Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
zurückgezogen hatten. So biss er die Zähne zusammen, verbarg seinen Unmut so gut, wie es ihm möglich war, und beschränkte sich weiter auf die Statistenrolle, die die beiden ihm zugedacht hatten. Es war nur ein kleiner Trost, dass Phil von Elizabeths technischem Wissen und vor allem ihrer schnellen Auffassungsgabe beeindruckt war. Als ob es nicht reichte, zu wissen, wie ein Gerät bedient werden musste. Die dahinterliegenden Schaltpläne interessierten Jay nicht. Als er es gewagt hatte, seine Meinung zu äußern, hatten ihn die beiden angesehen, als ob er ein Sakrileg begangen hätte.
Es dauerte endlos lange, bis Elizabeth sich zurücklehnte. »Perfekt. Das müsste klappen.«
Zu dem Ergebnis war er schon vor über einer Stunde gekommen, aber Jay verkniff sich einen passenden Kommentar.
»Risiken sind zwar noch da, aber sie halten sich im vertretbaren Rahmen. Schlimmstenfalls landet ihr in Handschellen auf einem New Yorker Polizeirevier. Das gilt allerdings nur für euren Einbruch. Sobald die Bluthunde wieder eure Fährte aufgenommen haben, wird’s richtig gefährlich. Haltet euch den Rücken frei und seid auf alles vorbereitet. Mir gefällt das Ganze nicht.«
»Glaubst du, mir? Deshalb werden wir es beenden. Punkt.«
Phils Antwort bestand in einem seiner Blicke, die Jay schon als Kind gehasst hatte, weil sie ihm das Gefühl gaben, etwas ausgesprochen Dämliches gesagt oder getan zu haben. Wieso hatten seine Eltern nicht noch weitere Söhne nach ihm bekommen, bei denen er die Chance gehabt hätte, diese Karte zu spielen? Das Leben war unfair.
»Ich fliege morgen früh nach Beirut, sonst hätte ich eure Rückendeckung übernommen. Was ist mit Scott?«
»Bereit, wenn ich es sage. Im Moment hat er mehr freie Zeit, als ihm recht ist.«
»Gut, wenigstens etwas. Über Alvarez ist kaum etwas herauszubekommen, und über diesen Anwalt noch viel weniger. Ohne Luc wäre ich nie darauf gekommen, dass der eine Doppelrolle spielt. Unterschätze ihn nicht, solange du nicht weißt, wo seine Interessen liegen.«
»Werde ich schon nicht. War’s das jetzt?«
Ein Lächeln milderte die strengen Züge seines Bruders, und Jays schlechtes Gewissen meldete sich zu Wort. Phil wirkte hagerer und angespannter als bei ihrem letzten Treffen. Schon während ihrer Kindheit hatte sich Phil bei Problemen von ihnen zurückgezogen und alles mit sich selbst ausgemacht, und daran hatte sich bis heute nichts geändert.
Jay erwiderte das Lächeln. »Du solltest dich an deine eigenen Ratschläge halten, Phil. Wenn wir dir helfen können, sind wir für dich da.«
»Das weiß ich. Aber im Moment gibt es nichts, das ihr tun könntet. Gibt es noch Fragen?«
Elizabeths gesamte Konzentration galt den Geräten vor ihr auf dem Tisch oder Phil. Jays Anwesenheit schien sie nicht mehr wahrzunehmen. Die Eiskönigin war zurückgekehrt, aber nur ihm gegenüber. Seinem Bruder begegnete sie offen und freundlich. Sie schwieg einige Sekunden, ehe sie den Kopf schüttelte. »Wenn es Probleme gibt, müsste die Zeit reichen, um die Konfiguration entsprechend anzupassen.«
Phil nickte anerkennend. »Das denke ich auch. Wenn du genug von Typen wie Jay hast, kannst du jederzeit bei mir anfangen.«
»Das klingt verlockend.« Sie warf Jay einen Blick zu, der ihn irgendwo zwischen lästigem Insekt und Pest einordnete. »Vorher wüsste ich aber gern, für wen ich dann arbeiten würde.«
Gespannt wartete Jay auf die Antwort. Weder er noch einer seiner Brüder hatten es bisher gewagt, diese Frage zu stellen. Sie alle akzeptierten die unsichtbare Grenze, die Phil um seinen Job zog.
»Für mich. Ich bin als Freelancer für die Regierung unterwegs.«
Elizabeth zeigte auf die Geräte, die dem neuesten Stand der Technik entsprachen und im normalen Handel nicht erhältlich waren.
»Und woher bekommst du dann solches Spielzeug? Bestimmt nicht im Laden deines Vaters.«
»Nein, das wohl eher nicht. Geld und Technik wird mir von der NSA gestellt, aber wenn es hart auf hart kommt, kennen die mich nicht.« Phil wandte sich direkt an Jay und seine beinahe schwarzen Augen lachten ihn förmlich aus. »Ihr hättet einfach nur fragen müssen.«
»Ich wollte nicht … das heißt, keiner von uns wollte, dass du denkst, dass … Ach, vergiss es. Ich gebe es auf. Ihr scheint euch ja großartig zu verstehen und mich nicht zu brauchen. Viel Spaß noch.«
Sein Verlassen des Raumes glich einer Flucht, aber das war Jay egal, ebenso wie er Elizabeths Lachen ignorierte. Ehe sie anfing,
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