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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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Freundinnen hat sogar den Kontakt zu mir abgebrochen. Ich habe es aufgegeben, den Teig unter die Leute bringen zu wollen.«
    Claribel Apple widerspricht ihr vehement. »Das Brot ist doch ein Segen!«, erklärt sie. Apple verbringt ihre Nachmittage in Madelines Teesalon, wo sie und eine Reihe anderer Frauen sich in einem eigens dafür eingerichteten Hinterzimmer treffen, um Rezepte auszutauschen und sich gegenseitig Tipps zu geben. »Es gibt so viel Schlechtes in der Welt, und es passieren so viele schlimme Dinge, für die es keine Erklärung gibt. Da können ein bisschen Liebe und Freundschaftsbrot nicht schaden.«
    Das ist wahr. Vorausgesetzt, man ist kein Diabetiker, ist der Freundschaftsbrotteig eine prima Sache. Man kann ihn kneten, einfrieren und auftauen; er wird ewig leben. Man muss ihn nicht einmal am zehnten Tag backen – man kann ihn auch am elften Tag oder am zwanzigsten backen, solange man ihm nur neue Nahrung gibt. Aber was mich angeht, hoffe ich, dass die guten Leute von Avalon lernen, sich in dieser Hinsicht selbst der Nächste zu sein, und ihren Teig behalten. Oder, besser noch, Mrs. Evarts erfindet einen Teigansatz für Rinderbraten. Darüber ließe ich mit mir reden.

Kapitel 19
    »Wie konntest du das nur tun, Edie?«
    Edie sieht überrascht von ihrem Bildschirm auf. Livvy starrt sie wütend und mit rotem Gesicht an, die heutige Ausgabe der Zeitung in der Hand.
    »Wie konnte ich was tun?« Edies E-Mail-Postfach quillt beinahe über, und ihr Anrufbeantworter nimmt keine neuen Nachrichten mehr auf. Der Bericht hat zwar kein Interesse bei den Nachrichtenagenturen geweckt, aber in Avalon hat er hohe Wellen geschlagen. Offenbar hat sie einen Nerv getroffen, was nach Edies Ansicht eines der größten Komplimente für einen Journalisten ist. Sie überlegt schon, ob sie nicht noch mehr Artikel zu dem Thema schreiben soll, eine Freundschaftsbrot-Serie. »Hat dir der Artikel nicht gefallen? Ich finde, er ist für einen Lifestyle-Artikel ziemlich witzig. Hast du den Teil mit dem Braten gelesen? Ich hatte beim Schreiben plötzlich Heißhunger auf Rinderbraten, frag mich nicht, warum.« Sie schmatzt, meint ihn fast riechen zu können. Vielleicht sollte sie Richard bitten, dass er wieder etwas aus dem Grillrestaurant mitbringt.
    Livvy wirft die Zeitung auf ihren Schreibtisch. »Julia Evarts ist meine Schwester, Edie. Du unterstellst ihr, dass sie das Freundschaftsbrot in Avalon eingeschleppt hat. Meine Recherchen haben aber nichts dergleichen ergeben!«
    »Ich habe eben selbst ein wenig herumgeschnüffelt und das dabei herausgefunden. Ist doch nicht schlimm, Livvy.«
    »Nicht schlimm?«, Livvy explodiert. »Julia wird denken, dass ich etwas damit zu tun habe, dass es meine Schuld ist.«
    Edie unterdrückt ein Grinsen, als ihr Blick wieder auf die Schlagzeile fällt. Sie hat den Artikel in weniger als einer Stunde geschrieben. Zuerst hatte sie ja vorgehabt, sich ausführlich zum Leben im Allgemeinen und zum Weltfrieden im Besonderen zu äußern, aber die Worte flossen einfach aus ihr heraus, und sie ließ sich mitreißen, worüber sie jetzt sehr froh ist. Edie erinnert sich gar nicht, wann ihr das letzte Mal das Schreiben eines Artikels solchen Spaß bereitet hat. Die Schwangerschaft scheint ihr einen unerwarteten Zuwachs an Kreativität zu bescheren. »Warum solltest du irgendeine Schuld daran tragen? Du hast doch nichts falsch gemacht, Livvy. Es ist nur ein Zeitungsartikel – das sind alles nichts als Tatsachen.«
    »Ich mag das ja wissen, aber Julia nicht. Sie weiß nur, dass ich für die Gazette arbeite, und wird denken, dass ich dich darauf angesetzt habe!«
    »Dann ruf sie an und erklär ihr, dass du nichts damit zu tun hast.« Edie will schon in der Teeküche verschwinden, um sich noch eine Tasse Kaffee zu holen, als ihr einfällt, dass sie ihr Koffeinquantum für diesen Tag bereits verbraucht hat. Verflixt.
    Livvy läuft aufgebracht hin und her. »Das kann ich nicht.«
    »Warum denn nicht?« Edie kennt die Antwort, aber sie will sie aus Livvys Mund hören. Es ist das Einzige, was Livvy ihr bislang verschwiegen hat. Edie hat es sich zusammengereimt aus dem, was Richard ihr erzählt hat und was sie durch das Zeitungsarchiv herausgefunden hat, aber merkwürdigerweise ist zwischen ihnen beiden nie die Sprache darauf gekommen. Livvy macht dieses Geheimnis aber auch irgendwie menschlicher, und Edie findet, dass ihre Freundschaft dadurch mehr Tiefe gegenüber diesen oberflächlichen Plaudereien beim Mittagessen

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