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Je länger, je lieber - Roman

Je länger, je lieber - Roman

Titel: Je länger, je lieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Boxershorts loszuwerden, was nicht so einfach war im Wasser.
    »Komm!« Er zog sie schwimmend mit sich zum Ufer, wo sie sich ihrer letzten Wäschestücke entledigten. Behutsam senkte sich Bruno auf Mimi herab, die im seichten Wasser lag. Ihre Beine umschlangen seine Taille. Ihre Hände strichen über seinen Rücken und hinauf bis zum Nacken. Er hörte nicht auf, sie zu küssen, während sie sich liebten. Sie ließen sich Zeit dabei, Zeit, sich zu streicheln und den Körper des anderen zu erforschen. Zeit zu verstehen, was hier gerade am Ufer des Waldsees passierte. Sie ließen sich Zeit, bis sie schließlich schwer atmend dicht aneinandergeschmiegt lagen, um sich zu wärmen. Als Mimi vor Kälte anfing zu zittern, ließ Bruno sie los. »Ich komme gleich wieder.«
    Für einen Augenblick verschwand er im Dunkeln und kam dann mit ihren Kleidern wieder. Er reichte ihr seinen Wollpulli und ihre Jogginghose. »Nicht dass du dich erkältest.« Er zog sich seine Jeans und das T-Shirt an und setzte sich dann etwas erhöht auf eine Baumwurzel. »Komm her.«
    Mimi kuschelte sich in seinen Pullover, der angenehm nach ihm duftete. Nun hatte sie seit Ewigkeiten wieder einmal Sex gehabt. Wie hatte es passieren können, dass sie diese wunderbare, großartige Sache so lange aus ihrem Leben verbannt hatte? Wo doch ihr Mann Nacht für Nacht neben ihr gelegen hatte? Wie konnte es passieren, dass man sich so gegen das eigene Glück stemmte? Gegen die eigenen Wünsche? Gegen die eigenen Träume?
    Bruno rutschte nah zu ihr heran, legte seinen Arm um ihre Schulter und blickte hinauf zum Mond, der in dieser klaren Nacht von Sternen umringt am Himmel stand. »Erinnerst du dich noch, wie wir früher im Garten gesessen haben, während deine Großmutter Äpfel schälte und uns unglaubliche Geschichten von ihren Schifffahrten nach Spanien erzählte, die sie ganz allein als junges Mädchen unternommen hatte? Es klang so, als hätte auch sie weltreisende Abenteurerin sein wollen. Genau wie du.«
    Es tat gut, dass Bruno noch dieses aufregende Bild von Mimi hatte, was doch eigentlich längst nicht mehr zutraf, mal abgesehen von ihrem spontanen Kopfsprung in den nächtlichen Waldsee. Und doch wollte sie ihrem alten Freund dieses Bild nicht nehmen, sondern lieber wieder selbst an ihre Abenteuerlust glauben. Vielleicht konnte sie so wieder frei und mutig drauflosgehen. Sie blickte ihn von der Seite an. Er sah gut aus. Und so vertraut. Es war, als würden sie einfach da weitermachen, wo sie damals verfrüht aufgehört hatten. Als sei kein bisschen Zeit seitdem vergangen. Sie verschlang ihre Finger in seinen. Wie groß seine Hand war. »Kannst du dich noch an irgendeine ihrer Geschichten erinnern?«
    »Puh.« Er nahm ihre Hand in seine und küsste sie. »Lass mal sehen. Ich glaube, besonders einprägend fand ich ihre Erzählung, wie sie als zwölf- oder dreizehnjähriges Mädchen ganz allein vorne am Bug des Frachtdampfers stand, der noch von Granatsplittern aus dem Ersten Weltkrieg durchlöchert war. Mit jedem Auftauchen aus den Wellen schoss das Meerwasser aus diesen Löchern. In ihrem Matrosenanzug, den sie von ihrer Mutter bekommen hatte, damit sie sich auf ihrer Reise sicher wie ein Seemann fühlte, stand sie da, schaute in die tosende Gischt und wartete darauf, dass mindestens Moby Dick auftauchen würde. Oder irgendein anderes wildes Meeresungeheuer. Oder wenigstens der Eisberg, der die Titanic zum Sinken gebracht hatte.«
    »Ach was!« Mimi schüttelte lachend den Kopf. »Das hat sie erzählt?« »O ja!« Bruno drehte ihr sein Gesicht zu und blickte ihr einen langen Moment tief in die Augen. Dann fuhr er leiser fort. »Sie selbst war noch ganz berauscht von ihren Erinnerungen an die damalige Zeit.«
    »Und doch hat sie Waldblütenhain nie mehr für eine große Reise verlassen«, flüsterte Mimi. Soweit durfte sie es mit sich nicht kommen lassen. Sie würde morgen nach Kanada fliegen, um in Dotty’s Cove nach Jacques Barreto zu suchen. Vielleicht lebte er noch immer dort. Diese Idee schwirrte schon seit dem Nachmittag in ihrem Hinterkopf herum. Jetzt fasste sie den Entschluss. Dieser Abend hier, mit Bruno auf der Baumwurzel, mit Blick auf den Waldsee, fühlte sich so viel echter an als all das, was hinter ihr lag und womit sie sich schon bald wieder würde befassen müssen. Mit der Galerie, dem Ende einer Ehe, diesem ganzen Erwachsenenkram. Doch jetzt war die Nacht durchwoben von Freiheit und Verheißung. Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf

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