Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
es stattdessen mit einer ausgiebigen Rückenmassage bei deinem Bruder?«
Jasmin zog eine Augenbraue hoch. »Also geht es euch gut, und ihr jammert nur so herum wie die alten Männer im Winter vorm Lagerfeuer. Hast du Luc schon über deine Pläne aufgeklärt, Hamid?«
Dieses Mal kam Hamids Stöhnen aus vollem Herzen. »Und ich hatte gehofft, du bringst ihr Manieren bei.«
Luc schnaubte abfällig. »So wie es dir bei deiner Frau gelungen ist? Was für Pläne?«
»Kann das nicht bis nach dem Essen warten?
»Nein.«
»Dann sollten wir uns das nächste Mal ohne Jasmin und Alima treffen. Ich wollte in Ruhe mit dir reden. Aber um es kurz zu machen: Ich werde dich begleiten.«
Trotz der Freundschaft zwischen den Frauen konnte Luc ausschließen, dass Jasmin über sein Vorhaben gesprochen hatte. Damit war völlig unklar, wieso Hamid über seine Pläne informiert war. Es sei denn, sein Freund bluffte.
»Das klingt, als ob du wüsstest, was ich vorhabe.«
Hamids braune Augen lachten ihn förmlich aus, obwohl seine Miene ansonsten ernst blieb.
»Man sieht es nicht oft, dass ein SEAL ratlos ist, aber du kommst bestimmt noch drauf, wieso ich weiß, was du vorhast. Ich werde Alimas Essen, das sie euch zu Ehren gekocht hat, nicht herabwürdigen, indem ich es kalt werden lasse. Nur soviel, Luc: Deine Satellitenbilder mögen technisch perfekt sein, aber ich kenne einen Weg, über den wir unser Ziel in vier statt der geplanten sieben Tage erreichen. Es wird zwar etwas beschwerlich, aber dafür sind wir auch früher wieder bei unseren Familien. Über den Rest reden wir unterwegs, dann haben wir Zeit genug. Nur noch ein Punkt: Ich hätte einen Freund niemals alleine losziehen lassen, aber in diesem Fall tue ich es nicht nur für dich, sondern auch für mein Land. Wenn die Männer, die mit Opium reicher und reicher werden, noch mehr an Einfluss gewinnen, wird die Regierung noch korrupter, und die letzte Hoffnung auf Ordnung in diesem Land verschwindet. Ich kann mein Dorf vielleicht auf Dauer gegen die ISAF-Truppen schützen und einen fragilen Frieden mit den Extremisten halten, aber nicht auch noch gegen die Menschen kämpfen, die das Land regieren und in eine bessere Zukunft führen sollten. Stimmst du zu oder müssen wir die Diskussion nach dem Essen fortführen?«
Damit hatte Luc die letzte Bestätigung, dass Hamid bestens über seine Pläne informiert war, aber er vertraute ihm genug, um sich deshalb nicht unwohl zu fühlen. Und außerdem war ihm mittlerweile eingefallen, dass Andi, der deutsche Offizier, und Joss, der DEA-Agent, für den er unterwegs war, befreundet waren.
»Ich danke dir für dein Angebot, mein Freund, und weiß es zu schätzen. Natürlich werde ich dich nicht beleidigen, indem ich die Diskussion fortsetze.«
Jasmin runzelte die Stirn und schob eine der Schüsseln dichter an Luc heran.
»Seit wann sind Männer so vernünftig? Alima und ich hatten erwartet, dass ihr euch stundenlang deswegen streitet.«
Hamid und Luc wechselten einen Blick, in dem tiefes Verständnis lag, dann griffen beide gleichzeitig zu der Schüssel mit den in Honig gerösteten Mandeln.
»Das ist als Nachttisch gedacht, und das wisst ihr genau. Finger weg! Ihr seid schlimmer als Bassir mit seinen fünf Jahren.«
Hamids Sohn erschien wie auf Kommando aus der Küche und stürzte sich ebenfalls auf die Schüssel mit der Nascherei. Im Gegensatz zu Luc und Hamid wurde er mit einem Streicheln über die Haare belohnt und keineswegs zurückgehalten.
»Findest du das fair?«
Lucs Beschwerde stieß auf taube Ohren. »Wie kann ich ihm böse sein, wenn ihr es ihm vormacht?«
Da jetzt auch noch Alima mit dem restlichen Essen zu ihnen kam, gab er es auf. Gegen beide Frauen hatten er und Hamid keine Chance. Ein guter Soldat wusste, wann ein Kampf aussichtslos war.
7
Seit ihrem letzten Blick auf den Wecker waren gerade fünf Minuten vergangen. Seufzend zog sich Elizabeth die Decke über den Kopf. Sie war müde und müsste dringend schlafen, aber es war aussichtslos, da konnte sie eigentlich gleich aufstehen.
Wie anders sähe die Sache aus, wenn Jay neben ihr liegen würde. Mit einem Ruck fuhr sie hoch. Müdigkeit war eine Sache, aber solche Fantasien deuteten auf einen ernsthaften Realitätsverlust hin. Jay war einer ihrer Mitarbeiter. Punkt. Bisher hatte sie kaum etwas an ihm gemocht. Punkt. Das hatte sich am Vorabend geringfügig geändert. Punkt. Geringfügig! Da war alles. Großer, dicker, abschließender Punkt.
An Schlaf war jetzt
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