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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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heult ebenfalls los.
    »Julia«, flüstert Livvy. »Es tut mir leid. Es tut mir so leid …«
    Die Worte bringen Julias Tränen zum Versiegen, und sie schafft es, sich ein wenig zu sammeln. Livvy hat das erste Jahr nach Joshs Tod damit verbracht, sich zu entschuldigen, und es hat doch nie gereicht. Gibt es eine Entschuldigung für etwas so Schreckliches?
    Sie denkt an ihr Gespräch mit Madeline, und ihr wird klar, dass die Antwort nein ist.
    »Livvy«, sagt Julia und nimmt die Hand ihrer Schwester – beide Hände –,auch wenn Livvy immer noch schluchzt und ihre Nase läuft. »Es war nicht deine Schuld, Livvy.«
    »Aber ich …«
    »Es war nicht deine Schuld, Livvy. Manche Dinge können wir nicht beeinflussen, selbst wenn wir das glauben. Es ist einfach nicht möglich.«
    »Aber wenn ich die Autotüren nicht verriegelt hätte oder ihm gesagt hätte, er soll darin sitzen bleiben …« Livvy fängt wieder an zu weinen. Sie schlägt die Hände vors Gesicht, und Julia nimmt sie in die Arme.
    Bei dem vertrauten Geruch von Livvy schließt Julia die Augen. Sie wünschte, sie könnten die Uhr zurückdrehen und wieder von vorn anfangen. Wie gut wäre es gewesen, sie hätten diesen Schritt früher vollzogen, dann hätten sie Gelegenheit gehabt, die letzten fünf Jahre ein anderes Leben zu führen, eine neue Beziehung aufzubauen. Aber auch das ist unmöglich. Sie haben nur die Gegenwart und das, was vor ihnen liegt.
    Julia lässt ihre Schwester los und sieht sie an. Aus der Nähe erkennt sie die Veränderungen in Livvys Gesicht, die Fältchen auf ihrer Stirn, die leichten Krähenfüße. Aber sie ist immer noch schön, und sie ist immer noch Julias Schwester. »Ich liebe dich, Livvy, und es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um zu dir zu kommen.«
    Jetzt muss Livvy erneut weinen. »Ich habe dich vermisst«, sagt sie schluchzend.
    Julia küsst Livvy auf den Scheitel und atmet ihren Duft ein. »Ich dich auch, Livvy.«
    Livvy schnieft und wischt sich die Tränen weg. »Oje, sieht so aus, als hätte ich dein T-Shirt als Taschentuch missbraucht.«
    Julia sieht an sich herunter und tatsächlich, Livvy hat ihre Nase an dem T-Shirt abgewischt. Sie muss grinsen.
    »Und was jetzt?«, fragt Livvy, und Julia merkt, dass sie beide automatisch in ihre alten Rollen zurückfallen und Livvy sich wieder ratsuchend an sie wendet.
    »Ich weiß es nicht«, sagt sie.
    »Kommst du mich besuchen? Und hilfst mir mit dem Baby in den ersten Tagen nach der Geburt?«
    »Klar«, sagt Julia erleichtert. »Nichts lieber als das.«
    »Oder du besuchst uns schon vorher mal«, schlägt Livvy vor. »Ja, bitte, komm doch schon vorher. Wann immer du willst.«
    »Das tue ich«, verspricht Julia. »Wir kommen alle. Gracie auch. Sie wird sich bestimmt freuen, einen kleinen Cousin oder eine Cousine zu bekommen.«
    »Sie wird eine tolle Cousine werden«, erklärt Livvy. Sie deutet auf das letzte Behältnis, das auf der Veranda steht. »Was ist eigentlich da drin?«
    Julia grinst. »Freundschaftsbrot.«
    »Natürlich.« Livvy muss ebenfalls grinsen, während sie den Deckel aufmacht. »Gott sei Dank kann ich es mir jetzt leisten, so viel in mich hineinzufuttern.« Sie hält den Behälter Julia hin, die sich eine dicke Scheibe nimmt, dann nimmt sie sich ebenfalls eine.
    »Bleibst du heute über Nacht hier?«, fragt Julia.
    Livvy nickt. »Ich hab meinen Schlafsack dabei. Morgen muss ich den Vertrag mit der Maklerin unterschreiben. Ich hätte erwartet, dass ich sentimental werde, aber ehrlich gesagt freue ich mich.«
    Julia nickt, aber sie will nicht, dass Livvy allein in dem Haus mit dem Schlafsack auf dem nackten Boden schläft.
    »Komm doch zu uns«, sagt sie unvermittelt. »Du kannst im Gästezimmer schlafen.« Sie wissen beide, dass das Gästezimmer einmal Joshs Kinderzimmer war, daher fügt sie schnell hinzu: »Oder in Gracies Zimmer. Ich habe alles Nötige zu Hause. Du bekommst ein anständiges Abendessen und ein anständiges Frühstück und kannst dich dann mit der Maklerin treffen, bevor du zurück nach Faberville fährst.« Es sprudelt nur so aus ihr heraus, und als sie fertig ist, merkt sie, dass sie den Atem anhält.
    Livvy senkt den Kopf, als dächte sie über den Vorschlag nach. Als sie aufblickt, strahlt sie übers ganze Gesicht. »Danke«, sagt sie. »Das mach ich gerne.«

DER ANFANG VON ETWAS WUNDERBAREM IN AVALON, ILLINOIS
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    AVALON, ILLINOIS – Viele Einwohner dieses kleinen Städtchens im nördlichen Illinois haben schon

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