Je sueßer das Leben
gefallen. Der eine war eine Liebeskomödie mit Jennifer Connelly, für die Mark wie ein pubertierender Jüngling schwärmt. Danach hatte sie einen albernen Film mit Will Ferrell gesehen, richtiger Quatsch, aber doch so lustig, dass sie die ganze Zeit kichern musste. An den letzten erinnert sich Julia nur noch in Bruchstücken, weil sie ständig dabei einnickte, aber immer wenn sie die Augen öffnete, passierte gerade etwas, worüber sie lachen musste. Er war mit Ben Stiller oder Jim Carrey oder vielleicht auch mit beiden, und es gab irgendwelche Liebesverwicklungen, mit Drew Barrymore, wenn sie sich recht erinnerte. Sie stolperten von einem Missgeschick zum nächsten und waren so sehr darauf bedacht, ihr Herz nicht zu verlieren, dass sie fast bis zum Schluss dem eigenen Glück im Weg standen.
Und da trifft sie die Erkenntnis wie ein Blitz. Sie will nicht bis zum Schluss darauf warten, vielleicht wieder glücklich zu werden. Und nicht nur das, wenn, dann will sie es mit Mark werden.
»Ich habe mir ein paar Komödien angesehen«, redet Julia unvermittelt drauflos. »Im Hotel. Dem Fairmont. Ich bin mit Hannah dort gewesen, der Cellistin. Sie hat mich eingeladen, obwohl ich gerne meinen Teil bezahlt hätte. Ihr Mann spielt beim Symphonieorchester, aber vielleicht trennen sie sich, weil er ein Verhältnis mit einer Geigerin angefangen hat …«
Mark nickt, hört zu, versucht zu begreifen. Julia war auch in Chicago gewesen?
»Sie hat mich richtiggehend verwöhnt«, sagt Julia beinahe verlegen. »Das hätte ich überhaupt nicht erwartet.«
»Du verdienst es«, sagt Mark ernsthaft. Julia verdient es, dass jemand sie verwöhnt, sich um sie kümmert. Er wünschte, er wäre geschickter darin. Er geht mit ihr in die Küche, wo eine große Schüssel Obstsalat wartet.
Weiße und blaue Trauben, Honigmelone, Wassermelone, Äpfel, Bananen, Orangenfilets. Julia hat Obstsalat immer gemocht – während ihrer beiden Schwangerschaften hat sie praktisch nichts anderes gegessen.
»Oh!«, sagt sie überrascht.
»Das war unser Tagwerk«, erklärt Mark und freut sich, dass sie sich freut. Er füllt ein Schüsselchen für sie, Gracie bekommt nichts mehr, sie hat schon zweimal Nachschlag bekommen und außerdem gerade Zähne geputzt. Gracie nimmt eine Weintraube und steckt sie sich in den Mund. Na gut.
»War es schön dort?«, fragt Gracie ihre Mutter. Sie strahlt und ist viel zu aufgeregt, um ins Bett zu gehen. »Bei mir war es ganz schön!«
»Ja, wirklich? Was hast du denn gemacht?« Julia isst einen Löffel Obstsalat. Sie sieht ihre Tochter mit neugierigen Augen an, und Mark ist glücklich, dass Julia sich mit Gracie beschäftigt und trotz seiner Anwesenheit entspannt wirkt. Er hat schon länger den Verdacht, dass Julia mit Gracie allein ausgelassen und vergnügt sein kann, aber wenn sie zu dritt zusammen sind, wird sie sofort steif und reserviert. Aber jetzt ist Julia auf einmal aus ihrer Deckung gekommen, und sie sind wenigstens für einen Moment alle drei fröhlich. Mark wünschte, dass es immer so bliebe.
»Wir haben für Troy ein Vogelhäuschen gebaut.« Gracie strahlt. »Es gefällt ihm sehr gut. Und dann haben wir Papierpüppchen gebastelt. Ich habe ihnen lauter Prinzessinnenkleider angemalt. Ich habe sie mitgebracht, damit du sie angucken kannst.«
»Mitgebracht von wo?«, fragt Julia. Sie sieht Mark an, ein Lächeln auf den Lippen.
Mark sitzt neben ihr auf dem Stuhl, er hat seinen Obstsalat noch nicht angerührt. Unbehaglich rutscht er auf der Sitzfläche hin und her und wünschte, er hätte das Gespräch rechtzeitig in eine andere Richtung gelenkt, aber jetzt ist es zu spät. Er hatte gehofft, mehr Zeit zu haben, um sich eine Erklärung für den gestrigen Tag zurechtzulegen, und nicht damit gerechnet, dass Gracie so schnell die Sprache darauf bringt. Hilflos hört er zu, wie Gracie weiterplappert.
Gracie beißt munter in einen Apfelschnitz. »Von Tante Livvy und Onkel Tom. Wusstest du, dass sie einen Hund hatten? Er hieß Patches. Sie mussten ihn weggeben, aber überall stehen Fotos von ihm. Tante Livvy vermisst ihn.«
Ein paar Sekunden lang herrscht Schweigen. »Patch«, sagt Julia schließlich langsam. Das Lächeln verschwindet von ihrem Gesicht. »Der Hund hieß Patch.«
»Ja, mein ich doch. Tante Livvy will ein Zimmer neu anmalen«, fährt Gracie fort. »Sie hat gesagt, dass ich ihr helfen darf. Mit Schablonen.« Sie langt in die Schüssel auf der Suche nach einer weiteren Traube.
»Nicht mit den Fingern«,
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