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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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Missys Schultern und Brüste wie eine zweite Haut umschmeichelte, an ihr herunterhing wie ein Sack. Sie sah, wie die lachende Missy ihr Bonne-Bell-Lipgloss unter ihren Freundinnen herumreichte, und dachte an den Kamillenfettstift in ihrer Hosentasche. Sie zwang sich zu einem Lächeln, tat so, als fände sie den Witz auch lustig, obwohl sie selbst doch der Witz war, aber sie hatte verstanden. In der Folge setzte sie ganz auf die Intellektuellenschiene, das Mädchen, das Überzeugungen hatte, das Mädchen, das keine Zeit für so alberne Dinge wie Make-up und Gespräche über Jungs hatte. Sie ging nicht einmal zum Abschlussball – die Vorstellung, ein passendes Kleid finden zu müssen, von einem Tanzpartner ganz zu schweigen, versetzte sie in Angst und Schrecken.
    Edie kann es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Sie ist genau dein Typ, glaube ich. Vielleicht sollte ich euch mal miteinander bekannt machen.«
    Richard fällt nicht darauf rein. »So leicht wirst du mich nicht los.« Er zieht die Augenbrauen zusammen, während er ein paar Pailletten zu einem Häufchen zusammenschiebt. »Livvy Scott … woher kenne ich den Namen nur? Was macht sie?«
    »Sie ist für die Werbe- und Anzeigenkunden zuständig. Aus unerfindlichen Gründen kehrt sie von Zeit zu Zeit das Dummchen raus. Vielleicht glaubt sie, dass sie das dem Blondinenruf schuldig ist.« Edie klebt Benin auf das Blatt. Na also . Sie ist fertig. Jetzt, wo alles seinen Platz hat, ist es gar nicht einmal so hässlich. Sie wünschte, sie hätte ein paar Erinnerungsstücke aus Benin, aber sie hat schon vor langer Zeit beschlossen, sich nicht mit solchen Dingen zu belasten. Sie fängt an, die Bastelsachen zusammenzuräumen. »Vielleicht ist sie ja wegen irgendwas in deine Praxis gekommen.«
    Richard schüttelt stirnrunzelnd den Kopf. »Wie gut kennst du sie?«, fragt er.
    »Nicht besonders. Ihr Mann ist Pharmavertreter.«
    »Hat sie sonst jemanden aus der Familie erwähnt?«
    »Bislang noch nicht. Warum?«
    »Weil da etwas ist«, sagt Richard, »das du wissen solltest.«
    Livvy balanciert auf der Trittleiter und mustert einen Stapel Schachteln im obersten Fach ihres Schranks. Es ist wieder mal die Zeit im Jahr gekommen, in der die Babyparty-Einladungen den Briefkasten verstopfen. Das ist wahrscheinlich dem kalten Winter in Illinois zuzuschreiben. Carol Doyle und Jo Kay Buckley sind beide im August so weit, und beide haben schon jeweils drei Kinder. Es ärgert Livvy, dass manche Frauen so leicht schwanger werden, besonders Carol und Jo Kay. (»Wir mussten nicht mal üben!«, hatte Jo Kay Livvy am Telefon anvertraut, was Livvy ihr aber nicht glaubt. So lange sie Jo Kay kennt, hat sie nie etwas ohne Üben hingekriegt.)
    Irgendwie ist das nicht gerecht. Livvy erinnert sich an zahllose Gespräche, in denen Carol und Jo Kay immerfort jammerten: Sie seien so müde, ihre Ehemänner würden ihnen nicht helfen, sie hätten nie genug Zeit für die Dinge, die sie gerne täten. Livvy versteht nicht, warum sie noch mehr Kinder haben wollen. Ich nehme euch eins ab , würde sie am liebsten sagen. Und ich werde nicht jammern.
    Livvy zieht wahllos eine der Schachteln heraus und knipst das Schranklicht aus. Wahrscheinlich ist sie einfach nur neidisch. Tom und sie probieren es zwar noch nicht besonders lange, und es ist wahrscheinlich auch nicht hilfreich, dass sie sich davon stressen lässt und sich fragt, ob sie irgendwelche Probleme haben, was womöglich der Grund ist, dass sie tatsächlich welche haben. Sie hätte einfach nur nicht erwartet, dass sie nicht wie auf Knopfdruck schwanger werden könnte. Livvy fragt sich, ob es nicht doch eine Art göttlicher Strafe sein könnte für das, was passiert ist. Sie hofft nicht, aber sie weiß es nicht.
    Sie setzt sich aufs Bett und öffnet die Schachtel. Darin befindet sich ein Durcheinander aus Fotos und Erinnerungsstücken aus ihrer Kindheit – ein selbstgehäkelter Topflappen, eins von tausend Variojos, die sie aus Eisstielen und Wolle gebastelt hat. Carol hat Livvy gebeten, ihre alten Fotos nach Bildern von Carol oder Jo Kay »aus der guten alten Zeit« durchzugucken. Beide Frauen haben nämlich beschlossen, dass sie für ihre Babys nichts außer einer Fotowand mit Bildern von ihnen und ihren Ehemännern von der Geburt bis zur Gegenwart haben wollen.
    »Es ist so wichtig, dass man Kindern ein Gefühl für Geschichte vermittelt«, hatte Carol ihr erklärt. »Damit sie ihre Wurzeln kennen. Wer braucht schon noch einen Tiegel Creme gegen

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