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Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Je mehr ich dir gebe (German Edition)

Titel: Je mehr ich dir gebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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Singen«, sagt sie. »Bei der Aufnahmeprüfung im September muss ich vorsingen.«
    »Warum?«
    »Das gehört zur Prüfung.«
    Sie stehen vor einer roten Ampel. Kolja sieht sie von der Seite an, seufzt. »Wenn ich ein Maler wäre, würde ich dein Profil malen. – Und nicht nur dein Profil, so schön bist du.«
    Hinter ihnen hupt ein Auto. Die Ampel ist grün.
    Koljas Komplimente sind wie ein lauer Sommerwind. Julia legt eine Hand auf seinen Arm. Noch nie hat sie so viele Komplimente bekommen. Kolja ist so lieb zu ihr. Sie schaut aus dem Fenster, in den Himmel. Blau mit kleinen weißen Wolken. Sie muss sich wirklich bald überlegen, was für ein Lied sie singen wird und wer ihr beim Üben helfen kann. Helen vielleicht. Sie wird Helen nachher mal anrufen.
    »Willst du wirklich auf diese Filmschauspielschule?«, fragt Kolja.
    »Bitte?«
    »Ob du wirklich auf diese Schauspielschule willst?«
    »Ja!«
    »Aber sind die Chancen, als Schauspielerin Geld zu verdienen, nicht sehr gering?«
    »Meinst du denn, dass du als Architekt mal genug Geld verdienen wirst?«
    »Klar. Das ist doch ein solider Beruf.«
    »Wie Schauspielerei, oder?« Sie lacht.
    Er sieht sie fragend an, lacht nicht mit, schaltet ruckartig in den zweiten Gang, dann wieder in den dritten, überholt ein Auto von rechts. Es ist das erste Mal, dass sie ihn irritiert sieht, sonst ist er immer die Ruhe selbst und strahlt Überlegenheit aus. Vielleicht hat er heute einfach mal schlechte Laune.
    »Du fragst dich bestimmt gerade, ob ich das ernst meine«, sagt Julia.
    »Was, dass Schauspielerei ein solider Beruf ist?«
    »Ja.«
    »Natürlich kann das ein solider Beruf sein. Und ein aufregender dazu. Aber nur wenige schaffen es.«
    »Ich weiß. Glaubst du an mich?«
    »Natürlich glaube ich an dich!«
    »Jonas hat auch an mich geglaubt. Mehr als das. Er hat es gewusst, genau wie ich, dass die Schauspielerei das Richtige für mich ist. Und er hat mich unterstützt.«
    Kolja nickt, tritt aufs Gas, schaltet in den vierten Gang, fährt 80, obwohl hier nur 50 erlaubt sind. Julia hat den Drang, sich am Armaturenbrett abzustützen.
    »Bitte, fahr nicht so schnell«, sagt sie.
    »Sorry«, sagt Kolja und geht vom Gas.
    Bei ihm zu Hause liegt ein Zettel auf dem Küchentisch, von seinem Vater: Hi Kolja, muss heute schon zurück nach Kottbus. Hab noch schnell eingekauft. Ruf dich nachher an. Wollen wir Donnerstag zusammen essen gehen? LG Paps
    In der Wohnung gibt es alles: Chips, Sekt, einen Joint und Sonne auf dem Küchentisch.
    »Ich glaube, ich möchte gar nichts rauchen«, sagt Julia.
    »Mach ruhig«, sagt Kolja leise. »Das macht dich schön weich und geschmeidig.«
    Weich und geschmeidig … wie schön sich das anhört … als sei sie eine Katze. – Mocca war weich und geschmeidig. Und wie eine Katze hatte Julia manchmal ihre Wange in Jonas’ Halsbeuge geschmiegt.    
    Letztes Mal, als sie mit Kolja in der Badewanne saß, hat er ihre Füße genauso liebkost, wie Jonas das gemacht hätte, und in dem Moment war auch fast alles wieder gut, da war es, als fände eine Heilung statt, als wüchse ihre abgehackte andere Seite wieder an. Aber auch wenn sie durch Kolja Jonas sehr nahe kommt, bleibt Kolja doch Kolja, mit seinem Atem, seinem Geruch, seinem Verlangen nach ihr.
    Dieses Mal zieht Kolja sie in der Küche aus. Sie hält still, erstaunt über die Zärtlichkeit und Ruhe, mit der er ihr die Knöpfe aufmacht, obwohl sein Blick verrät, dass er sich kaum zurückhalten kann, dass er sich beherrschen muss. Julia schließt die Augen, lässt es geschehen. Die Art und Weise, wie er sie berührt, kommt ihr bekannt vor. Sie schmiegt sich in seine Bewegungen, hört, wie der Kühlschrank brummt; von draußen Straßengeräusche, jemand ruft, ein Hund bellt, ein Auto rast über das Kopfsteinpflaster – und überall seine Hände. Dann ist es still, auch in ihr, sie setzt sich auf einen Küchenhocker, nackt, mit geschlossenen Augen und spürt nur noch seine Hände auf ihrem Rücken, wie sie den Nacken hinaufgleiten, sich nach vorn, bis zum Schlüsselbein vortasten – und seitlich, über die Schultern ausweichen. Eine Gänsehaut tröpfelt ihr über den Busen.
    Kolja steht hinter ihr. Sie lehnt sich an ihn – ihr Rücken an seiner Brust, sie hört sein Herz schlagen. Es rennt. Sie würde gern aufstehen und sich auf einen anderen Hocker setzen, damit er sie besser sehen kann, aber sie ist schon ganz nackt. Jonas hätte ihr niemals alles auf einmal ausgezogen. Kolja muss noch

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