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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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dich uns anschließen.«
    Victor beißt nicht an. »Das ist dein Projekt, Mark. Wenn du willst, dass ich komme, dann tue ich das, sonst bleibe ich lieber hier im Büro und arbeite an den Entwürfen von Häusern, die eines Tages vielleicht sogar gebaut werden.«
    Toll, das wird ihre Chancen auf jeden Fall verbessern. »Ich melde mich später noch mal.«
    Julia entspannt sich auf der Chaiselongue in ihrer Suite, als Hannah zögernd aus dem Badezimmer tritt. Sie trägt ein schlichtes schwarzes Abendkleid und eine Kette mit Diamantanhänger um den Hals. An ihren Ohren funkeln Diamantstecker. Ihre glatten langen Haare glänzen.
    Julia lässt das Hotelmagazin sinken und lächelt die Freundin an. »Du siehst umwerfend aus, Hannah.«
    Julia selbst hat ein glitzerndes Stretchoberteil und einen langen schwarzen Rock an. Sie hat beides seit Jahren nicht mehr getragen, und als sie die Sachen jetzt aus dem Schrank holte und anprobierte, war sie überrascht von dem Anblick, der sich ihr im Spiegel bot –sie sah eine Julia, die sie kaum wiedererkannte, obwohl sie die Sachen schon x-mal angehabt hatte. Sie starrte sich eine halbe Ewigkeit lang an, strich sich über die Haare und die Hüften und drehte sich nach links und nach rechts, bis die Silberfäden des Oberteils die Sonne einfingen und zu glitzern begannen. Sie hatte erwartet, dass sie müde und erschöpft aussehen würde, aber vor ihr stand eine elegante Frau, die durch die paar Fältchen um die Augen nur ein wenig reifer wirkte. Und dann musste sie lächeln, sie freute sich auf das Wochenende, auf das unerwartete Geschenk, einmal herauszukommen, auf die Chance, eine neue alte Julia zu sein.
    Hannah betrachtet sich ein wenig hilflos im Spiegel, dann zupft sie eine unsichtbare Fussel von ihrem Kleid. »Vielleicht sollte ich wann anders mit ihm sprechen. Er wird keine Zeit haben, und da er mich nicht erwartet …«
    »Hannah, er ist immer noch dein Ehemann.« Julia steht auf und nimmt ihr Abendtäschchen. »Außerdem hast du diese Woche mehrmals versucht, ihn zu erreichen.«
    »Ich weiß.« Hannah sieht elend aus.
    Einen Moment lang ist Julia versucht, Hannah nachzugeben und die Gelegenheit verstreichen zu lassen, um vorübergehend den Druck von ihr zu nehmen. Aber mehr als vorübergehend wäre es nicht. Und Julia weiß genau, dass sie sich in ein paar Tagen ärgern wird. Sie will, dass Hannah mit Philippe spricht, um ihrer selbst und ihrer Zukunft willen. Sie will, dass Hannah ihr Leben wieder selbst in die Hand nimmt, damit sie irgendwann so weit ist, eigene Entscheidungen treffen zu können. Daher sagt sie nichts, nimmt nur ihre Stola und wartet geduldig an der Tür.
    Hannah folgt ihr widerstrebend. »Macht es dir etwas aus, wenn wir kein Taxi zum Symphony Center nehmen, sondern zu Fuß gehen? Wir brauchen ungefähr zwanzig Minuten. Ich glaube, die frische Luft wird mir guttun.« Sie versucht es hinauszuzögern, aber das ist Julia egal. Sie werden dort irgendwann ankommen, und allein darum geht es.
    »Nein, natürlich nicht.« Julia hängt sich bei Hannah ein und drückt beruhigend ihren Arm. Einen Moment lang muss Julia an Livvy denken, mit der sie oft in derselben Situation gewesen war. Der sie zur Seite stand, wenn Livvy ihren Eltern beichtete, dass sie ihr Zeugnis zerrissen, ein paar Dollar aus der Brieftasche ihres Vaters geklaut oder die Schule geschwänzt hatte. Ohne Erlaubnis das Auto »ausgeliehen« hatte (fünfmal), auf dem Abschlussball betrunken war. Als Livvy die Pille nehmen, das College abbrechen, Tom heiraten wollte. Wann immer Livvy jemanden brauchte, der sie unterstützte, war Julia für sie da. Selbst wenn sie die Sache nicht guthieß, war Julia für sie da. Jetzt fragt sich Julia, was ihre Schwester wohl macht, ob es ihr gutgeht, dort in Avalon.
    »Julia? Alles in Ordnung?« Hannah mustert sie, einen hoffnungsvollen Ausdruck im Gesicht. Julia kennt diesen Ausdruck nur zu gut und muss lächeln. Sie wird für Hannah tun, was sie für Livvy getan hat – es mag Hannah auch noch so schwerfallen, da muss sie jetzt durch.
    »Ja«, sagt sie und öffnet die Tür. »Jetzt komm, lass uns gehen.«
    »Ich habe einfach meine Zweifel, ob die Richtung stimmt«, sagt Lemelin. Er hat seine ursprüngliche Leutseligkeit abgelegt und wirkt ihnen gegenüber jetzt eher unterkühlt. »Ich will etwas Authentisches haben. Viel Holz, warmes Licht, in der Art von Bentel & Bentel.«
    Mark stöhnt innerlich auf. Das geht jetzt schon eine halbe Ewigkeit so, immer einen Schritt vor,

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