Je sueßer das Leben
wäre. Es macht mich so wütend, dass er nicht wie Peter Football spielen kann oder aufs College gehen oder sich verlieben. Es ist einfach nicht gerecht.« Julia atmet tief aus. »Er war ein so hübscher Junge, Madeline. Er hatte dieselben Haare wie ich. Ein Lächeln, das jeden sofort bezaubert hat. Man konnte ihm nichts übel nehmen.«
»Das glaube ich.«
Julia schluckt. »Als Mark und ich neulich Abend oben im ersten Stock waren, dachte ich, ich könnte nie wieder hinuntergehen. Früher hätte ich das auch nicht geschafft. Aber eine halbe Stunde später war ich wieder unten und habe beim Verladen der Brote geholfen. Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich mich toll gefühlt hätte, aber es ging halbwegs.«
Madeline nickt nur und ergreift wieder Julias Hand.
Julia sieht auf den Garten. »Ich erinnere mich an so viele Nächte, in denen ich bereit war, alles – wirklich alles – zu tun, um Josh wieder zum Leben zu erwecken. Ich hätte sofort mit ihm getauscht, damit er die Chance hat, aufzuwachsen, sein Leben zu leben, sein Glück zu finden.« Ihre Stimme versagt. »Keine Angst oder Einsamkeit im Moment seines Todes zu spüren. Ich wünschte … ich wünschte …« Julia holt tief Luft und stößt sie mit einem Seufzen aus. Madeline ahnt, wie oft Julia diesen Gedanken gehabt hat und dass der Schmerz jedes Mal wieder da ist, dass die Verzweiflung ihr das Herz abdrückt, den Atem nimmt. »Das ist das Schlimmste überhaupt. Etwas tun zu wollen, etwas gutmachen zu wollen und es nicht zu können. Es einfach nicht zu können.«
Lange, sehr lange sagen die Frauen nichts, sondern sehen nur hinaus in den Garten. »Manche Dinge kann man vielleicht nicht gutmachen«, sagt Madeline schließlich. »Andere dagegen schon.«
Julia bleibt stumm.
»Ruf deine Eltern an, Julia. Lad sie nach Hause ein. Und verabrede dich mit Livvy.«
Das ist viel verlangt, und das weiß Madeline. Aber sie weiß auch, dass Julia es schaffen kann. Als Julia nickt und ein kleines Lächeln zustande bringt, ist Madeline beruhigt.
Schweigend sehen sie Connie zu, wie sie mit dem Gärtner spricht und auf verschiedene Beete deutet. Connie teilt ihr Budget so umsichtig ein, dass sie jetzt jemanden bezahlen können, der sich um den Garten kümmert. Madeline freut sich darüber – sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn die ganze Zeit vernachlässigt hatte. Sie wollen mehr Gartenwege anlegen und für die Gäste ein paar Bänke aufstellen. Ihre Gäste sollen auch draußen sitzen können, und sie haben bereits erste Überlegungen angestellt, welche Speisen sie dort anbieten wollen.
Madeline beschirmt ihre Augen und beobachtet Connie, wie sie dem Gärtner erklärt, was beschnitten oder ganz entfernt werden soll. In dem Moment dreht sich Connie um und winkt ihnen lächelnd zu. Sie ist zur Geschäftsführerin des Teesalons befördert worden. Diesen Titel hat Connie selbst vorgeschlagen, und Madeline war unter einer Bedingung einverstanden: Connie sollte wissen, dass sie in Madelines Haus stets willkommen war, falls sie jemals aus ihrem winzigen Apartment über der Pizzeria ausziehen wollte.
»Ich weiß, das ist für eine junge Frau wie Sie kein besonders verlockendes Angebot«, hatte sie gesagt, weil sie nicht wollte, dass Connie das Angebot aus Rücksichtnahme auf sie nicht auszuschlagen wagte. »Aber Ihr Vermieter scheint ein echter Halsabschneider zu sein, und ich würde nicht viel Miete verlangen. Aber wahrscheinlich verbringen Sie ohnehin schon zu viel Zeit hier und wollen nicht …«
»Ja!«, hatte Connie aufgeregt gerufen und Madeline umarmt. »Danke!«
Am nächsten Tag zog sie ein.
Jetzt winkt Madeline sie zu sich und schenkt ihr ein Glas Eistee ein. Die drei Frauen sitzen da und genießen den Nachmittag, jede hängt ihren Gedanken nach. Hannah kommt heraus, nimmt ihre Schürze ab und lässt sich mit einem frohen Seufzer auf den nächstbesten Stuhl sinken.
»Erdbeer-Rhabarber-Kuchen«, sagt sie. Sie hat etwas Mehl auf der Wange. »Wenn ihr ein Stück abhaben wollt, müsst ihr euch ranhalten.« Sie dreht ihr Gesicht in die Sonne und lächelt. »Kaum zu glauben, dass letzten Monat diese Überschwemmung war. Das nenne ich einen Wetterumschwung.«
Madeline ist völlig einer Meinung mit ihr, und nachdem sie Hannah ein Glas Eistee eingeschenkt hat, hebt sie ihres zu einem Toast. Sie betrachtet die jungen Frauen, die sich um ihren Tisch versammelt haben und auf die noch ein Leben voller Freude und Liebe wartet. Aber nicht nur auf sie, auch auf
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