Je sueßer das Leben
was ich kann. Es tut mir leid, dass das nicht genug zu sein scheint.« Es wird nie genug sein, denkt er. Nie. Traurigkeit überkommt ihn.
Julia lehnt sich gegen den Kühlschrank und schließt die Augen. Lange sagt keiner von beiden etwas. Dann fragt sie leise: »Wie ging es ihr?«
»Was?«, Mark sieht resigniert auf. »Ach so, gut. Sie wollte gar nicht mehr zurück nach Hause, sie hat sich bestens amüsiert. Ich glaube, Tom und Livvy haben alles stehen und liegen lassen und sich ganz Gracie gewidmet …«
»Nein«, sagt Julia. »Ich meine Livvy. Wie ging es ihr?«
»Ach so.« Mark seufzt. »Sie sah gut aus. Etwas älter.«
»Und weiser?« Julia kann nicht widerstehen. Es entschlüpft ihr einfach, zusammen mit einem Lächeln.
Mark lacht traurig auf. »Eher müder. Ich glaube, sie stecken in finanziellen Schwierigkeiten.«
Julia sieht beunruhigt aus. »Wie kommst du darauf?«
»Der Geldbeutel von Livvy quoll vor Coupons fast über, und sie hatte eine Einkaufsliste dabei.«
»Eine Einkaufsliste?« Julia muss beinahe lachen. Sie kennen beide eine andere Livvy, und dennoch hat sie sich in Marks Augen kaum geändert. »Vielleicht ist sie einfach nur ordentlicher geworden«, sagt Julia schließlich.
Er weiß es nicht, und im Moment ist es ihm auch völlig egal. »Vielleicht.«
Julia setzt sich neben ihn, und so bleiben sie minutenlang sitzen. Schließlich fragt Julia: »Bist du unglücklich, Mark? Ich könnte es dir nicht verdenken.«
Mark weiß zuerst nicht, was er erwidern soll. Manchmal ist er glücklich und manchmal nicht. Aber die meiste Zeit ist er irgendetwas Unspezifisches dazwischen. Glücklich unzufrieden? Unglücklich zufrieden? Stattdessen sagt er: »Ich weiß nur, dass ich dich liebe, und es tut mir weh, wenn ich dich leiden sehe und nichts dagegen tun kann.« Seine Stimme bricht.
Julia berührt seine Hand. Mark hält den Atem an, widersteht dem Impuls, ihre Hand zu ergreifen, über ihre Finger zu streichen. Manchmal muss man warten.
Julia dreht seine Hand, so dass seine Handfläche nach oben zeigt, fährt wie eine Wahrsagerin die Linien nach. Er erinnert sich an ihre Flitterwochen, sie konnten sich nicht mehr als vier Tage in Santa Cruz leisten. Auf dem Bürgersteig hockte eine Wahrsagerin, und sie verlangte zehn Dollar dafür, ihnen aus der Hand zu lesen. Er erinnert sich nicht mehr, was sie sagte, er war viel zu beschäftigt damit, seine frischgebackene Ehefrau anzuhimmeln, aber er erinnert sich an die Linien. Es waren vier.
Kopflinie. Lebenslinie. Schicksalslinie. Herzlinie.
Jetzt schließt er seine Finger um Julias Hand. Sie zuckt nicht zurück, sondern legt die andere Hand auf ihre verschränkten Finger, und Mark macht dasselbe. So bleiben sie lange Zeit sitzen.
Madeline sieht mit zusammengezogenen Brauen ihre Teebestände durch. Sie muss Darjeeling und English Breakfast Tea bestellen. Dieses Mal will sie südafrikanischen Roibuschtee dazunehmen, der frei von Teein ist, mehr Antioxidantien als grüner Tee enthält und süß und leicht nussig schmeckt. Der Jasmintee geht ihr auch langsam aus, und der am häufigsten bestellte Earl Grey reicht vielleicht noch für zwei Wochen. Außerdem gehen die Kräutertees wie Kamille und Pfefferminz zur Neige.
Madeline hat seit jeher an die heilenden Kräfte des Tees geglaubt. Sie weiß, es gibt viele unverbesserliche Kaffeetrinker, und auch wenn sie hin und wieder selbst gerne eine Tasse Kaffee trinkt, reicht er doch nie an eine schöne Kanne Tee heran. Zum Aufbrühen muss man ein paar Tricks kennen, Geduld aufbringen und eine gewisse Feinsinnigkeit beweisen. Madeline fällt die japanische Teezeremonie ein, der sie in Saratoga beiwohnte. Das war eines ihrer schönsten Erlebnisse, bestimmt von Präzision, Besonnenheit, innerer Ruhe. Tee genießt auf der ganzen Welt Hochschätzung, er ist mehr als nur ein Getränk. Um den Tee sind alle möglichen Bräuche entstanden, Bücher wurden über ihn und die Rituale des Teetrinkens geschrieben, und sein Genuss ist keineswegs auf eine Kultur oder eine bestimmte Schicht beschränkt. Jede Kultur scheint eigene Traditionen um den Tee herum entwickelt zu haben. Das gefällt ihr.
Madeline fährt fort damit, ihre Bestände durchzusehen. Der letzte Punkt auf der Liste ist ihr Haustee, eine duftende Mischung, die vornehmlich aus Zitronenschale und Hagebutte besteht. Das ist vermutlich ihr spezielles Teeritual, die Zusammenstellung eigener Mischungen während der ruhigen Stunden, wenn sie nicht am Herd steht. Sie hat
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