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Je länger, je lieber - Roman

Je länger, je lieber - Roman

Titel: Je länger, je lieber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Bindung einzugehen. Vielleicht hatte er aber auch gar kein Interesse daran. Schon als Teenager hatte er nie eine feste Freundin gehabt, immer nur Mädchen, mit denen er sich ein paarmal fürs Kino getroffen hatte. Auch eine Art, schmerzhaften Trennungen aus dem Weg zu gehen.
    »Hey.« Bruno hielt ihr sein Weinglas hin, um mit ihr anzustoßen. »Du bist so still. Beschäftigt dich etwas?«
    »Mich?« Mimi sah überrascht auf und hob nun auch ihr Glas. »Nichts. Nichts. Ich habe mich nur…«
    »Ja?« Bruno nahm einen Schluck Wein und beobachtete sie belustigt, wie sie ihr Glas in einem Zug leerte. »Was hast du?«
    »Ich habe mich nur gefragt«, sie räusperte sich und stellte ihr Glas zurück. »Also, ob du mit jemandem zusammen bist?«
    »Nein, bin ich nicht. Zumindest nicht im Moment. Was keine Absicht ist. Ich habe nur noch nicht die Richtige gefunden.«
    »Und«, fuhr sie hastig fort, »ich habe gedacht, wie viel Zeit seit damals vergangen ist, was alles passiert ist und…«
    »Und was aus uns geworden ist?« Er zerkleinerte seine Kartoffeln, während er Mimi über die Kerzenflammen hinweg ansah. »Aus mir ist ein Mann geworden, der ständig unterwegs und selten zu Hause ist, sich aber eigentlich nichts sehnlicher wünscht als eine Familie mit zwei oder drei Kindern, einem Hund und einem gemütlichen Zuhause mit Ehefrau und Baumhaus. Eben das ganze Programm.« Er lachte und blickte dann auf seinen Teller. »Und was ist aus dir geworden? Haben sich deine Wünsche erfüllt?«
    »Tja.« Sie runzelte die Stirn. »Um es auf den Punkt zu bringen: Aus mir ist, wie erträumt, eine verheiratete Frau geworden, die nicht mehr mit ihrem Mann spricht und wieder bei ihrer Großmutter eingezogen ist. Wie du siehst, bin ich wunschlos glücklich.«
    »Und was ist mit deinem Traum, weltreisende Abenteurerin zu werden? Hat sich der etwa erledigt?« Jetzt sah er wieder auf und steckte sich ein Stück Kartoffel in den Mund.
    »Wollte ich das werden?« Tatsächlich erinnerte sie sich, wie sie an einem regnerischen Nachmittag Bruno und Felix in der Räuberhöhle großspurig erklärt hatte, wo sie überallhin reisen wollte. Feuerland. Die Osterinseln. Timbuktu. Aber war das wirklich ein dringender Wunsch gewesen oder mehr eine Fantasie?
    »Ja! Du wolltest eine Abenteurerin werden.« Er grinste breit. »Mit Messer im Gürtel und Dreitagebart. Du wolltest um die ganze Welt reisen und dich durch den Dschungel kämpfen oder mit dem Floß über den Ozean segeln. Was weiß ich. Du hast ständig davon geredet. Als käme für dich nichts anderes infrage.«
    »Oh, ihr Armen! Ich erinnere mich zumindest daran, dass ich Koalabären in Australien vor schlimmen Augenkrankheiten retten wollte.« Mimi lachte kopfschüttelnd und faltete an der Serviette herum, die neben ihrem Teller lag. »Vermutlich hat mich nur die Angst vor Spinnen daran gehindert.«
    »Dann steht der Sache ja nun nichts mehr im Weg. Jetzt, wo du deine Spinnenphobie überwunden hast.« Bruno nahm einen Schluck Wein und ließ seinen begeisterten Blick auf Mimis Gesicht ruhen. »Das trifft sich gut! Wegen dir bin ich nämlich ursprünglich mal Pilot geworden! Damit ich dich an all deine Ziele bringen kann. Wenn du willst, können wir sofort losfliegen!«
    »Ich komme gern darauf zurück!« Sie lächelte verwegen. Flirtete sie etwa mit ihrem alten Freund? Kam das vom Wein?
    »Warum nicht gleich? Morgen früh fliege ich nach Lissabon, wir könnten einen netten Abend miteinander verbringen, uns die Stadt ansehen oder an die Küste fahren. Warst du schon mal da?« Er sah sie mit seinen dunkelblauen Augen auffordernd an.
    Mimi senkte ihren Blick. Ihr wurde ganz warm. »Nur auf Geschäftsreise. Also mit grauenhaftem Termindruck und Hetzerei, ohne überhaupt mitzubekommen, wo ich war, weil ich schon wieder im Taxi und im nächsten Flieger saß.«
    »Das klingt traurig!« Plötzlich legte Bruno seine Hand auf ihre und strich sanft darüber. »Wir müssen dich zurück ins Leben holden! Erinnerst du dich an den alten Autoreifen, der am Ast über dem See hängt? Von dem wir damals ins Wasser gesprungen sind? Zu den Schlingpflanzen, die einen in die Tiefe hinunterziehen, wenn man beim Schwimmen nicht aufpasst?«
    »O ja!« Mimi stieß einen wohligen Seufzer aus. »Vielleicht sollte ich das mal wieder tun. Würdest du denn mitmachen?« Sie blickte ihren Jugendfreund herausfordernd an und trank ihr zweites Glas Wein in einem Zug aus.
    »Ob ich mitmachen würde?« Er lächelte. Dann ließ er seine

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