Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
dem Porsche nach. »Du hast mir gerade noch gefehlt. Ist es schön heiß und staubig dort, wo du gerade bist?«
»Reichen knapp fünfundvierzig Grad Celsius, um deine Bruderliebe anzufachen?«
»Melde dich wieder, wenn ihr die fünfzig-Grad-Grenze geknackt habt.«
Lucs tiefes Lachen ertönte. »Du bist also noch sauer.«
»Nein, kein bisschen.« Jay horchte kurz in sich hinein, aber es war die Wahrheit. »Du konntest nicht wissen, dass die DEA uns ausbremst.«
»Rob hat mir erzählt, dass du vorhast, dir Joss vorzunehmen. Pass auf, wenn du dich mit ihm anlegst. Er ist Paschtune. Die spielen nicht unbedingt fair.«
Im Hintergrund war ein scharfer Protest zu hören, der Luc erneut zum Lachen brachte. »Ich dachte, du wärst alleine unterwegs.«
»Hatte ich auch vor, aber gegen den paschtunischen Dickschädel, der mich begleitet, kommt kein Mensch an. Pass auf, Jay. Joss Rawiz ist eigentlich in Ordnung. Die Mail, die Scott mir weitergeleitet hat, passt nicht zu ihm. Es muss irgendwelche Gründe für sein Verhalten geben, und es ist völlig richtig, dass du ihn dir vornimmst.«
Die Zustimmung seines Bruders bedeutete Jay mehr, als er erwartet hatte. »Ich wollte seine Tarnung als Druckmittel benutzen, um ihn zum Reden zu bringen. Meinst du, das klappt?«
»Garantiert. Er ist aus gutem Grund fanatisch darauf bedacht, seine Identität zu schützen und das nicht nur wegen der DEA, sondern auch wegen seiner afghanischen Familie. Ich mag ihn, aber bis er dir gegenüber mit offenen Karten spielt, brauchst du ihn nicht von mir zu grüßen. Nur eins noch, Jay. Ich tue das hier, weil es getan werden muss. Nicht deinetwegen und schon gar nicht für Joss. Verstanden, Kleiner?«
»Klar und deutlich. Pass auf dich auf, Großer.«
»Also, im Vergleich zu dem, was da gerade bei dir läuft, ist das hier der reinste Erholungstrip. Pass auf dich auf, Jay. Da gibt es nur noch einen kleinen Punkt, den wir klären müssen.«
»Und der wäre?«
»Du hast deine geliebte Chefin mit zu Mom genommen?«
Obwohl er sofort die Verbindung trennte, hörte er noch Lucs Lachen, und auch Rob sah ihn mit einer Miene an, die ihn zum Fluchen brachte. »Habt ihr keine anderen Themen als meine …« Ihm fehlte der passende Ausdruck. Sparringspartnerin würde es nach dem letzten Schlagabtausch am besten treffen. Wütend wandte er sich an Rob.
»Was wollte Luc eigentlich von dir?«
»Meine Dienste als Anwalt in Anspruch nehmen. Irgendwelche schwachsinnigen Embargogesetze verhindern, dass seine Freunde drüben vernünftige Sonnenkollektoren kaufen können. Ich muss mich mal schlau machen, wie wir das umgehen können.«
»Seit wann unterliegen solche Dinger denn Ausfuhrbeschränkungen? Die kann sich doch jeder aufs Dach pappen.«
»Das gilt nur für den Privatgebrauch. Die Variante, an der Luc interessiert ist, hat soviel Power wie ein kleines Kraftwerk. Da gelten dann schon andere Gesetze.«
Jay schüttelte den Kopf. »Ein SEAL sucht nach Gesetzeslücken, um seinen Taliban-Freunden zu helfen. Die Welt wird immer verrückter.«
»Nicht jeder Paschtune ist ein Taliban, das solltest du wissen. Der Begriff wird im Westen viel zu undifferenziert benutzt.«
»Nun geh nicht gleich auf mich los. Das weiß ich doch.« Hinter einem der Fenster zeigte sich für einen Sekundenbruchteil die Gestalt eines Mannes, dann verschwand sie wieder, aber Jay ahnte, wer ihnen zugehört hatte.
»Tu lieber was Sinnvolles und überzeug deinen Freund endlich davon, dass ich nicht als FBI-Agent hier bin. Selbst wenn etwas gegen ihn vorliegen würde, wäre es mir egal.«
Jay hätte selbst dann nichts unternommen, wenn der Name von Mounas Vater auf irgendeiner offiziellen Fahndungsliste gestanden hätte. Die Navy sah es ebenso, denn Lucs Vorgesetzter sorgte dafür, dass Murat die bestmögliche medizinische Behandlung bekam. Auch die Familie DeGrasse schuldete dem Mann einiges, weil er eine Kugel abgefangen hatte, die Jasmin gegolten hatte.
»So denkt er nicht. Er will dich nicht in einen Gewissenskonflikt bringen, das ist alles.«
»Tut er nicht. Wie geht’s seinem Bein?«
»Besser. Mit ausreichend Geduld und entsprechendem Training bekommt er seine volle Beweglichkeit zurück.«
Seine Familie hatte sich gegen ihn verschworen. Das war eindeutig. Wenn er nicht auf Phils Sachverstand und vor allem dessen Geräte angewiesen gewesen wäre, hätte Jay ihm die Meinung gesagt oder wäre ersatzweise aus dem Gästezimmer gestürmt, in das sich Phil, Beth und er
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