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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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dass alles auf dem Schwarzen Brett irgendwie von Nutzen für die Einwohner der Stadt ist. Da ist Connie eisern.
    Vor zwei Monaten hat jemand eine Frage auf eine kleine Karte geschrieben und sie aufgehängt.
    MEIN TEIG FÜR DAS FREUNDSCHAFTSBROT HAT ANGEFANGEN ZU SCHIMMELN! WIE KANN ICH DAS VERHINDERN?
    Es dauerte nicht lange, und eine zweite Karte tauchte auf.
    WARUM DARF ICH KEIN METALL BEI MEINEM FBA-TEIG VERWENDEN?
    Und dann:
    ICH VERSINKE BALD IN FBA-TEIG! KANN MAN IHN EINFRIEREN?
    Die Leute hatten ihre Antworten gleich auf die Karten geschrieben – mit Kuli oder Bleistift, zittrig oder schwungvoll. Bald folgten neue Karten und neue Antworten, bis das Schwarze Brett zur Hälfte mit Fragen zum Freundschaftsbrot gepflastert war.
    Und es kamen immer neue Karten hinzu. Vor allem Rezepte. Hefefrei. Schoko-Apfel. Karotte-Kokosnuss. Rhabarber-Muffins. Zitrone-Mohn. Immer mit dem Freundschaftsbrotteig.
    Irgendwann fand Connie eine Lösung. Sie ging in den Drogeriemarkt und kaufte zwei große Karteikästen, einer war für Fragen und allgemeine Tipps, der andere für Rezepte. Sie legte einen Stapel Karten aus und daneben ein paar Stifte, so dass die Leute ihre Lieblingsrezepte abschreiben oder neue dalassen konnten.
    Innerhalb von einer Woche waren beide Kästen voll. Und Connie kaufte zwei neue.
    Irgendwann stellte sie fest, dass einige Frauen nicht nur in den Waschsalon kamen, um ihre Wäsche zu waschen, sondern auch, um die Karteikästen durchzusehen. Schnell ergänzte Connie das Angebot für die Kunden des Waschsalons um kostenlosen Kaffee. Jetzt verabredeten sich öfter mal Frauen zum gemeinsamen Wäschewaschen. Sie brachten verschiedene Sorten Brot mit, tauschten sie aus, berieten sich über bestimmte Fragen, zum Beispiel, ob eine Tüte Pudding wirklich reichte oder ob Vollkornmehl genug Gluten enthielt. Zu den Diskussionen konnte Connie zwar nichts beisteuern, nahm dafür aber liebend gerne an irgendwelchen Verkostungen teil. Bald konnte sie mit einem kleinen Snack am Vormittag und einem am Nachmittag rechnen, und gelegentlich bekam sie sogar einen ganzen Laib für daheim. Die vielen Angebote für einen Beutel Teig lehnte sie allerdings immer ab – Backen war einfach nicht ihr Ding.
    Was sie dagegen wirklich gerne machte, war, die Frauen, die einen Beutel Teig brauchten, mit denen zusammenzubringen, die einen loswerden wollten. Sie stellte den Kontakt her oder gab weiter, wann der Teig so weit war und wie man ihn zu behandeln hatte. Sie wusste, was man tun und was man lassen sollte, und auch wenn sie nie aus eigener Erfahrung sprach (das erklärte sie immer als Erstes), bekam sie doch genug mit, um Tipps zu geben. Sie war wie eine Anwältin, die niemals selbst in einen Autounfall verwickelt gewesen war oder einen Prozess am Hals gehabt hatte. Nur weil sie noch kein Freundschaftsbrot gebacken hatte, hieß das nicht, dass sie den Leuten nicht sagen konnte, wie es ging.
    Vor ein paar Tagen war der Besitzer des Waschsalons vorbeigekommen und hatte große Augen gemacht, als er die vielen Frauen sah, die sich über Rezepte beugten und kostenlosen Kaffee schlürften, während sie auf ihre Wäsche warteten. Mit aufrichtigem Bedauern erklärte er Connie, dass er ihr zum Ende der übernächsten Woche kündigen müsse. Er hatte das Geschäft an einen Mann aus Chicago verkauft, der über Illinois verteilt bereits zehn gutgehende Waschsalons betrieb. Er würde den Avalon Wash and Dry in einen Waschsalon im Stil der 1930er Jahre umwandeln mit Chipkarten statt Münzen plus Annahmestelle für eine Reinigung. Rund um die Uhr geöffnet. Eine Rundumerneuerung. Das Ganze würde von dem Geschäftsführer eines der anderen Betriebe überwacht werden, und sie würden Connie nicht mehr brauchen.
    »Tut mir wirklich leid«, sagte der Besitzer zu Connie. Er reichte ihr eine Karte, auf der »Danke für die tolle Arbeit« stand und in der ein Hundertdollarschein lag. Connie bedankte sich, aber sie wusste, dass er schon an etwas anderes dachte, an seinen Urlaub in der Karibik oder an das neue Auto, das er sich kaufen würde. Dank Connie und ihrer brillanten Ideen hatte er das nötige Geld gescheffelt, und sie? Sie guckte im wahrsten Sinne des Wortes dumm aus der Wäsche.
    Diese Woche beginnt die Renovierung. Der neue Geschäftsführer hat Connie gesagt, dass das Schwarze Brett wegmuss.
    Der ganze Krimskrams soll weg. Das heißt, sie muss für das Schwarze Brett und die überquellenden Freundschaftsbrot-Karteikästen schnell ein neues Zuhause

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