mit dem Infusionsständer, egal ob es nun Absicht oder Zufall war, hätte es für sie wesentlich schlechter ausgesehen.
Scott hielt sein Handy in der Hand. Der jüngere Arzt, der bisher kaum etwas gesagt hatte, sah das Gerät und runzelte die Stirn. »Mobiltelefone sind hier nicht gestattet.« Er stutzte und rieb sich über die Stirn. »Unter diesen Umständen können wir aber eine Ausnahme machen. Entschuldigen Sie, das war ein Reflex. Außerdem haben wir Wichtigeres zu klären. Clive? Können Sie mich verstehen? Wissen Sie, wo Sie sind?«
Jay sah noch, dass Clive wieder blinzelte, dann konzentrierte er sich auf Scotts Telefonat.
»Gut gemacht, aber geh kein Risiko ein. Es müssten jeden Moment zwei vom SWAT-Team eintreffen. Gib mir ein Signal, dann gehen Jay und ich raus.«
Scott hörte noch kurz zu und trennte dann die Verbindung. »Die Tür zum Treppenhaus ist elektronisch verriegelt, die Fahrstühle gestoppt. Chris hat das Ende des Korridors unter Kontrolle. Die Mistkerle sitzen fest und kommen hier nicht weg. Sobald er das Zeichen gibt, nehmen wir sie in die Zange.«
Die Maßnahmen waren selbst für das berühmte Improvisationstalent der SEALs ungewöhnlich. »Wie hat er das so schnell hinbekommen?«
»Er ist gleich nach dem ersten Schuss an den Sicherheitschef geraten, der sofort den Notfallplan für Amokläufe gestartet hat. Es wird nicht lange dauern, ehe sie begreifen, dass es aussichtslos ist, und sich zu einer Verzweiflungstat hinreißen lassen.«
Als ob ihre Gegner Scotts Einschätzung bestätigen wollten, prasselte etwas gegen die Tür. Der jüngere Arzt hob nicht einmal den Kopf. »Die ist kugelsicher. Wir haben diesen Trakt bewusst so ausgestattet. Wenn Sie mit Ihrer Aufräumaktion fertig sind, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie eine Sekunde Zeit hätten. Ihr Partner möchte Ihnen unbedingt etwas mitteilen. Seinem Blutdruck zufolge muss es wichtig sein.«
Ein lauter Knall brachte die Scheiben zum Beben.
Jay umfasste den Griff seiner Waffe fester. »Was war das?«
»Unser Zeichen. Los jetzt, aber halt nach Möglichkeit die Luft an und pass auf, dass du nicht auf unsere eigenen Leute schießt.«
Jay bekam keine Gelegenheit, Scott mitzuteilen, wie überflüssig die Ermahnung war. Auch FBI-Agenten kannten die Gefahr von Kreuzfeuer. Scott riss die Tür auf und Seite an Seite sprangen sie ins Freie und warfen sich zu Boden.
Jays Rippen und seine verletzte Seite protestierten mit einem schmerzhaften Pochen gegen die harte Landung. Automatisch schnappte er nach Luft und erstarrte innerlich. Obwohl er nichts von dem Gas sah, von dem Scott gesprochen hatte, spürte er einen widerlichen Geschmack im Mund. Dafür hatte er keine Zeit. Er musste einfach hoffen, dass die Konzentration nicht ausreichte, um ihm gefährlich zu werden. Die beiden SWAT-Mitglieder lagen zusammengekrümmt am Boden. Einige Meter hinter ihnen presste sich ein Mann mit Gasmaske an die Wand und sah in die entgegengesetzte Richtung. Das war dann wohl eines der sicheren Ziele, von denen Scott gesprochen hatte. Jay drückte ab und traf ihn an der Schulter. Die Waffe polterte zu Boden.
Neben ihm schoss Scott. Ein gedämpfter Aufschrei. Wieder einer weniger. Damit waren nur noch zwei Gegner übrig. Jay blinzelte, um seine Sicht zu klären. Eben hatte er die Silhouetten noch gesehen und gewusst, wo sie sich befanden. Am Ende des Korridors bewegte sich etwas. Er hob die Waffe und ließ sie wieder sinken. Das konnte ebenso gut Chris sein.
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