Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Crashkurs, wie wir dort hineinkommen.«
Der Gedanke an den beabsichtigten Einbruch gefiel Elizabeth immer noch nicht, obwohl sie keinen anderen Weg sah. »Ich hätte meinen Ausweis wirklich zu Hause lassen sollen.«
»Du kannst noch jederzeit aussteigen.«
»Niemals. Vielleicht spendieren sie uns eine gemeinsame Zelle.«
Jay lehnte sich zurück und ein laszives Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Das wäre ein Grund, sich erwischen zu lassen.«
Ehe ihr eine passende Antwort eingefallen war, erklang ein dezenter Gong, gefolgt von Raymonds Stimme aus den verborgen angebrachten Lautsprechern. »Wenn du den Landeanflug vom Cockpit aus verfolgen willst, komm nach vorne, Elizabeth. Jay, du schnallst dich an und machst deinen Computer aus.«
Beleidigt verzog Jay das Gesicht. »Das ist unfair, sonst durfte ich immer vorne sitzen.«
Lachend stand Elizabeth auf. »Du klingst gerade wie ein quengelndes Kleinkind. Tschüss, mein Kleiner, bis später und sei schön brav.«
Sein fröhliches Zwinkern verriet ihr, dass er sie nur aufgezogen hatte. Es blieb dabei, er war unmöglich.
Die Landung im Cockpit mitzuerleben war ein einmaliges Erlebnis gewesen. Wie gut, dass Raymond die Gulfstream alleine flog, und der Sitz des Kopiloten deshalb frei gewesen war. In wenigen Stunden würden sie weiter nach New York fliegen und Raymond hatte ihr schon angeboten, dieses Mal auch beim Start neben ihm zu sitzen. Sie freute sich darauf wie ein Kind auf Weihnachten. Die Beschleunigung und dann das Gefühl zu schweben mussten unglaublich sein.
An Jays Organisationstalent gab es nichts auszusetzen. Direkt vor dem Flughafen hatte ein Mietwagen auf sie gewartet und nun waren sie anscheinend unterwegs zu Jays Eltern. Elizabeth wusste immer noch nicht, was sie davon halten sollte, und dachte lieber an Raymond.
Jay warf ihr einen schnellen Seitenblick zu. »Bist du in Gedanken bei unserem Fall?«
»Ehrlich gesagt eher bei Raymond.«
»Vorsichtig, der ist glücklich verheiratet und hat zwei Kinder in unserem Alter.«
Sie beschränkte sich auf einen vernichtenden Blick. »Verrätst du mir jetzt, woher ihr euch kennt?«
»Mein Vater und er kennen sich aus ihrer Zeit bei der Army. Sie sind enge Freunde.«
Und daraus machte er so ein Geheimnis? Da musste mehr dahinterstecken.
Jay setzte den Blinker und fuhr auf den Parkplatz einer großen Shopping Mall. »Warum stoppen wir hier?«
»Weil ich noch ein Geschenk für ein ganz besonderes Mädchen brauche. Bei der Auswahl könnte ich allerdings deine Hilfe gebrauchen, denn sie ist nicht so wie andere in ihrem Alter.«
Die Auswahl an rosafarbenen Spielsachen erschlug Elizabeth. Langsam drehte sie sich einmal im Kreis und schüttelte sich. Rosa und Glitzer, wohin sie auch sah. Nichts davon erschien ihr passend für Mouna, deren Schicksal sie beinahe zum Weinen gebracht hätte. Das afghanische Mädchen war im Alter von sechs Jahren von einem französischen Reporter vergewaltigt worden. Kaum war sie genesen, hatte sie sich selbst mit der Pistole ihres Vaters schwer verletzt, weil sie sich ohne Waffe nicht mehr aus dem Haus traute. Was die restliche Geschichte betraf, hatte sich Jay nur sehr vage geäußert. Mounas Vater erholte sich anscheinend bei Jays Eltern von einer Verletzung, weil er der Lebensgefährtin von Jays Bruder das Leben gerettet hatte.
Langsam schritt Elizabeth durch den Gang. Das Zeug mochte zu amerikanischen Mädchen passen, deren größtes Problem war, dass sie nicht das neueste Spiel sofort bekamen, aber nicht zu Mouna. Schließlich blieb sie vor einer verschlossenen Vitrine stehen. Die Kuscheltiere eines deutschen Herstellers wirkten beinahe lebensecht.
Jay war ihr dicht gefolgt. »Wenn ich es mir aussuchen kann, will ich einen Sohn haben. Ansonsten übernimmst du den Spielzeugeinkauf. Ich habe ab sofort eine Allergie gegen rosafarbene Einhörner und Ponys in sämtlichen Farben des Regenbogens.«
Gemeinsames Kind? Sie verschluckte sich bei der Vorstellung fast, bekam sich aber noch unter Kontrolle. »Träum weiter. Außerdem ist das unfair, denn bei den Rennbahnen und Modellfahrzeugen könntest du dich vermutlich den ganzen Tag aufhalten.«
»Da hast du nicht ganz Unrecht. Wir reden noch einmal darüber, wenn es soweit ist. Du meinst, diese Viecher könnten was sein? Ich glaube, damit liegst du richtig.«
Er winkte eine Verkäuferin herbei. Der Preis interessierte Jay nicht, sodass sie sich einen Augenblick später schon für einen kuscheligen Hasen entschieden hatten.
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