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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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willst.« Julia sieht sich um. »Gracie hat erzählt, dass du Patch weggegeben hast. Was ist passiert?«
    »Ach, er ist dauernd in den Garten von Mrs. Lowry und hat ihre Blumenbeete umgegraben. Er ist über den Zaun gesprungen oder sonst irgendwie rausgekommen. Wir wollten ihn aber nicht an die Kette legen, während wir den Tag über arbeiten. Der arme Kerl war einfach einsam. Deshalb haben wir beschlossen, dass er bei einer Familie sein sollte, die Zeit hat, mit ihm zu spielen und sich um ihn zu kümmern.«
    Josh hatte den Hund sehr gemocht. »Er war ein netter Hund. Vermisst du ihn?«
    Livvy nickt. »Ja.« Sie sieht auf das Essen. »Das schmeckt sehr gut, Julia. Danke.«
    Julia sagt nichts, nimmt stattdessen ein Blatt vom Boden. »Faberville, ja?«
    »Faberville ist nicht weit«, sagt Livvy. »Zwei Stunden, wenn man durchfährt.«
    Faberville liegt mindestens drei Stunden von Avalon entfernt. »Vielleicht wenn du fährst«, sagt Julia. »Du hast einen echten Bleifuß, wenn ich mich recht erinnere.«
    Livvy lacht. »Stimmt.« Sie isst noch ein paar Bissen, dann verzieht sie das Gesicht. »Oh, von dem Käse werde ich Blähungen bekommen.«
    Julia kann sich gar nicht daran erinnern, dass Livvy Probleme mit Käse hat. »Tatsächlich?«
    »Seit ich schwanger bin, scheine ich keine Milchprodukte mehr zu vertragen.« Livvy sieht in den Behälter mit dem Salat.
    Julia reißt die Augen auf. »Du bist schwanger?«
    »Morgen komme ich in die sechzehnte Woche. Das ist auch einer der Vorteile von Faberville. Dort gibt es ein ausgezeichnetes Krankenhaus. Wir haben uns die Entbindungsstation schon angesehen. Sie haben Einzelzimmer und Geburtswannen – alles, was das Herz begehrt. Wir wollen uns ein kleineres Haus kaufen. Etwas Erschwinglicheres als diese Burg hier. Im Moment wohnen wir zur Miete.« Sie bietet Julia von dem Salat an.
    Die beiden Schwestern sitzen nebeneinander und knabbern schweigend Salatblätter und Tomatenscheiben.
    Julia mustert Livvys Bauch, der sich bereits leicht vorwölbt. Wenn man es nicht weiß, würde man es vielleicht nicht bemerken, aber jetzt, da Livvy es ihr gesagt hat, spürt Julia plötzlich die zärtliche Sorge in sich aufsteigen, die man einer Schwangeren gegenüber empfindet. Sie versucht sich zu erinnern, was man während der Schwangerschaft nicht essen sollte … war es Honig? Oder galt das nur für das erste Lebensjahr des Kindes? Sie erinnert sich, dass Josh in ihrem Bauch immer getreten hat, sobald sie etwas Scharfes aß. Thunfisch hatte Julia nur in Maßen zu sich genommen, nachdem sie von der Quecksilberbelastung gelesen hatte. Erdnüsse ließ sie ganz weg, um eine Allergie bei ihren Kindern zu vermeiden. All das erscheint ihr jetzt unbedeutend. »Und läuft alles gut mit der Schwangerschaft? War bei den Tests alles in Ordnung?«
    Livvy nickt. »Sie haben gerade diesen AFP -Test gemacht, um zu sehen, ob irgendwelche Anomalien vorliegen. Bis endlich der Anruf kam und sie mir gesagt haben, dass alles okay ist, habe ich kein Auge zugekriegt. Ich habe Tom fast wahnsinnig gemacht.« Sie unterbricht sich. »Bislang sieht jedenfalls alles gut aus.«
    »Das freut mich.« Julia lächelt. Livvy ist von Natur aus pessimistisch veranlagt, wenn auch die meisten Leute sie für eine Frohnatur halten. Sie ist viel sensibler, als es den Anschein hat – bestimmt auch sensibler als Julia. Julia verspürt plötzlich eine ungeheure Zärtlichkeit für ihre Schwester. Sie sammelt all ihren Mut, nimmt Livvys Hand und drückt sie leicht.
    Livvy zuckt zusammen, dann entspannt sie sich wieder und lächelt Julia zaghaft an. Julia sieht, dass sich die Augen ihrer Schwester mit Tränen füllen. »Livvy? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Livvy schüttelt den Kopf und wendet ihren Blick ab.
    »Sprich mit mir, Livvy. Sieh mich an.« Julia legt ihre Hand auf Livvys tränennasse Wange und dreht sanft ihren Kopf zu sich herum. Livvys Gesicht ist blass.
    »Julia«, flüstert sie. »Was, wenn ich keine gute Mutter bin?«
    Julia spürt, wie ihre Schwester zittert. »Du wirst bestimmt eine wunderbare Mutter werden, Livvy. Das weiß ich.« Sie nimmt Livvys Hand zwischen beide Hände. »Ganz bestimmt.«
    »Aber eine richtige Mutter … Also wenn ich eine wirklich gute Mutter wäre … Dann hätte ich nicht vergessen … Dann hätte ich das Auto nicht zugemacht …« Livvy fängt an zu schluchzen und vergräbt ihr Gesicht in den Händen.
    Julia hat einen Kloß im Hals. Vergeblich versucht sie, die Tränen zurückzuhalten, und

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