Je sueßer das Leben
und sie zuckt zusammen.
Ein missbilligender Blick von Connie, der punkigen jungen Frau, streift sie. Edie weiß, dass man den Eindruck gewinnen könnte, sie würde das Gespräch der drei Frauen belauschen, aber das stimmt überhaupt nicht, zumindest hatte sie das nicht vor. Sie wollte sich Madeline vorstellen, aber die Frauen unterhalten sich gerade. Sie ist nur höflich.
Connie funkelt Edie an und sagt mit lauter Stimme: »Da möchten ein paar Leute etwas zum Essen mitnehmen, Madeline. Soll ich mich darum kümmern?«
Die drei Frauen blicken hoch, und Madeline setzt schnell ein freundliches Lächeln auf. Die rotblonde Frau sieht zum Fenster hinaus. Die Asiatin blickt auf ihre Hände.
»Was? Nein, nein, Sie bleiben hinten bei den Damen. Ich mache das schon.« Madeline steht auf und lässt sich die Bestellungen von Connie geben, dabei lächelt sie Edie erneut freundlich an.
Edie merkt, wie ihre Entschlossenheit schwindet. Seit einigen Tagen ist sie hilflos den Schwangerschaftshormonen ausgeliefert, sie weint bei Werbespots für Hustensaft und bricht fast in Tränen aus, wenn ihr jemand auf der Straße die Vorfahrt nimmt. Beim letzten Treffen hat sie ein Scrapbook für »Das erste Jahr meines Babys« gekauft und zu heulen angefangen, als sie die rosa Babyschühchen zum Aufkleben und die niedlichen getupften Bänder sah.
Plötzlich zweifelt Edie daran, dass sie das schafft. Sie will sich nicht von Madeline einwickeln lassen, Sympathie für sie empfinden, weil sie so alt und nett ist. Sie muss objektiv bleiben, um zu Ende zu bringen, was sie begonnen hat. Die Geschichte ist originell und kitschig genug, um Anklang bei einer der Nachrichtenagenturen zu finden, vorausgesetzt, Edie packt es richtig an. Und zwar bald.
Connie ist eine gute Menschenkennerin, und diese junge Frau mit der Nickelbrille hat etwas an sich, was bewirkt, dass Connie ihr nicht über den Weg traut. Sie heißt Edie, den Nachnamen hat sie nicht mitbekommen, und die letzte Woche ist sie jeden Tag gekommen. Sie stellt jedes Mal Tausende von Fragen, und Connie hat gesehen, dass sie gelegentlich etwas in ein Notizheft schreibt. Connie will nicht, dass sie die anderen Gäste belästigt, aber die scheinen sich nicht an ihr zu stören, sondern haben offenbar Spaß daran, über ihr Leben zu plaudern und darüber, wann sie ihr erstes Freundschaftsbrot gebacken haben.
»Ich glaube, es war im April …«
»März. Gleich nach St. Patrick’s Day.«
»Vor zwei Wochen. Doris Donald hat einen Beutel an der Windschutzscheibe meines Autos hinterlassen. Sie hat sich nicht einmal getraut, mich zu fragen, ob ich ihn haben will!«
»Ich habe gerade meinen dritten Teig, also vielleicht vor einem Monat?«
»Ein bisschen über sechs Wochen …«
Connie weiß nicht, warum Edie sich so sehr dafür interessiert, sie hat offenbar noch nicht einmal selbst ein Brot gebacken und es mehrmals abgelehnt, einen Teig aus dem Weidenkorb mitzunehmen.
Madeline schüttelt den Kopf, als sie die Bestellungen sieht. »Connie, das übertrifft ja fast das Mittagsgeschäft. Sie sind einfach Gold wert!«
Connie läuft rot an, das Lob macht sie verlegen, und vergisst dabei, dass Edie neben ihr steht. Sie arbeitet furchtbar gern für Madeline, und Madeline hat ihr praktisch freie Hand gelassen, so dass sie schalten und walten kann, wie sie will. Connie fühlt sich nicht nur nützlich, sie fühlt sich gebraucht. Und das tut ihr gut.
Schnell wechselt sie das Thema, um von sich abzulenken. »Ich habe überlegt, ob wir nicht ein Feierabend-Special anbieten sollen. Wir schreiben es zu den anderen Gerichten auf die Tafel. Die Leute müssen ihre Abendessenbestellungen bis elf Uhr morgens abgeben. Dann haben wir genügend Zeit, um alles vorzubereiten, und müssen nicht mehr bis zur letzten Minute hetzen. Wer bis elf nicht bestellt hat, kriegt auch nichts.« Connie weiß, dass Madeline gerne arbeitet, und freut sich, dass es den Leuten so gut bei ihr schmeckt, aber es ist mittlerweile drei Uhr, und Madeline muss nach dem langen Tag noch einmal in die Küche. Für gewöhnlich steht Madeline um halb fünf auf, um alles vorzubereiten. Connie kommt zwei Stunden später.
»Ach, mir macht die Arbeit nichts aus«, versichert ihr Madeline, wirkt dabei aber völlig erledigt. Sie seufzt, als sie die Bestellungen noch einmal durchsieht. »Aber vielleicht haben Sie recht. Wir können am Wochenende darüber reden. Jetzt mache ich erst einmal die Bestellungen fertig.«
»Ich helfe dir.« Hannah, die
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