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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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und spürt eine Woge der Erleichterung, als sie zu ihrem Auto läuft. Beim Wegfahren sieht sie seinen Schatten in der Tür, als er ihr hinterhersieht.

Kapitel 10
    Hannah freut sich auf das Treffen mit Madeline und Julia. Im Grunde denkt sie seit dem Wiedersehen vor zehn Tagen an nichts anderes. Es ist das Einzige, was sie davor bewahrt, völlig auszuflippen und ständig über Philippe und den Zustand ihrer Ehe nachzudenken.
    Letzte Woche hatte Philippe eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen, dass er mit ihr über Geld reden will. Als Hannah endlich den Mut fand, ihn zurückzurufen, ging eine Frau ans Telefon.
    »Wer ist da?«, platzte Hannah heraus. Darauf folgte längeres Schweigen, und dann hörte sie das Besetztzeichen.
    Wütend hatte Hannah erneut angerufen. Dieses Mal hob Philippe ab.
    »Hannah!«, rief er, als würde er sich freuen, wieder einmal von ihr zu hören. »Wie geht’s dir?«
    Fassungslos hängte sie ein und fing an zu weinen. Gleich darauf gab ihr Computer mit einem Piepton bekannt, dass sie eine neue E-Mail hatte, und Hannah zog den Stecker und ging in die Küche.
    Die Küche ist zu ihrem Rückzugsort geworden. Sie ist nicht groß, was vielleicht der Grund dafür ist, dass sie sie mag – man kann sich nicht darin verlieren, und alles befindet sich jederzeit in Reichweite. Die kleine Wohnung in Chicago hatte dagegen eine völlig überdimensionierte, perfekt ausgestattete Küche – der vorherige Besitzer war Koch –,aber weder sie noch Philippe verbrachten viel Zeit darin, außer um die Mikrowelle anzustellen. Der Edelstahlgefrierschrank und die riesigen Flammen auf dem Luxusgasherd hatten Hannah eingeschüchtert. Die Küche in Avalon ist dagegen angenehm bescheiden, ein Ort, an dem sich Hannah gerne aufhält, wenn sie sich eine Tomatensuppe warm macht oder ein Brot schmiert.
    Außer während der Zeit, in der sie von den heftigen Rückenschmerzen geplagt wurde, hat Hannah morgens immer als Erstes Cello gespielt. Aber seit die Beziehung mit Philippe in die Brüche gegangen ist, hat Hannah keine Lust mehr auf das Musikzimmer. Lieber bleibt sie in der Küche und macht sich mit den Geräten, Gewürzen und Utensilien dort vertraut. Inzwischen weiß sie, wo sich was befindet, und kann, ohne zu lügen, sagen, dass diese Küche tatsächlich ihre ist.
    Es war so schön heute Morgen, als sie nach dem Aufwachen nur kurz an Philippe dachte, bevor ihr einfiel, dass sie an diesem Tag Madelines Rezept für die Brownies ausprobieren wollte. Noch im Schlafanzug ging sie in die Küche, wusch sich die Hände und machte sich an die Arbeit.
    Anders als noch vor zehn Tagen weiß Hannah inzwischen, was sie tut. Das ist der große Vorteil, wenn man etwas öfter macht – man wird unweigerlich besser darin. Unter den besten Musikern finden sich welche, die gar nicht einmal so besonders begabt sind, dafür aber unablässig üben, während einige Hochbegabte ihr Talent an ihre Faulheit verschwenden und gar nichts erreichen. Hannah weiß genau, dass man Vollkommenheit nur durch Übung erreicht, und diese Regel gilt auch für die Küchenarbeit.
    Hannah gibt Mehl, Zucker und Milch zu dem Teigansatz, teilt ihn auf – eine Portion für sie, die anderen drei in wiederverschließbare Gefrierbeutel –und fährt nach Madelines Rezept fort. Schnell riecht es in der Küche wunderbar nach Schokolade.
    Während die Brownies backen, macht Hannah die Beutel fertig. Sie hat sich in all den Monaten, die sie hier wohnt, nie richtig den Nachbarn vorgestellt. Philippe war immer der Geselligere von ihnen beiden, und Hannah hat große Probleme, neue Leute kennenzulernen und ein Gespräch mit jemandem, den sie nicht kennt, anzufangen. Das macht die Freundschaft mit Madeline und Julia so besonders für Hannah, und sie zählt schon die Minuten, bis sie die beiden am späten Nachmittag treffen wird.
    Sie hat die Anleitung nicht kopiert oder abgetippt, sondern will sie von Hand schreiben, weshalb sie eine Schachtel mit Briefpapier hervorholt. Sie ergänzt sie mit kleinen Hinweisen und schreibt sogar noch das Rezept für die Brownies auf die Rückseite. Als die Brownies fertig sind und abkühlen, zieht sie sich an und spült. Dann wickelt sie drei große Stücke in Wachspapier und geht aus dem Haus.
    Die Nachbarin zur Rechten, Marion Krum, ist eine leicht überforderte Mutter von Zwillingsjungen im Kleinkindalter. Sie hält Hannah im ersten Moment für eine Schülerin, die Süßigkeiten verkaufen will. Eine Schülerin, die

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