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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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einem verständnisheischenden Blick, wie ihn Erwachsene oft untereinander wechseln, wenn sie über ihre Kinder in deren Gegenwart sprechen.
    »Oh, stimmt. Schöne Flügel.« Livvy betrachtet ihn bewundernd.
    Gracie strahlt. »Warum besuchst du uns nie?«, fragt sie unvermittelt. Sie fasst offenbar langsam Vertrauen zu Livvy. »Wenn du willst, kannst du mit zu uns nach Hause kommen. Dann zeige ich dir mein Zimmer. Es ist rosa.«
    Gracie hat nie nach Livvy gefragt. Früher hätten sie sich nach ein paar dürren Worten auch längst schon wieder voneinander verabschiedet. Er sucht nach einer passenden Ausrede, die Livvy nicht verletzt, als plötzlich sein Handy klingelt.
    Es ist Vivian. Seit der peinlichen Szene in ihrer Wohnung letzten Monat hat sie sich ihm gegenüber ausgesprochen kühl verhalten. Wenn er an ihr vorbeigeht, dann macht sie einen Schritt zur Seite, wenn sie mit ihm spricht, dann am liebsten aus sicherer Entfernung über die gesamte Länge des Konferenztisches hinweg. Im Fitnessstudio geht sie ihm aus dem Weg und tut so, als habe sie ihn nicht bemerkt oder sei so vertieft in ihre Übungen, dass sie nicht mehr als ein kurzes Hallo sagen kann. Das nagt an ihm, aber er hat keine Ahnung, was er tun soll. Er wünschte, er könnte das alles rückgängig machen, die Sache in der Wohnung, das Geschenk.
    »Bruno will das Projekt kippen«, erklärt Vivian Mark jetzt. Ihre Stimme klingt grimmig und etwas verrauscht.
    »Was? Warum das denn?« Sie haben schon mehr als tausend Mannstunden investiert, und Mark hat zur Unterstützung sogar einen weiteren Architekten angeworben. Sie bekommen regelmäßig kleinere Vorschüsse, aber die decken gerade mal die laufenden Kosten. Die eigentliche Entlohnung erwarten sie nach Beendigung des Projekts, auch was die Aufmerksamkeit in der Presse und den Medien angeht, auf die Mark fest zählt.
    »Ich habe keine Ahnung.« Vivian ist aufgebracht. »Er hat eben angerufen, um mir seine Entscheidung mitzuteilen, aber ich habe ihn überredet, erst noch einmal mit uns persönlich zu sprechen. Ich bin bereits auf dem Weg nach Chicago.«
    Warum ruft Lemelin Vivian an? Mark ist der verantwortliche Architekt. Er wirft einen Blick auf seine Uhr, es ist kurz nach vier. Dann sieht er zu Gracie, die vergnügt mit ihrer Tante plaudert. Er kann sie mitnehmen oder versuchen, sie bei einer Nachbarin unterzubringen. »Ich ruf dich gleich zurück, Vivian. Ich habe meine Tochter bei mir und muss schnell ein paar Anrufe machen. Um wie viel Uhr sollen wir ihn treffen?«
    »Sofort! Ich bin gleich nach dem Telefonat ins Auto gesprungen. Er ist nicht besonders scharf auf ein Treffen. Schützt tausend Termine vor, wir können die Sache also keinesfalls aufschieben.« Ihre Stimme klingt anklagend.
    Mark atmet tief durch. Mit Gracie bei Lemelin anzutanzen kommt nicht in Frage. »Okay, gut. Ich ruf dich gleich zurück. Ich mache mich so schnell wie möglich auf den Weg.« Er klappt sein Handy zu.
    »Alles in Ordnung?« Livvy sieht ihn besorgt an.
    »Ja. Nur ein kleines Problem in der Arbeit. Kannst du vielleicht einen Moment auf Gracie aufpassen, Livvy? Ich muss ein paar Leute anrufen.«
    »Klar. Wir kaufen einfach weiter ein. Hast du Lust, Gracie?«
    »Ja!«
    Livvy freut sich augenscheinlich über Gracies Begeisterung. »Dann los. Du suchst uns einfach, wenn du fertig bist, in Ordnung?«
    Er nickt, die Augen auf die Tasten seines Handys gerichtet.
    Er braucht fast zehn Minuten, um unter den Müttern von Gracies Kindergartenfreunden eine zu finden, die bereit ist, auf sie aufzupassen. Mittlerweile liegen seine Nerven blank. Er lässt seinen Einkaufswagen irgendwo stehen und macht sich auf die Suche nach Livvy und Gracie.
    Er findet sie in der Babyabteilung, wo sie leise miteinander tuscheln und sich weiche Haarbürsten und Wundschutzcreme ansehen.
    »Hab vielen Dank, Livvy«, sagt er. »Komm, Gracie, wir müssen los. Ich bringe dich zu Nicky Fischer, dort bleibst du, bis ich dich nachher wieder abhole.«
    Gracie sieht ihn entsetzt an. »Aber Nicky Fischer macht noch in die Hose!«
    Mark hat jetzt wirklich keine Lust, mit seiner Tochter herumzustreiten. »Sag auf Wiedersehen zu deiner Tante Livvy«, befiehlt er. Im Kopf rechnet er aus, wie lange es dauern wird, bis sie zu Hause sind, Gracies Sachen zusammengepackt haben, er sich umgezogen hat und wieder loskommt. Zu lange, aber daran lässt sich nichts ändern.
    »Und er hat Lisa Starkey mit einem Hula-Hoop-Reifen auf den Kopf gehauen«, fährt Gracie zunehmend

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