Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
schüttelte leicht den Kopf. »Dann gehen wir eben zu dritt rein, aber komm uns nicht in die Quere. Es interessiert mich im Einsatz einen Dreck, wer welchen Rang hat. Da geht’s ums Überleben. Ist das klar?«
Allmählich reichte es ihr. »Tu nicht so, als ob ich ein kleines Kind wäre, DeGrasse. Nach dieser Festnahme ist ein ausführliches Gespräch fällig.«
Einlenkend hob er die Hände. »Schon gut. Ich mache mir eben Sorgen um deine Sicherheit, das wird doch wohl noch erlaubt sein. Vergiss nicht, dass deine Stärke nicht unbedingt draußen im Einsatz liegt. Das kannst du leugnen, so viel du willst. Es geht nicht darum, dass ich deine Fähigkeiten in Frage stelle, sondern dir fehlt einfach die Erfahrung.«
Ein leises Räuspern erklang hinter ihr. »Wenn ihr dann so weit seid, sollten wir langsam reingehen.«
Ein Blick von Jay reichte, und das spöttische Grinsen verschwand aus Clives Gesicht. »Guten Morgen, Ma’am. Wenn ich es richtig verstanden habe, gehen wir zu dritt rein.«
Jay brummte eine Zustimmung und wollte ohne ein weiteres Wort Richtung Restaurant gehen, aber Clive hielt ihn zurück.
»Sekunde, Partner. Du hast vorhin eine Rückendeckung erwähnt. Ich sehe niemanden.«
Das erste Mal zeigte sich Jays gewohntes Grinsen. »Das ist auch Sinn der Sache. Wenn sie dir aufgefallen wären, hätten sie den falschen Job.«
Während Elizabeth kein Wort verstand, nickte Clive sichtlich erleichtert. »Da hätte ich auch selbst drauf kommen können. Gute Idee, Jay. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Sollen wir?«
Das wortlose Verständnis der beiden regte sie erneut auf und nur mühsam bekam sie ihren Ärger in den Griff. Was war eigentlich so schlimm daran, dass die Männer befreundet waren und sich entsprechend gut kannten?
Üblicherweise waren morgens neben dem Besitzer nur vier Angestellte im Restaurant, von denen sich zwei in der Küche und zwei im Gastraum aufhielten. Sonst wäre Jay nie das Wagnis eingegangen, die Festnahme mit Clive alleine durchzuführen. Das Backup durch die SEALs war ursprünglich nicht geplant gewesen, aber er war froh darüber und seit dem unerwarteten Auftauchen von Elizabeth noch mehr als zuvor. Die Frau machte ihn wahnsinnig, tauchte hier auf, als ob es um das Ausfüllen irgendwelcher überflüssiger Formulare ging. Alaska? Sie überschätzte ihre Autorität um Längen, aber es würde ihm ein Vergnügen sein, das später zu klären.
Obwohl sie direkt neben ihm ging, ignorierte er sie. Mehr konnte er im Moment nicht tun, um sein Missfallen auszudrücken. Hoffentlich reichte es, um ihr klarzumachen, wo ihr Platz war.
»Warte mal.«
Clives Aufforderung kam überraschend, aber sofort blieb Jay stehen. »Was ist los?«
»Der Fahrradständer steht noch nicht draußen und die Blumenschale fehlt auch noch. Das ist um diese Zeit ziemlich ungewöhnlich. Die Frühstückszeit hat längst begonnen.«
Wenn Elizabeth ihn nicht abgelenkt hätte, wäre es ihm vielleicht selbst aufgefallen. Andererseits war er kaum vor Ort gewesen, sondern Clive hatte diesen Part übernommen. Unschlüssig überlegte Jay, was das bedeuten konnte. Nachdem auch sein Freund ihm signalisierte, weiterzumachen, stand seine Entscheidung fest. Sie würden so vorgehen, wie sie es besprochen hatten. Nun ja, zumindest Clive und er hatten darüber gesprochen. Mit seinem Freund und langjährigem Partner an der Seite sollte eigentlich nichts schiefgehen. Sie hatten schon so viele brenzlige Situationen überstanden, dass das Risiko überschaubar war – trotz Elizabeth.
»Wir gehen rein. Sollte es uns drinnen nicht gefallen, können wir uns immer noch einen Kaffee bestellen und kommen später mit Verstärkung wieder.«
»Wie du meinst, Boss.«
Die Anrede ließ Elizabeth zusammenzucken, aber sie hielt ausnahmsweise den Mund und ignorierte auch das flüchtige Grinsen, das Clive und er wechselten. Die Provokation war seinem Freund eindeutig gelungen, aber letztlich nur eine harmlose Revanche für ihr unerwartetes Auftauchen. Und sie hatten wichtigere Probleme. Sämtliche Instinkte warnten ihn nun, dass irgendetwas nicht stimmte, doch er hatte keinen konkreten Anhaltspunkt einer unmittelbaren Bedrohung. Langsam ging er weiter und beobachtete noch aufmerksamer als zuvor die Umgebung. Nicht nur die Blumen und der Fahrradständer fehlten, auch die obligatorische Werbetafel war noch nicht draußen aufgebaut.
Vor dem ersten Fenster des Restaurants blieb er stehen. Soweit er erkennen konnte, war im Innenraum nur ein
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