Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
dass er Kisten schleppen musste, während sein Boss sich mit Hamid unterhielt. Die Arme vor der Brust verschränkt, vernachlässigte Mike für den Moment seine Aufgabe und beobachtete gemeinsam mit einem grauhaarigen Soldaten, wie Luc weiter zum Cockpit des Hubschraubers ging.
Worum es bei dem Gespräch auch ging, keiner der beiden Männer schenkte der Umgebung die notwendige Aufmerksamkeit. Luc musste sich ein Lachen verkneifen, als er erste Worte der auf Englisch geführten Unterhaltung aufschnappte. Sie redeten über ihre Frauen und Kinder? Na gut, wenn sie sonst keine Probleme hatten …
Vor Vorfreude grinsend ließ er geräuschlos das Magazin aus seinem Gewehr gleiten, nur um es im nächsten Moment wieder laut einrasten zu lassen. Lachend wich er zurück, als bei dem metallischen Geräusch beide herumfuhren, jeweils die Hand an der eigenen Waffe.
»Zu spät, Jungs. Ich hätte euch gehabt.«
Aus dem Bereich des Laderaums erklangen spöttische Rufe und Pfiffe.
Andi, Mikes vorgesetzter Offizier, schüttelte den Kopf. »Die SEALs und ihr abartiger Sinn für Humor.«
Der Schlag auf den Rücken, mit dem er Luc begrüßte, hatte es in sich und hätte ihn fast zu Boden geschickt, aber Luc zuckte mit keiner Wimper.
Hamid verzichtete auf einen Kommentar und umarmte ihn stattdessen fest. »Schön dich zu sehen, mein Freund.«
Luc erwiderte die Umarmung herzlich.
»Was geht hier eigentlich vor? Ist die deutsche Bundeswehr als Spedition unterwegs?«
Andi nickte. »Damit liegst du gar nicht so falsch. Wir haben einen Außenposten geräumt und ich sah keinen Sinn darin, die Technik in der Wüste verrotten zu lassen. Die Amis schuldeten mir noch einen kleinen Gefallen und haben mir den Vogel geliehen.«
Hamid deutete auf die Kisten. »Die Solarkollektoren haben genug Leistung, um damit ein oder zwei Häuser zu versorgen, darunter das Gebäude, das wir als Schule ausbauen wollen.«
Nachdem Hamid und Luc im Kampf gegen einen brutalen Warlord erfolgreich gewesen waren, hatten sich etliche von dessen Anhängern in Hamids Dorf niedergelassen, aber mit dem Bau einer Schule hätte Luc nicht gerechnet, obwohl es natürlich nahe lag.
Andi wirkte ausgesprochen zufrieden. »Ich freue mich, endlich etwas zu tun können, das euch wirklich hilft, Hamid. Und trotzdem ist das als Dank eigentlich viel zu wenig. Rede mit Luc, vielleicht kann er etwas wegen der schwachsinnigen Vorschriften unternehmen. Ich setze nach meiner Rückkehr auch einen Freund auf das Thema an, der Experte im Ausnutzen von Gesetzlicheslücken ist.«
Also hatte Hamid den Deutschen geholfen, aber mehr konnte Luc nicht mit Andis Worten anfangen. »Worum geht es?«
Hamid winkte ab. Typisch für ihn, vermutlich hatte Andi genau deshalb das Thema aufgeworfen.
Seufzend übernahm Andi die Erklärung: »Es gibt modernere und leistungsfähigere Solaranlagen, die perfekt geeignet wären, um das Dorf mit Energie zu versorgen. Es könnten damit sogar Pumpen angetrieben werden, die ausreichen, um jedes Haus mit fließendem Wasser zu versorgen. Aber leider gibt es Ausfuhrbeschränkungen der amerikanischen Regierung, wegen angeblich ambivalenter Nutzungsmöglichkeiten. Einer der Hersteller sitzt in Norddeutschland, aber da die deutsche Regierung dieses schwachsinnige Abkommen anerkannt hat, kann Hamid den Mist nicht bestellen, obwohl er durchaus die finanziellen Ressourcen dazu hätte.«
Dinge wie Badezimmer und Küche hielten die meisten Menschen in Amerika und Deutschland für selbstverständlich, aber in den abgelegenen Bergregionen des Hindukusch waren sie immer noch Luxus. Andi war der Ärger über die Ausfuhrbestimmungen anzumerken.
Hamid zuckte lediglich mit den Schultern. »Das ist nicht euer Problem. Lasst uns das unerwartete Treffen nicht mit solchen unnützen Überlegungen verschwenden.«
Andis Blick schweifte in die Ferne, dann legte er Hamid eine Hand auf die Schulter. »Die Probleme eines Freundes werden zu eigenen, das solltest du wissen. Aber genug davon. Ich hoffe, es kommt eine Zeit, in der wir uns ungehindert an jedem beliebigen Ort treffen können. Du wärst bei mir zu Hause jederzeit willkommen, Hamid.«
»Und du hier. Auch ohne wertvolle Fracht.«
Es musste seit ihrer letzten gemeinsamen Aktion einiges passiert sein, dass die beiden sich angefreundet hatten, und Lucs Neugier wuchs. Aber das würde er später mit Hamid klären und den Moment nicht mit Fragen vergeuden.
Unerwartet grinste Hamid breit. »Im Moment sollten wir uns lieber
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