Je mehr ich dir gebe (German Edition)
lernen.
Kolja lässt die Arme sinken, dreht sich um und setzt sich an den Tisch.
»Ich will dich nicht bedrängen«, sagt er. Er dreht einen kleinen Joint. Steckt ihn an. Julia hat sich neben ihn auf einen Stuhl gesetzt und legt eine Hand auf Koljas Bein. Er hält die Luft an, hustet, hat wohl Rauch verschluckt.
»Du bedrängst mich nicht.« Sie hat jetzt Lust auf ihn.
Sie tastet sich seine Oberschenkel hinauf. Koljas Mund springt auf. Er seufzt. Julia nimmt ihm mit der anderen Hand den Joint ab, schwingt ein Bein über seinen Schoß und bleibt vor ihm stehen, zieht an dem Joint, gibt ihn Kolja. Er zieht zwei-, dreimal daran, behält die Luft in den Lungen – und gibt ihn ihr zurück. Sie lässt ihn hinter sich auf dem Tisch in eine halbvolle Tasse mit Kaffee fallen. Es zischt.
»Aber …«
»Schscht …«, macht Julia und beugt sich vor, schlingt ihre Arme um seinen Hals. Ihre Brüste vor seinem Gesicht. Zwei halbe Zitronen. Weiter unten berühren sie sich – ein Kuss, mittig. Kolja windet sich.
»Nicht bewegen«, flüstert sie ihm ins Ohr und küsst ihn noch einmal. Das Zimmer wird rot und warm, die Wände pulsieren. Langsam setzt sie sich, rutscht an ihm hinab, mit ihm in ihr.
»Nicht bewegen«, sagt sie und bewegt sich selbst. Erst ist es wie ein See, spiegelglatt, dann kommt Wind auf und streift über das Wasser, kleine Wellen entstehen, größere Wellen. Jonas reicht ihr eine Hand, mit der anderen Hand streichelt sie ihre Vulva. Sie hat noch immer die Augen geschlossen, fühlt Kolja in sich, spürt seinen gierigen Blick. Er muss ruhiger werden! Jedes Mal, wenn er sich bewegen will, stoppt sie ihn, bis er sich ganz auf ihren Rhythmus einstellt. Erst dann darf Sturm aufkommen, werden die Wellen größer und höher, schwappen ihr ins Gesicht, über sie hinweg. Sie geht unter, taumelt durchs sprudelnde Meer, stößt sich am Grund ab und kommt zurück. Sie ringt nach Luft, klebt an Kolja, der stöhnend unter ihr auf den Boden kracht. Der Küchenstuhl ist zusammengebrochen.
Mit zittrigen Beinen steht Julia auf, sieht Kolja da liegen, mit rotem Gesicht und nassem Geschlecht, das nun klein und krumpelig zwischen seine Beine rutscht. Er stützt sich auf die Ellenbogen, lacht. Sie lacht auch. Sie kriegen sich gar nicht wieder ein.
»Der Stuhl war sowieso schon wacklig«, sagt Kolja, stöhnt und steht auf. Er ist so verknittert und verschwitzt wie ein neugeborenes Kaninchen.
Das war gerade purer Sex – und es hat Spaß gemacht. Mit Jonas hatte das jedoch nichts zu tun. Julia geht zur Toilette, setzt sich auf die Brille und lässt das Sperma aus sich herauslaufen, wäscht sich.
Später, wieder angezogen, liegt sie auf dem Sofa. Es ist schon nach Mitternacht. Kolja steht am Herd und kocht. In ihr haben sich Wolken zusammengezogen; die Erfrischung vom Vögeln ist verflogen, ihr wird immer schwerer in der Brust. Kolja flattert um den Küchentresen, pfeift zur Musik, schneidet eine Zwiebel wie ein professioneller Koch. Muss nicht mal weinen dabei. Es gibt Salat mit irgendwas. Sie soll es sich auf dem Sofa bequem machen, sich ausruhen. Sie sieht von Weitem, wie glücklich er ist. Julia liegt auf der Seite, hat eine Hand unter die Wange geschoben, schaut ihm zu und sehnt sich nach Jonas. Es zieht in ihrem Bauch, als würde sie ihre Menstruation bekommen, nur schlimmer. Es ist, als wolle Jonas sie vom Sofa ziehen, zu sich, in seine Welt. Noch nie war er so weit weg von ihr wie jetzt.
»Du bist ganz blass«, sagt Kolja. »Geht es dir nicht gut?« Er wischt sich die Hände an einem Tuch ab, kommt zu ihr.
»Mir ist übel«, sagt sie. »Ich hätte nichts rauchen sollen. Ich glaube, ich vertrage das nicht.«
»Ich dachte …«
»Was?«
»Ich dachte, Marihuana entspannt dich.«
Seine Worte wabern wie Rauchringe durch die Luft. Julia setzt sich hin, verdeckt mit den Händen das Gesicht. Kolja kniet sich vor sie. »Schöne Julia«, flüstert er und streicht über ihre Knie. »Ich liebe dich!«
Julia muss sich gerade hinsetzen, diese Schwere in ihr zieht sie sonst nach unten.
»Sag jetzt nichts«, flüstert Kolja. »Ich weiß, du kannst mich noch nicht richtig lieben. Aber das kommt noch.«
Julia nimmt die Hände vom Gesicht. »Ich weiß wirklich nicht. Ich weiß überhaupt nichts. Eben habe ich mich noch so gut gefühlt, habe mich seit Langem wieder gespürt, MICH, verstehst du, aber jetzt …«
»Du musst kein schlechtes Gewissen haben, Julia. Wir machen es ganz in Jonas’ Sinne. Er würde sich freuen,
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