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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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Tisch und lächelt. »Was darf ich Ihnen bringen? Wir haben heute …«
    Edie wird auf einmal mit allen möglichen Proben von Säuglingsartikeln überschwemmt. Feuchttücher, Babynahrung, Windeln, Salben. Ihr Briefkasten quillt über vor Katalogen für Umstandskleider, Cremes gegen Schwangerschaftsstreifen, Gebärbecken, Babybetten. Niemals würde sie sich so etwas freiwillig schicken lassen. Die Schuldige steht fest.
    Livvy.
    »Das ist eine gute Idee«, sagt Richard und deutet auf etwas in einem der Kataloge. »Man bittet die Leute, der Kleinen nicht irgendein Spielzeug zu schenken, sondern etwas in eine Zeitkapsel zu stecken, die sie an ihrem sechzehnten Geburtstag öffnet.« Sorgsam knickt er die Seite an einer Ecke, und Edie vermutet, dass die Zeitkapsel irgendwann nächste Woche mit der Post eintrifft. Letztlich handelt es sich dabei um nichts weiter als eine nette Schachtel mit irgendwelchen Tipps und Party-Ideen. Dieser Babymarkt ist der reinste Beschiss, aber Richard fährt voll darauf ab.
    »Es könnte ein Junge werden«, sagt sie.
    »Könnte«, stimmt er ihr zu. »Wird es aber nicht.«
    Sie sitzen im Wartezimmer und harren der Ultraschalluntersuchung. Richard ist nervös, weil er es kaum erwarten kann, den genauen Geburtstermin zu erfahren, und Edie ist nur nervös. Ihr spukt immer noch der Gedanke im Kopf herum, dass das irgendein schlechter Scherz sein könnte und sie doch nicht schwanger ist. Es wäre doch gut, wenn es so wäre, oder nicht?
    »Edith Gallagher?« Die Sprechstundenhilfe steckt den Kopf ins Wartezimmer und lächelt, als Edie die Hand hebt und aufsteht. Richard springt auf und steht schon an der Tür, um sie ihr aufzuhalten. Die Sprechstundenhilfe ist entzückt.
    »Das ist mein …« Edie weiß nicht, wie sie ihn nennen soll. »Freund« hört sich auf einmal so unernst an, nach Schulabschlussball.
    »Zukünftiger Verlobter«, steht ihr Richard bei. Edie bringt ein schwaches Lächeln zustande, als die Sprechstundenhilfe bezaubert gluckst. Sie stellt Edie auf die Waage, misst ihren Blutdruck, macht einen weiteren Urintest. Dann reicht sie Edie einen dieser abscheulichen Papierkittel und klopft auf die Liege, neben der das Ultraschallgerät steht, bevor sie die Tür leise ins Schloss fallen lässt.
    »Soll ich gehen, während du dich ausziehst?«, fragt Richard. Er ist zwar Arzt, aber sie hat sich nie von ihm untersuchen lassen, und er wirkt plötzlich verunsichert.
    Edie deutet auf den Stuhl, dann zieht sie sich das T-Shirt über den Kopf. »Du bleibst schön da, schließlich hast du mir das Ganze eingebrockt. Setz dich und sei still.« Sie versucht ihre Blöße mit dem Papierding zu bedecken.
    In dem Moment tritt Dr. Briggs, die Gynäkologin, ein. Sie tut so, als würde sie sich freuen, sie kennenzulernen. »Ist das Ihr erstes Kind?«, fragt sie.
    Sie nicken. Als Dr. Briggs erfährt, dass Richard Arzt ist, fangen die beiden sofort an zu fachsimpeln – welche Fachrichtung er gewählt hat, wo er studiert hat, wie seine Praxis läuft. Sie warnt Edie nicht einmal vor, bevor sie das kalte Gel auf ihrem Bauch verteilt. Edie kreischt auf.
    »Oh, tut mir leid.« Dr. Briggs sieht sie entschuldigend an und schenkt ihr ein perlweißes Lächeln. »Dann wollen wir mal sehen, wie weit wir schon sind, ja?«
    Das Bild auf dem Bildschirm ist verschwommen wie ein Unterwasser-Sonarbild. Edie verrenkt sich den Hals, um besser sehen zu können. Dr. Briggs legt die Stirn in Falten. Sie nimmt Edies Karte in die Hand, und dann fährt sie mit dem Schallkopf erneut über ihren Bauch, fester dieses Mal.
    Edie wirft einen Blick zu Richard, der verstört und verwirrt aussieht. Oh Gott , denkt sie, irgendetwas stimmt nicht . In ihrer Kehle bildet sich ein Kloß. Sie muss sich zwingen, die Frage zu stellen: »Ist alles in Ordnung?«
    »Bestens.« Dr. Briggs drückt einen Schalter an dem Gerät, und plötzlich hört man ein schnelles rhythmisches Klopfen.
    Ein Herzschlag.
    »Wow.« Richard nimmt mit glänzenden Augen Edies Hand.
    Dr. Briggs dreht den Bildschirm so, dass Edie ihn besser sieht. Edie hält die Luft an. Es ist ein Baby, ein winziger zusammengekrümmter Körper mit Nase, Fingern und Zehen. Arme und Beine bewegen sich. Man sieht das winzige Herz schlagen.
    »Dass man es so genau erkennen kann, hätte ich nicht gedacht«, stammelt Edie ein wenig erschrocken. Sie hat mit Stummelärmchen und -beinchen und riesigen Augen gerechnet. Einer Art Kaulquappe. Im Internet sahen die Embryos so seltsam aus, nichts, wozu man

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