Je mehr ich dir gebe (German Edition)
auf sie zu, kommt aber nicht durch die flimmernde Luft. Sie schießt ihm den Ball zu, er bleibt wie in einem Spinnennetz kleben. Jonas winkt und ruft ihr was zu, aber sie versteht ihn nicht, die Fans schreien so laut. Über ihr der Motorenlärm des Flugzeugs. Der Rasen vibriert und wird braun. Die Spieler sind verschwunden. Jonas ist immer noch da und ruft und ruft. Sie weiß, er will zu ihr, kann sich aber nicht bewegen. Sie versucht mit aller Kraft, zu ihm zu gelangen, kriegt die Füße nicht voreinander, kommt keinen Schritt vorwärts. Der Schiedsrichter pfeift ihr voll ins Ohr. Das Trommelfell platzt, ihr Kopf zerschellt wie ein zerschossener Teller. Scherben fallen auf den Boden. Ein Schwarm Möwen fliegt lachend davon.
Als sie aufwacht, rast ihr Herz. Sie krallt sich in der Bettdecke fest, sieht immer noch Jonas, wie er da steht und ruft. Was will er ihr so dringend sagen?
Ihr T-Shirt klebt an ihr. Schweiß rinnt zwischen ihren Busen. Sie setzt sich auf und schüttelt die Hände. Sie sind weiß und kalt. Im Kopf lauter Scherben.
Gegen elf ruft Kolja an. »Guten Morgen, meine Schöne. Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt?«
»Nein, nein, ich bin schon seit sieben auf.«
»Wieso denn das? Heute ist doch Samstag.«
»Konnte nicht mehr schlafen.« Den Traum erwähnt sie nicht.
»Ich bin gerade beim Bäcker. Soll ich dir ein Croissant vorbeibringen?«
»Das ist lieb von dir, aber in einer halben Stunde kommt Charly – mit Brötchen.«
»Ach so. Ich wusste gar nicht, dass ihr verabredet seid. – Na, dann komme ich eben jetzt schnell vorbei, dir wenigstens einen schönen Tag wünschen.«
Eigentlich war sie mit Kolja für heute gar nicht verabredet. Aber gut, wenn er kurz vorbeikommen möchte.
Kolja bringt ihr drei rosa-weiße Langstielrosen. Er trägt ein schlabberiges T-Shirt über einer abgewetzten Jeans. Gut sieht er aus. Sie mag es nicht, wenn muskulöse Jungs hautenge Sachen tragen. In der letzten Zeit trägt Kolja zum Glück weitere Klamotten. Ihr kommt es auch so vor, als wäre er schmaler geworden. Jedenfalls im Gesicht. Wie Jonas.
»Die Rosen sind wunderschön«, sagt sie. »Danke!«
»Du bist wunderschön«, flüstert er und zieht sie an sich, küsst ihren Hals, ihre Wange, dann den Mund. Er weiß, dass ihre Eltern einkaufen sind, sonst wäre er bestimmt zurückhaltender.
Er drängt sie aufs Sofa, es ist mehr ein Tanz als ein Drängen. Julia lacht. Lustig, seine tapsigen Schritte, und so ernst, wie er sie durchs Wohnzimmer führt. Sie spürt seinen schnellen Atem an ihrem Ohr. Mit einer Hand fasst er an ihren Busen, erst durch das Top, dann unter dem Top. Sie spürt seine Erektion durch die Jeans. Er knöpft ihr ruck, zuck die Hose auf, zieht sie aus, seine auch, reißt ein paar Zierkissen vom Sofa und wirft sie auf den Boden. Hellgrüne Bruno Banani – der Stoff gespannt.
Ihr Herz klopft wie ein Presslufthammer. Er drängt sie aufs Sofa. STOPP, will sie sagen, das geht ihr alles zu schnell, aber da dreht er sie auf den Bauch, zieht ihr den Slip runter, beugt sie über die Lehne. Ihr Herz rast. Sie bekommt kaum noch Luft, kann sich nicht rühren. Er küsst ihren Rücken bis zum Steiß. Julia schreit auf, will sich umdrehen, aber da ist sein Mund an ihrem. »Schscht«, macht er. »Entspann dich!« Und dann gleitet er ganz langsam in sie hinein. Es regnet Funken.
Diesmal gibt er den Rhythmus an. Es ist, als wäre sie gar nicht mehr in ihrem Körper, als stünde sie neben sich und schaue Kolja und sich zu. Sie schwillt an und wird immer größer und größer. Dann sacken ihr die Beine weg. Kolja kann sie gerade noch mit einem Arm halten; sie fallen beide tief und weich. Es dauert, bis Julia wieder weiß, wo sie ist: mit Kolja auf dem Sofa, zu Hause, im elterlichen Wohnzimmer.
Um kurz vor zwölf räumen sie auf, wischen die Spuren weg, gehen duschen. Kolja will mit ihr zusammen duschen, aber sie möchte nicht. Ihr ist noch ganz wackelig in den Beinen. Unglaublich, was der Körper einem immer wieder an neuer Lust bescheren kann. Was sie gerade erlebt hat, war wohl das, was in der Cosmopolitan immer als »guter Sex« beschrieben wird.
»Kleine Revanche«, sagt er und zwinkert ihr zu. »Für den zerbrochenen Küchenstuhl.«
Kolja geht und Charly kommt. Sie treffen sich noch an der Haustür. Kolja zögert, würde wohl gern bleiben, aber Charly sagt gleich: »Tschüss!«
»Willst du noch ein Brötchen mitessen?«, fragt ihn Julia.
»Tut mir leid«, sagt Charly. »Ich hab nur vier
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