Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Als die Verkäuferin den Schrank wieder schließen wollte, hielt Jay sie zurück. »Die kleine Eule bitte auch noch.«
An der Kasse ließ Jay den Hasen einpacken, während er ihr die Eule reichte. »Ein kleiner Dank für deine Hilfe. Ich wäre da eben alleine hoffnungslos verloren gewesen, und ich finde, sie passt zu dir.«
Ihm war natürlich nicht entgangen, dass sie sich von dem kleinen Vogel kaum hatte trennen können. Eigentlich war das Geschenk viel zu teuer, aber ein Blick in die braun-goldenen Augen und jeder Gedanke an eine Ablehnung verflog. Sanft strich sie mit dem Finger über den flauschigen Bauch. »Die Details sind unglaublich.«
Weil sie mit Puppen und Kuscheltieren nicht so gespielt hatte, wie es andere Kinder taten, hatten ihre Eltern ihr überwiegend Bücher und Puzzles geschenkt. Kein zotteliger Bär oder kuscheliger Hund war für sie da gewesen, wenn sie todunglücklich auf ihrem Bett gelegen und sich in die Welt des Wissens geflüchtet hatte.
Jay grinste sie an. »Wenn du gerne vergleichen möchtest …« Er hob sein T-Shirt etwas an.
Lachend knuffte sie ihn in die Rippen. »Du bist alles Mögliche, aber bestimmt nicht flauschig.« Sie ahnte seine nächste Antwort. »Ich warne dich, DeGrasse. Sei lieber still, ich möchte nicht wissen, wie hart du bist oder ähnliche Sauereien.«
Er lachte laut los. »Das wollte ich eigentlich nicht sagen, aber jetzt, wo du es erwähnst …«
Nachdem sie die Shopping Mall hinter sich gelassen hatten, wurde Jay von Minute zu Minute stiller. Immer wieder warf er ihr Seitenblicke zu und schließlich atmete er tief durch. »Sei bitte gleich nicht zu sauer auf mich. Ich habe hunderte Male überlegt, wie ich dir das möglichst schonend beibringe, aber mir ist einfach nichts eingefallen.«
Außer dem Meer, das gelegentlich hinter den parkähnlichen und mit neuester Sicherheitstechnik abgeschirmten Grundstücken hervorblitzte, gab es nichts zu sehen.
»Was meinst du?«
»Das wirst du gleich merken.« Er lenkte den Wagen in eine Einfahrt und holte seinen eigenen Schlüssel hervor. Sie hatte den schwarzen Anhänger für einen USB-Stick gehalten, aber als er jetzt auf einen Knopf drückte, schwangen die Torbögen auseinander.
Vor ihnen lag ein lang gezogener Kiesweg. Von einem Gebäude war noch nichts zu sehen, trotzdem fiel ein Puzzleteil an die richtige Stelle. »Das hier ist dein Zuhause?«
Auf der rechten Seite tauchte ein Haus auf, das aus ›Vom Winde verweht‹ hätte stammen können. Säulen umrahmten die weiße Holzveranda, und direkt hinter dem Haus lag ein Teich, auf dem Seerosen in den unterschiedlichsten Farben blühten. Welch ein Gegensatz zum Strand und dem Meer auf der linken Seite, die ebenfalls nur wenige Meter entfernt waren.
»Das ist traumhaft.«
Ein Mädchen sprang die Stufen der Veranda herunter und sah ihnen erwartungsvoll entgegen. Als sie Jay erkannte, rannte sie ihnen entgegen. Jay konnte gerade noch aussteigen, dann hing sie an seinem Hals. »Ich habe schon gehört, dass du kommst. Wie schön, Jay.«
So viel bekam Elizabeth mit, dann ging die Unterhaltung in einer Sprache weiter, von der sie kein Wort verstand. Das Mädchen war eine wahre Schönheit. Lange, lockige Haare umrahmten ein ausdrucksvolles Gesicht, in dem blau-grüne Augen strahlten. Ihr Mund stand keine Sekunde still. Elizabeth genoss den Anblick und fühlte sich nicht ausgeschlossen, obwohl sie mit dem Geschenk in der Hand nur hilflos zusehen konnte.
Neben ihr ertönte ein leises Lachen. »Das kann noch dauern. Mouna liebt jeden der Brüder, aber Luc und Jay ganz besonders. Sie stand schon die letzte Stunde am Fenster, um nach euch Ausschau zu halten.«
Eine Frau mit glatten schwarzen Haaren, das von Silberfäden durchzogen war, war zu ihnen getreten und beobachtete die Begrüßung der beiden ebenfalls lächelnd. Das musste Ana sein, die zunächst Haushälterin und dann so etwas wie eine zweite Mutter für die DeGrasse-Brüder geworden war. Ihr Gesicht war faltenlos, und ihre Haltung gerade, beinahe königlich.
»Du bist also Elizabeth. Ich bin Ana. Hat Jay dir von seiner Familie erzählt?«
»Ich glaube, er hat entscheidende Teile ausgelassen.« Sie machte eine Bewegung mit dem Arm, die sowohl das Haus als auch den Teich und den Garten, der eher einem Park glich, umfasste. »Von dem hier hat er kein Wort gesagt. Das Haus ist ein Traum. Ich fühle mich wie im Film. Wie gut, dass du Jeans und Bluse trägst, ein Kleid mit Reifrock hätte mich jetzt an meinem Verstand
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