Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
Hand haben, darum wollten wir so Zugang zu ihm bekommen. Es ging um einen harmlosen Grundstückskauf, der über zwei dazwischengeschaltete Überseegesellschaften abgewickelt wurde. Für uns ist immer noch unklar, ob er auf dem Areal zwischen San Diego und der Grenze ein Geschäft aufzieht, um Geld zu waschen, oder so dumm ist, dort einen eigenen Produktionsbetrieb aufzubauen. Denn eins ist klar, er bekommt aus dem Hindukusch Rohopium geliefert, und das muss erst noch entsprechend behandelt werden.«
»Wo macht er das im Moment?«
Joss klickte sich auf dem Notebook durch einige Verzeichnisse und rief dann ein Foto auf. »Hier, keine hundert Meilen hinter der Grenze.«
Elizabeth beugte sich vor. »Ist das ein Dorf?«
»Nein. Seine Luxusranch. In den flachen Gebäuden vermuten wir seine Labors. Viel Fachwissen braucht man nicht, um aus Opium Heroin zu machen. Im Iran kann das jeder kleine Straßenhändler.«
»Was sagen die Mexikaner dazu?«
»Schwieriges Thema. Von der örtlichen Polizei hat Alvarez nichts zu befürchten, die hat er bezahlt. Wir könnten theoretisch dort selbst militärisch eingreifen, aber dafür fehlen uns die Beweise. Wir haben buchstäblich nichts in der Hand, außer einige Zeugenaussagen und Ermittlungsergebnisse, die jeder Richter in Sekunden zerfetzen würde. Der elende Grundsatz ›Wissen ist nicht beweisen‹ macht uns aktuell alles kaputt.«
»War schon jemand vor Ort und hat sich den Laden angesehen?«
Joss schüttelte den Kopf. »Wir hatten darauf spekuliert, dass er mich bei weiteren geschäftliche Verhandlungen vielleicht dorthin einlädt. Dann hätte ich mich dort umgesehen und eventuell ausreichende Beweise gegen ihn gefunden, aber danach sieht es im Moment nicht aus. Zwei Versuche, Leute von ihm abzuwerben, sind gescheitert, und ihre Leichen waren nicht gerade im Bestzustand, als man sie in der Wüste fand. Von Abschreckung versteht der Kerl etwas. Die Straßen, die zu seiner Ranch führen, sind fest in der Hand seiner Männer. Es ist praktisch unmöglich, sich dem Ort unbemerkt zu nähern. Wir haben noch andere Fotos, aus denen ganz klar hervorgeht, dass seine elektronischen Spielereien vom Feinsten sind.« Joss tippte auf eine überdimensionale Satellitenschüssel. »Das hier hat er nicht, um seine Fernsehprogramme zu empfangen, sondern um den Luftraum zu überwachen. Selbst wenn wir eine Kommandoeinheit dorthin schicken würden, wäre das für die Männer ein enormes Risiko. Und ohne ausreichende Beweise bekommen wir die Freigabe sowieso nicht. Die mexikanische Regierung reagiert zunehmend empfindlich auf unsere Einmischungen, und der Kurs des Präsidenten ist unvorhersehbar.«
Damit hatte Joss absolut recht. Es war nahezu unmöglich vorherzusagen, in welche Richtung der Wind in der amerikanischen Regierung aktuell wehte. Der Wechsel zwischen moderatem Vorgehen und energischem Durchgreifen geschah nach einem Schema, dessen Sinn sich Jay nicht erschloss.
»Wollt ihr deshalb das Übel an der Quelle eindämmen?«
Elizabeths Miene war ein einziges Fragezeichen. »Was meinst du damit?«
Joss wollte antworten, warf dann aber Jay einen Blick zu, der eine stumme Frage enthielt.
Jay antwortete mit einem kaum merklichen Kopfschütteln, das der Anwalt mit hochgezogener Augenbraue zur Kenntnis nahm. Das unausgesprochene ›deine Sache – ich hoffe, du weißt, was du tust, wenn du ihr die Rolle deines Bruders verschweigst‹ hing zwischen ihnen, aber gleichzeitig auch Verständnis für die Verschwiegenheit über Lucs Job. Schon längst hatte Jay seine Vorbehalte gegenüber Joss über Bord geworfen und verstand nun, warum der Anwalt mit Luc und Scott befreundet war. Der Job ihrer Brüder, über die sie nicht besonders glücklich waren, geschweige denn offen reden konnten, schaffte ein zusätzliches Band zwischen ihnen.
»Dein Bruder ist auch älter, oder?«
Joss nickte. »Ist er, und manchmal ist es die Pest.«
Sie wechselten einen Blick, in dem pures Verständnis über die Rolle als jüngerer Bruder eines SEALs lag.
Elizabeths Faust krachte auf den Tisch und brachte das Notebook ins Schwanken. »Wenn ihr mit eurem stummen Austausch unter Männern fertig seid, würde ich auch gerne wissen, worum es geht.«
Joss’ Mundwinkel schossen nach oben, dann hielt er sich eine Hand vor den Mund und räusperte sich. »Die DEA sieht sich derzeit im Hindukusch um. Eine reine Aufklärungsmission, um bei Bedarf einzugreifen.«
So konnte man es natürlich auch nennen. Jay legte den Kopf
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