Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
endgültig nicht mehr zu denken, und das morgens um halb sechs.
Eine halbe Stunde später war sie frisch geduscht und hielt einen Becher Kaffee in der Hand. Während das Betriebssystem ihres Notebooks startete, färbte sich der Himmel vor ihrem Fenster rosa. Der Blick aus ihrem Apartment auf eine Kreuzung war ernüchternd, aber die Räume waren frisch renoviert gewesen und größer als bei den anderen Wohnungen, die sie sich angesehen hatte. Mit einem Anflug von Neid dachte sie an Jays Kommentar, dass er von zu Hause den Pazifik sehen konnte. Wie mochte es bei ihm aussehen? Und vor allem: Wie bezahlte er eine derartige Wohnung? Die Mieten stiegen ins Unermessliche, je dichter die Häuser am Wasser lagen.
Es würde einige ihrer Probleme lösen, wenn Jay sich als Verantwortlicher für die Probleme seines Teams herausstellte, aber daran glaubte sie nicht länger. Egal, wie lässig er auftrat, er war ehrlich bemüht, die Angelegenheit zu klären, und vielleicht waren sie endlich einen Schritt weiter. Gestern hatte sie absichtlich die Leine etwas lockerer gelassen, aber heute würde er ihr die offenen Fragen beantworten, und das schloss seine merkwürdigen Freunde mit ein. Weitere Ausflüchte würde sie ihm nicht durchgehen lassen. Die Erkenntnis, dass die Drogen aus Afghanistan oder Pakistan stammten, hatte ihn sichtlich getroffen, und sie wollte wissen, wieso. Und dann war da noch die Rolle der DEA. Hoffentlich konnte Jerry ihr die erforderlichen Informationen besorgen, was dort vor sich ging. Es wäre nicht das erste Mal, dass Ermittlungen schiefgingen, weil Behörden sich gegenseitig behinderten.
Sie blickte erneut auf die Uhr. Viertel nach sechs. Ob Jay schon aufgestanden war? Nur noch wenige Stunden, und sie würden wissen, ob er mit seinem Plan Erfolg hatte.
Jay ahnte nicht, dass sie vorhatte, die Ereignisse direkt vor Ort zu verfolgen, aber das würde er früh genug erfahren. Die Zeit bis dahin konnte sie nutzen, um nach Informationen über Verbindungen zwischen mexikanischen Drogenkartellen und Afghanistan zu suchen. Bei irgendeiner Behörde würde sie fündig werden, und wenn legale Mittel nicht weiterhalfen, würde sie eben Abkürzungen auf dem Datenhighway nutzen.
Gute zwei Stunden später erinnerte sie das Knurren ihres Magens daran, dass es Zeit für ein Frühstück war. Ihr Kühlschrank war so gut wie leer, aber ein Joghurt, dessen Mindesthaltbarkeitsdatum schon abgelaufen war, sah noch essbar aus. Dazu fand sie noch eine angetrocknete Scheibe Toast und einen verschrumpelten Apfel. Nach Feierabend musste sie dringend einkaufen, sonst würde das Abendessen ausfallen.
Mit ihrer mageren Beute kehrte sie zum Notebook zurück. Das Fazit ihrer Nachforschungen gefiel ihr nicht. Die DEA war definitiv an dem Thema Afghanistan dran. Sie verstand nur nicht, warum das Interesse von New York und nicht von dem Büro in San Diego auszugehen schien. Leider kam sie nicht an die Dateien heran, und das war ungewöhnlich. Bisher hatten ihre Fähigkeiten ausgereicht, um sich überall dort Zugriff zu verschaffen, wo sie sich etwas ansehen wollte. Die Schlussfolgerung gefiel ihr nicht. Jemand hielt die Sache für so wichtig, dass sämtliche Standardprozeduren durch spezielle Sicherheitsprotokolle ersetzt worden waren. Das war schlecht, sehr schlecht. Von ihrem Notebook aus hatte sie keine Chance, auf diese Dateien zuzugreifen. Dazu müsste sie sich Zugang zu einem Rechner der Behörde verschaffen und dann ausreichend Zeit haben, aber das war so gut wie ausgeschlossen.
Hoffentlich brachte sie die geplante Festnahme des Restaurantbesitzers weiter, denn das hier sah nach einer Sackgasse aus. Sie konnte ja schlecht nachts ins Gebäude der DEA einbrechen, obwohl der Gedanke durchaus seinen Charme hatte. Nach all den Fragen wurde es Zeit für ein paar Antworten.
Mittlerweile müsste Jay eigentlich schon den Haftbefehl in den Händen halten. Nur ein vertrauenswürdiger Richter und eine Staatsanwältin mit einem hervorragenden Ruf waren in die Aktion eingeweiht. Beide wussten um die Brisanz des Falles und von den Schwierigkeiten, mit denen das FBI kämpfte.
Um jeden Fluchtversuch oder die erneute Vernichtung von Beweismitteln auszuschließen, wollten Clive und Jay die Festnahme ohne Unterstützung des San Diego Police Departments durchführen, und genau das gefiel Elizabeth nicht. Zwei FBI-Agenten waren im Zweifel zu wenig, also würde sie ebenfalls am Ort des Geschehens sein. Sie machte sich über ihre praktische Erfahrung
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