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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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kompliziertesten Rezepte können ihn nicht schrecken, auch wenn er dazu ewig in der Küche stehen muss.
    Heute experimentiert A. A., er hat Lust auf etwas Neues. Sein Zahnarzt hat ihm einen Beutel Freundschaftsbrotteig geschenkt, und er hat das Rezept bereits ein wenig abgewandelt und verschiedene Trockenfrüchte und Nüsse daruntergemischt. Seit einiger Zeit achtet er mehr auf seine Gesundheit, und deshalb hat er die Menge an Öl reduziert und verwendet stattdessen Apfelsaft. Statt der Eier nimmt er Ei-Ersatz, und das Puddingpulver wird er ganz weglassen und es mit einer Mischung aus Ricotta und Quark versuchen.
    Er teilt den Teig nach Anleitung in vier Teile; einen Beutel wird er Iz geben, einen Bill und einen dem Pool-Reiniger. Der Geschiedene kriegt in der Küche immer noch nichts zustande, und A. A. vermutet, dass er den Teig einfach wegschmeißen würde.
    Er bestäubt zwei Backformen mit Zimt und einem Hauch Vanillezucker und Muskat. Dann dreht er das Radio lauter, es läuft gerade »Smoke on the Water« von Deep Purple, und pfeift mit. Wenn ihm noch etwas Zeit für ein anderes Hobby bliebe, würde er Gitarre lernen. Vielleicht nächstes Jahr.
    A. A. verteilt den Teig auf die Backformen und kratzt die Schüssel sorgsam mit einem Teigschaber aus. Wenn das Früchtebrot gelingt, nimmt er eins mit ins Altersheim. Er geht einmal in der Woche in seiner Mittagspause dorthin, und die Leute warten immer schon auf ihn und seine Kuchen. Dann trinkt er eine Tasse Kaffee mit ihnen und fragt sie, was sie die Woche über gemacht haben, und er hilft ihnen, wenn es irgendwelche schweren Sachen zu tragen oder etwas anderes zu tun gibt. Wenn die Zeit reicht, spielt er noch eine Runde Karten oder Backgammon mit ihnen oder hält Mrs. Pickering die Wolle, während sie strickt. Und natürlich lassen sie ihn erst gehen, wenn er sich die neuesten Fotos der Enkelkinder angesehen hat, die in ihren Brieftaschen stecken oder von Schlüsselringen baumeln.
    Während der Teig im Ofen ist, spült er. Die kleine Küche ist bald erfüllt vom süßen Duft getrockneter Aprikosen und gebräunter Nüsse. Das Früchtebrot braucht noch eine halbe Stunde, und A. A. dreht das Radio lauter und setzt sich mit dem neuesten Heft von Biker in den alten Schaukelstuhl seiner Großmutter.

Kapitel 17
    »Mama!« Gracie entwindet sich Mark und wirft sich ihrer Mutter in die Arme, kaum dass diese durch die Tür getreten ist. Es ist Sonntagabend, und Gracie steckt schon in ihrem Schlafanzug, die Haare feucht vom Baden. »Ich hab dich so vermisst!«
    »Ich hab dich auch vermisst.« Julia nimmt Gracie hoch und setzt sie sich auf die Hüfte. Sie ist überrascht, wie sehr ihr ihre Tochter gefehlt hat. Und seit wann ist Gracie eigentlich so schwer?
    Mark steht abwartend im Flur. Sofort bekommt Julia ein schlechtes Gewissen, dann verbietet sie es sich. Sie hat keine Lust mehr darauf, ein schlechtes Gewissen zu haben.
    »Hallo«, sagt sie und strubbelt Gracie durch die Haare, bringt sie zum Kichern. Sie lächelt.
    »Hallo.« Mark tritt zu ihr und küsst sie vorsichtig auf die Wange. Als seine Lippen sie berühren, durchfährt sie ein Schauer, und sie wird rot. Mark nimmt ihre Tasche, er hat nichts davon mitbekommen. »Ich trag dir das hoch.«
    »Das ist nett.« Sie lächelt ihn dankbar an, was ihn zu irritieren scheint.
    Seine Stimme verrät Wachsamkeit, als er fragt: »Hast du Hunger?«
    Julia versucht, ihre Enttäuschung zu verbergen. Er fragt nicht, wo sie gewesen ist, erkundigt sich nicht, was sie gemacht hat, dabei wünscht sie sich auf einmal, er täte es. Sie weiß, dass das vielleicht zu viel verlangt ist, angesichts der letzten Jahre – wie sie sich in den letzten Jahren verhalten hat. Aber sie wünscht es sich dennoch. Sie will, dass er fragt, weil sie ihm sagen möchte, was sie empfindet. Sie würde nichts auslassen.
    Sie möchte ihm sagen, dass es in Chicago schön war, dass sie sich drei Filme hintereinander angesehen und gelacht hat. Bei den letzten beiden hatte sie regelrechte Lachanfälle – entweder wurden die Filme immer besser, oder das Lachen fiel ihr leichter –, und dann sank sie irgendwann nach Mitternacht mit einem Lächeln auf den Lippen in tiefen Schlaf.
    Zu ihrer Überraschung sehnte sie sich plötzlich danach, dass Mark bei ihr wäre. Sie hatte Gefallen an ihrer Unabhängigkeit gefunden, diesem Splitter eines Lebens ohne Ehemann, und dann dachte sie plötzlich nur noch an ihn und wünschte sich, er wäre bei ihr.
    Die Filme hätten ihm

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