J.D.SALINGER Neun Erzählungen
der Bus mit einem eigenartigen, amateurhaften Rucken an. Die Komantschen schwiegen bis auf den letzten Mann.
Auf der Weiterfahrt zu unserem normalen Parkplatz beugte sich Mary Hudson auf ihrem Sitz nach vorn und berichtete dem Häuptling begeistert von den Zügen, die s ie verpasst und dem Zug, den sie nicht verpasst hatte; sie wohnte in Douglaston, Long Island. Der Häuptling war sehr nervös. Er steuerte nicht nur nichts Eigenes zum Gespräch bei, er konnte auch kaum dem zuhören, was sie sagte. Der Knauf des Schaltknüppels löste sich in seiner Hand ab, das weiß ich noch.
Als wir aus dem Bus stiegen, blieb Mary Hudson dicht bei uns. Bestimmt hatte, als wir schließlich den Baseball - Platz erreichten, jeder Komantsche einen Manche - Mädchen - w issen - e infach - n icht - w ann - s ie - n ach – Hause m üssen - Blick im Gesicht. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, bekundete Mary Hudson, als ein anderer Komantsche und ich eine Münze warfen, welche Mannschaft als Erste aufs Feld geht, den sehnsüchtigen Wunsch, mitzuspielen. Die Reaktion darauf hätte nicht eindeutiger sein können. Hatten wir Komantschen zuvor einfach nur auf ihr Weiblichsein gestarrt, funkelten wir es nun finster an. Sie lächelte zurück. Es war ein Hauch verstörend. Dann griff der Häuptling ein und offenbarte etwas, was zuvor eine wohlverhüllte Neigung zur Inkompetenz gewesen war. Er nahm Mary Hudson beiseite, so eben außer Hörweite der Komantschen, und redete offenbar eindringlich, rational auf sie ein. Schließlich unterbrach Mary Hudson ihn, und ihre Stimme war für die Komantschen gut vernehmbar. »Aber ich will doch!«, sagte sie. »Ich will auch spielen! «
D er Häuptling nickte und versuchte es erneut. Er zeigte zum Innenfeld hin, das aufgeweicht und voller Löcher war. Er nahm einen regulären Schläger und demonstrierte ihr dessen Gewicht. »Das ist mir gleich«, sagte Mary Hudson entschieden. »Ich bin den ganzen Weg bis nach New York gekommen – zum Zahnarzt und überhaupt – , und ich werde spielen .«
D er Häuptling nickte erneut und gab auf. Vorsichtig ging er zur Home Plate, wo die Braves und die Warriors, die beiden Komantschen - Teams, warteten, und sah mich an. Ich war Kapitän der Warriors. Er nannte den Namen meines normalen Center Fielder, der krank zu Hause war, und schlug vor, Mary Hudson solle seinen Platz einnehmen. Ich sagte, ich bräuchte keinen Center Fielder. Der Häuptling fragte mich, was zum Teufel ich denn damit meine, ich bräuchte keinen Center Fielder. Ich war schockiert. Zum ersten Mal hatte ich den Häuptling fluchen hören. Zudem spürte ich auch noch, dass Mary Hudson mich anlächelte. Um die Fassung zu wahren, nahm ich einen Stein und warf ihn gegen einen Baum.
Wir gingen als Erste aufs Feld. Im ersten Inning kam noch nichts in Richtung Center Field. Von meiner Position an der ersten Base warf ich hin und wieder einen Blick zurück. Jedes Mal winkte Mary Hudson mir fröhlich zu. Sie trug einen Fängerhandschuh, ihre unnachgiebige Wahl. Es war ein grässlicher Anblick.
Mary Hudson schlug in der Aufstellung der Warriors als Neunte. Als ich ihr die Regelung mitteilte, verzog sie ein wenig das Gesicht und sagte: »Na, dann b e eilt euch mal .« U nd tatsächlich beeilten wir uns. Sie schlug im ersten Inning. Dafür zog sie ihren Bibermantel – und ihren Fängerhandschuh – aus und ging in einem dunkelbraunen Kleid zur Plate. Als ich ihr einen Schläger gab, fragte sie mich, warum der denn so schwer sei. Der Häuptling verließ seine Schiedsrichterposition hinter dem Werfer und kam besorgt herbei. Er sagte Mary Hudson, sie solle das Schlägerende auf die rechte Schulter legen. »Das mache ich doch«, sagte sie. Er sagte, sie solle den Schläger nicht zu verkrampft halten. »Das tu ich doch gar nicht«, sagte sie. Er sagte, sie solle den Blick fest auf den Ball gerichtet halten. »Mach ich«, sagte sie. »Aus dem Weg .« B eim ersten Ball, der auf sie geworfen wurde, holte sie mächtig aus und schlug ihn über den Kopf des Left Fielders hinweg. Er war gut für ein normales Double, doch sie kam damit noch bis zum Triple – und stand.
Als meine Verblüffung, dann meine Ehrfurcht, dann meine Freude nachgelassen hatten, sah ich zum H äuptling hinüber. Er schien weniger hinter dem Werfer zu stehen als vielmehr über ihm zu schweben. Er war ein vollkommen glücklicher Mann. Von der dritten Base her winkte Mary Hudson mir zu. Ich winkte zurück. Ich hätte mich nicht daran hindern
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