Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
küsste sie vor allen Anwesenden. »Und ich wäre da draußen fast gestorben, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass du mit dem Mistkerl in einem Raum bist. Tut mir leid, Beth, aber das erschien mir der sicherste Weg.«
»Hat Clive wirklich ausgesagt?«
»Ja, und es passt perfekt zusammen.« Jay betrachtete über ihre Schulter hinweg etwas und lächelte. »Und sieh dir an, was Steven aus Franks Tasche hervorgezaubert hat.«
Steven hielt einen Gegenstand in Größe einer Zigarettenschachtel hoch. »Sag ich doch, Störsender im Einsatz. Außerdem können wir ihm die Verbindung zu der Firma nachweisen, die von Alvarez über einige Umwege das Geld kassiert hat. Das war’s, der Fall ist abgeschlossen.«
O’Leary sackte bei Stevens Feststellung zusammen. Sollte Elizabeth noch an seiner Schuld gezweifelt haben, so war sie jetzt sicher, dass sie den Richtigen hatten. Es war tatsächlich vorbei. Ihre Erleichterung verflog, als sie Jays ausdruckslose Miene bemerkte. Sie konnte nicht einmal annähernd nachvollziehen, was es für ihn heißen musste, dass sein ehemaliger Chef, mit dem er jahrelang zusammengearbeitet und dem er vertraut hatte, für all das verantwortlich war, was Clive und ihnen zugestoßen war. Ihr fehlten die richtigen Worte, deshalb tastete sie nach seiner Hand und drückte sie.
Es dauerte einige Sekunden, dann sah es aus, als ob er aus einem bösen Traum erwachen würde. »Lass uns verschwinden. Steven und Jenna können übernehmen. Für das, was folgt, brauchen sie uns nicht.«
Elizabeth dachte an die endlosen Verhöre, Formulare und Berichte, die vor ihnen lagen. Nichts davon war so wichtig, dass einer von ihnen es sofort bearbeiten musste. Den Anfang konnten ihre Teammitglieder erledigen, und sie würden dann erst am nächsten oder vielleicht auch erst am übernächsten Tag dazustoßen. Jay brauchte dringend eine Pause, und sie würde dafür sorgen, dass er sie bekam. Sie zögerte nicht länger. »Lass uns gehen.«
Epilog
Luc suchte vergeblich nach einer bequemeren Haltung auf dem Sitz im Wartebereich des militärischen Teils des Frankfurter Flughafens. Ihr Anschlussflug würde erst in gut zwei Stunden starten, aber bis dahin hatte ihn die Geräuschkulisse in diesem hallenartigen Raum vermutlich in den Wahnsinn getrieben. Er hatte bewusst auf seine Vorrechte als ranghoher Offizier verzichtet und den abgetrennten, wesentlich ruhigeren Raum gemieden, um die Gefahr, dass jemand Hamid erkannte, so gering wie möglich zu halten. Seinen Freund schien die Umgebung nicht zu stören. Die Beine ausgestreckt und den Kopf in den Nacken gelegt, schlief er auf dem Sitz neben Luc. An Hamids Nerven gab es nichts auszusetzen. Weder hier noch zuvor im Flugzeug war ihm Nervosität anzumerken, obwohl er von amerikanischen Soldaten umgeben war, die ihn eigentlich suchten.
Lucs Handy sorgte mit einem Vibrieren für eine willkommene Ablenkung. Er pfiff leise durch die Zähne, als er sah, wie lang die Mail von Jay war. Vor ihrem Abflug hatten sich Scott und Jay darauf beschränkt, ihnen kurz und knapp mitzuteilen, dass der Fall gelöst und die Gefahr vorüber war. Das Treffen von Hamid mit Mounas Familie und später dann auch mit Lucs Familie hatte im Vordergrund gestanden, deshalb hatten sie bisher auch nicht weiter nachgefragt. Die Details hatten warten können, aber jetzt sog Luc jede Einzelheit in sich auf und fluchte leise, als er zu dem Motiv für Frank O’Learys Verhalten kam. Automatisch hatte er Paschtu gesprochen.
Hamid änderte seine Sitzhaltung nicht. »Was ist?«
Also hatte er doch nicht geschlafen. »Geld. Es ging Jays ehemaligem Vorgesetzten nur um das verdammte Geld. Er hat Bilanz gezogen und festgestellt, dass ihm nach seiner Pensionierung für die ganzen Jahre mehr zustehen müsste, als er bekommen würde. Der Mistkerl hat von einem Leben im Luxus geträumt und geglaubt, dass er sich das mit den Jahren beim FBI verdient habe. Deshalb hat er mit Alvarez zusammengearbeitet, und wie Jay und Beth vermutet haben, war es O’Learys Idee, diese neuen Absatzwege zu nutzen und auf mexikanischer Seite einige kleinere Drogenbosse auszuschalten. Sein Endziel war ein gigantisches Kartell, das unangreifbar gewesen wäre.« Luc schüttelte leicht den Kopf. »Wenn Jay nicht so verbissen hinter Alvarez her gewesen wäre, hätte der Plan durchaus gelingen können.«
»Und wieso hat er sich auf Jay gestürzt? Das war doch letztlich sein Fehler.«
»Als O’Leary selbst in einen anderen Bereich versetzt
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