Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
im Gefängnis verbringen musste. Das kam nicht in Frage.
Instinktiv suchte Luc bereits nach einem Fluchtweg, während er überlegte, wie die Rechtslage aussah. Der Flughafen lag auf deutschem Gebiet, aber eigentlich gehörte dieser Bereich den Amerikanern. Der Polizist wirkte nicht feindlich, sondern seine braunen Augen eher, als ob er sich ein Lachen verkneifen musste. Allerdings ging etwas von ihm aus, das deutlich machte, dass man sich besser nicht mit ihm anlegen sollte. Vermutlich war er im Gegensatz zu ihnen bewaffnet. Ein leichter Gegner sah anders aus, aber Luc war bereit, es drauf ankommen zu lassen, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
»Ich habe keine Ahnung, was Sie von uns wollen, aber Ihre Befugnisse enden dort drüben an der Tür.«
»Irrtum, Luc, das ist kein exterritoriales Gebiet, wie eine Botschaft, sondern hier gelten die deutschen Gesetze. Das habe ich auch schon dem Kerl am Eingang klargemacht. Wollen wir hier nun weiter diskutieren oder kommt ihr einfach mit? Mich kennt hier keiner, daher ist es mir egal, wie viel Aufsehen wir erregen. Wenn ihr euch umseht, werdet ihr feststellen, dass wir schon einige interessierte Zuhörer haben. Meinst du wirklich, dass es sinnvoll wäre, wenn jemand doch noch Hamid erkennt? Dann könnte es auch für mich schwierig werden, euch vor den Konsequenzen zu bewahren.«
Die vertrauliche Anrede überraschte Luc ebenso wie die Worte. Er konnte seine Ratlosigkeit nicht länger verbergen. »Läuft das auf eine Festnahme hinaus?«
»Führ mich nicht in Versuchung.«
Das saß. Hamid hatte das auf Deutsch geführte Gespräch verständnislos verfolgt. Immer noch ratlos zuckte Luc mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, was das wird. Aber …« Der zweite Mann kam auf sie zu, und beim Anblick der etwas zu langen schwarzen Haare fiel Luc endlich ein, woher sie sich kannten. Vor einigen Wochen hatte Luc ihn in Begleitung eines anderen SEALs an ihrem Trainingsparcours in Coronado getroffen. Der Polizist vor ihm grinste ihn nun spöttisch an und sprach auf Englisch weiter: »An Alexander müsstest du dich noch erinnern. Ihr habt euch vor einigen Wochen getroffen, er war mit Daniel unterwegs und hat Andi für dich angerufen.«
Die Erwähnung des deutschen Offiziers, der nicht nur Hamid kannte, sondern auch mit ihm befreundet war, beruhigte Luc endgültig, und auch Hamid entspannte sich deutlich. Damit hatte er jedoch immer noch keine Vorstellung, worauf dieses Treffen hinauslief.
Der Deutsche fuhr sich lächelnd durch die Haare. »Ich bin übrigens Dirk und habe die letzten Tage oder eher Nächte daran gearbeitet, bestimmte Umsatzdaten zurückzuverfolgen, die Kalil von Alvarez’ Rechner gezogen hat. So ist Jay auf die Firma gestoßen, die das Geld bekam. Eure Brüder hatten allerdings keine Lust, euch darüber zu informieren, dass wir parallel noch gemeinsam an einem anderen Projekt gearbeitet haben. Dafür mussten wir allerdings euren Flugplan etwas ändern. Im zivilen Bereich wartet ein Jet, der uns erst nach Hamburg und euch dann weiter nach Kabul bringen wird. Bis dahin haben wir aber noch eine Menge zu erledigen, also kommt endlich mit.«
Damit stand fest, dass ihre jüngeren Brüder an diesem Auftritt maßgeblich beteiligt waren.
»Kalil«, presste Hamid leise hervor, und auf seiner Stirn standen die gleichen Mordgedanken, die auch Luc in den Sinn gekommen waren. Er würde Jay umbringen.
Alexander hatte sie erreicht und schmunzelte zur Begrüßung. »Nette Brüder habt ihr. Ich konnte Dirk leider nicht davon abhalten, bei diesem Mist mitzumachen. Aber nachdem er die Nächte durchgemacht hat, um euch zu helfen, ist das eigentlich nur fair.«
Jetzt wusste Luc auch, warum Dirk dafür gesorgt hatte, dass er seinen Namen nicht erkennen konnte. Luc hatte schon einiges von dem deutschen Wirtschaftsprüfer gehört, der mit Mark Rawlins, seinem Vorgesetzten, eng befreundet war, und hätte bei dem Vornamen sofort den richtigen Rückschluss gezogen. Obwohl er dem Deutschen durchaus dankbar war, saß der Schock noch tief. Wenigstens bekam er ein Grinsen hin. »Eigentlich würde ich ja sagen, nett, dich kennenzulernen, Dirk, aber lass mir noch einige Minuten Zeit.«
Dirk winkte lächelnd ab. »Kein Problem, spätestens wenn Hamid die Papiere unterzeichnet, die Rob und ich vorbereitet haben, werdet ihr den kleinen Scherz vergessen haben. Kommt ihr jetzt endlich mit?«
Rob war an dieser merkwürdigen Vorstellung von Humor auch beteiligt? Nach seiner Rückkehr würde Luc
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