J.D.SALINGER Neun Erzählungen
Hand und feuerte das volle Magazin in seiner Automatik auf das Geräusch des schweren, zischenden Atems des lachenden Mannes ab.
Hier endete die Folge.
Der Häuptling zog seine Dollar - Ingersoll aus der Uhrentasche, schaute darauf, schwang sich dann auf seinem Sitz herum und ließ den Motor an. Auch ich schaute auf die Uhr. Es war beinahe halb fünf. Als der Bus anfuhr, fragte ich den Häuptling, ob er nicht auf Mary Hudson warten wolle. Er gab mir keine Antwort, und bevor ich meine Frage wiederholen konnte, wandte er den Kopf zurück und sagte zu uns allen: »Jetzt sind wir mal ein bisschen still in diesem verdammten Bus .« W as sie auch sonst noch gewesen sein mochte, die Aufforderung war im Grunde unangebracht. In dem Bus war es schon davor sehr, sehr ruhig gewesen und auch danach. Beinahe jeder dachte daran, in welcher Klemme der lachende Mann nun steckte. Sorgen machten wir uns schon lange keine mehr um ihn – dafür hatten wir viel zu großes Vertrauen in ihn – , aber seine gefährlichsten Augenblicke nahmen wir niemals ruhig hin.
Beim dritten oder vierten Inning unseres Baseballspiels an jenem Nachmittag erblickte ich Mary Hudson von der ersten Base aus. Sie saß auf einer Bank ungefähr hundert Meter links von mir, eingekeilt zwischen zwei Kindermädchen mit Kinderwagen. Sie trug ihren Bibermantel, sie rauchte eine Zigarette, und sie schien zu unserem Spiel herüberzusehen. Aufgeregt über meine Entdeckung, schrie ich sie dem Häuptling zu, der hinter dem Werfer stand. Er kam schnell zu mir, ohne richtig zu rennen. »Wo?«, fragte er mich. Ich zeigte erneut hin. Er starrte einen Augenblick in die richtige Richtung, sagte dann, er sei gleich wieder da, und verließ das Feld. Er verließ es langsam, öffnete dabei den Mantel und steckte die Hände in die Gesäßtaschen seiner Hose. Ich setzte mich auf die erste Base und wartete. Als der Häuptling Mary Hudson erreichte, war s ein Mantel wieder zugeknöpft und seine Hände hingen an den Seiten herunter.
Er stand ungefähr fünf Minuten vor ihr, redete anscheinend mit ihr. Dann stand Mary Hudson auf, und zusammen gingen sie zum Baseballfeld. Beim Gehen redeten sie nicht und schauten einander auch nicht an. Als sie das Feld erreichten, nahm der Häuptling wieder seine Position hinter dem Pitcher ein. Ich brüllte ihm zu: »Spielt sie denn nicht? « E r sagte mir, ich solle die Klappe halten. Ich hielt die Klappe und beobachtete Mary Hudson. Sie ging langsam hinter der Plate herum, die Hände in den Taschen ihres Bibermantels, und setzte sich schließlich auf eine falsch stehende Spielerbank unmittelbar hinter der dritten Base. Sie zündete sich wieder eine Zigarette an und schlug die Beine übereinander.
Als die Warriors dran waren, ging ich zu ihrer Bank und fragte sie, ob sie Lust habe, im linken Feld zu spielen. Sie schüttelte den Kopf. Ich fragte sie, ob sie erkältet sei. Wieder schüttelte sie den Kopf. Ich sagte, ich hätte keinen fürs Left Field. Ich sagte, ich hätte einen, der Center Field und Left Field spielte. Auf diese Information hin kam überhaupt keine Reaktion. Ich schleuderte meinen First - Baseman - Handschuh in die Luft und bemühte mich, dass er auf meinem Kopf landete, doch er fiel in eine Matschpfütze. Ich wischte ihn an der Hose ab und fragte Mary Hudson, ob sie einmal zum Essen zu mir nach Hause kommen wolle. Ich sagte, der Häuptling komme auch häufig. »Lass mich in Ruhe«, sagte sie. »Lass mich bitte einfach in Ruhe .«
I ch starrte sie an, ging dann in Richtung der Warrior - Bank weg, zog dabei eine Mandarine aus der Tasche und warf sie in die Luft. Auf der Mitte der Foul Line an der dritten Base machte ich kehrt und ging wieder zurück, den Blick fest auf Mary Hudson gerichtet, die Hand fest u m meine Mandarine. Ich hatte keine Ahnung, was zwischen dem Häuptling und Mary Hudson lief (und in einem ziemlich niederen, intuitiven Sinn habe ich noch immer keine), dennoch hätte ich mir nicht sicherer sein können, dass Mary Hudson aus der Aufstellung der Komantschen auf Dauer herausgefallen war. Es war jene völlige Sicherheit, die, wie unabhängig sie auch immer von der Summe der Fakten war, das Rückwärtsgehen riskanter als sonst machen kann, und so prallte ich denn auch voll gegen einen Kinderwagen.
Nach einem weiteren Inning wurde das Licht fürs Fangen zu schlecht. Das Spiel wurde abgebrochen, und wir machten uns daran, unsere Ausrüstung einzusammeln. Als ich Mary Hudson zum letzten Mal richtig sah, war sie bei
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