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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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für das Angebot, aber ich glaube, es ist besser, wenn wir einen neuen Termin vereinbaren. Wie wäre es mit nächstem Dienstag? Gleicher Ort, gleiche Zeit?«
    »Hm, nächster Dienstag«, Lemelin denkt laut nach. »Da muss ich Sie noch einmal anrufen. Ich habe gerade meinen Kalender nicht vor mir.«
    Lemelin macht einen Rückzieher. Ganz offensichtlich. Mark sieht noch einmal aus dem Fenster. Selbst wenn er aus Avalon herauskommt, ist es ein weiter Weg bis nach Chicago. Je näher man der Stadt kommt, umso schlimmer wird das Wetter. Das ist immer so. Er wird garantiert irgendwo steckenbleiben, und dann sind Julia und Gracie hier auf sich allein gestellt. Lemelin ist Single, dreimal geschieden. Er verbringt seine Tage in seinen Restaurants, weil er nicht weiß, wo er sonst hinsoll. Er hat nichts zu verlieren.
    »Ich würde ja wirklich gerne kommen«, sagt Mark mit falschem Bedauern. Lemelin nimmt zwar eigentlich nur Männer für voll, aber da er offenkundig etwas für Vivian übrighat, versucht Mark, auf diesem Weg sein Verständnis zu wecken. »Aber bei diesem Wetter jagt man nicht einmal einen Hund vor die Tür, von Vivian gar nicht zu reden.«
    »Vivian?« Lemelin schweigt einen Moment, dann lacht er. »Um Vivian müssen Sie sich keine Sorgen machen, mein Freund. Die kann auf sich selbst aufpassen. Was Sie dagegen angeht …« Er verstummt, Mark soll sich den Rest selbst denken.
    Mark überlegt, ob er noch einmal zu einer Erklärung ausholen soll, gelangt dann aber zu dem Schluss, dass er es sich sparen kann. Wie viele Verrenkungen er auch unternimmt, Lemelin ist es egal, ob Mark oder seine Familie dabei zu Schaden kommen. Mark ist Architekt und ein verdammt guter. Er hat Lemelin mit einer Menge ausgezeichneter Ideen versorgt, die Lemelin garantiert nutzen wird. Nur hat Mark mittlerweile keine Lust mehr, sich zum Speichellecker und Lakaien machen zu lassen.
    Nicht einmal für das tollste Projekt der Welt.
    »Wenn Sie wollen, werde ich Dorothy bitten, Sie wegen eines Termins in der nächsten Woche anzurufen«, sagt er.
    Lemelins Stimme klingt kühl. »Ich glaube, das wird nicht nötig sein.«
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück, Bruno«, sagt Mark und legt auf.
    Überrascht wird Mark klar, dass er gerade das Lemelin-Projekt gekippt hat. Aber wenn er es sich so überlegt, hatte Vivian vielleicht recht, als sie sagte, dass sie das Projekt bereits vor Wochen verloren hätten. Sie hatten sich an die Hoffnung geklammert, noch in letzter Minute das Ruder herumreißen zu können, aber im Grunde wussten sie beide, wie es stand. Aus irgendeinem Grund scheint es leichter zu sein, sich vorzumachen, dass man noch eine Chance hat.
    Er wählt ihre Nummer, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen. Es wird andere Projekte und andere Gelegenheiten geben, die ihnen beiden weniger Bauchgrimmen verursachen.
    »Hi«, sagt sie fröhlich. Er hört ihr an, dass sie voll auf Koffein und Adrenalin ist. »Ich bin schon unterwegs nach Chicago. So schlimm sind die Straßen gar nicht.«
    Vivian kennt noch keine Sturzfluten, anders als Mark. »Ich habe den Termin abgesagt, Vivian.«
    »Wie bitte? Aber ich kann hinfahren, Mark! Ich bin in gut einer Stunde da.«
    »Vivian …«
    Sie redet einfach weiter. »Ich werde Gunther & Evarts bestens vertreten, ich weiß, was Bruno hören will. Ich werde die Sache unter Dach und Fach bringen, Mark. Ich habe alles bei mir …«
    Mark runzelt verwirrt die Stirn. »Was meinst du damit, du hast alles bei dir? Ich habe die Pläne und das letzte Angebot mit nach Hause genommen.« Er sieht hinüber zum Schreibtisch, ja, dort liegen sie.
    Vivian seufzt ungeduldig. »Sei jetzt nicht sauer, aber ich habe gestern alles kopiert, weil ich es einer Freundin zeigen wollte, die ein wahnsinnig gutes Auge für Farben hat. Sie hat vorgeschlagen, dass wir die Rot-Orange-Palette stärker ins Orange ziehen sollen. Zuerst gefiel mir die Idee ja nicht besonders, aber wenn du dir die Blautöne dazudenkst, die Bruno für den Eingangsbereich will …«
    Mark unterbricht sie. »Du kannst doch nicht jemandem, der nicht zum Büro gehört, unsere Pläne zeigen, Vivian. Wir haben noch nicht einmal den Zuschlag!«
    »Ich weiß, Mark, aber es ist doch nur ein Freundschaftsdienst, und sie wird mir dafür auch keine Rechnung stellen oder einem Dritten davon erzählen. Ich kenne sie seit einer Ewigkeit, und sie ist ein Profi. Sie arbeitet für Perkins Eastman …«
    »Perkins Eastman?«, Mark glaubt, nicht recht zu hören. Perkins Eastman ist ein

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