Je sueßer das Leben
finden. Sie würde sie gerne irgendwo unterbringen, wo sie leicht zugänglich sind, so dass die Leute sie nach Lust und Laune konsultieren können. Sie wollte die Kästen einer der Kundinnen anvertrauen, aber keine war bereit, sich damit zu belasten.
Also wird sie es in der Bücherei versuchen, und wenn sie schon dort ist, kann sie sich gleich das Angebot der Volkshochschulen in Freeport und Rockford ansehen. Connie hat keine Lust mehr, auf Gedeih und Verderb irgendwelchen egoistischen Arbeitgebern ausgeliefert zu sein – sie möchte selbst entscheiden können. Sie möchte echte Verantwortung und die Chance weiterzukommen. Vielleicht sogar Karriere zu machen.
Sie versucht, sich wegen des Verkaufs des Waschsalons nicht allzu sehr über den Besitzer zu ärgern. Schließlich war es eine gute Stelle gewesen, und sie hat das eine oder andere gelernt. Vor allem aber hat ihr die Arbeit Spaß gemacht. Sie konnte etwas Geld auf die Seite legen, hat immer die neuesten Filme gesehen und massenhaft nette Leute kennengelernt. Die Kunden sind aufgebracht wegen ihrer Kündigung, aber sie versucht, sie zu beruhigen. Irgendwo müssen sie ja ihre Wäsche waschen, und sie will nicht, dass sie sich schuldig fühlen, wenn sie dazu in den neuen Laden gehen.
In den dreieinhalb Jahren, die Connie in dem Waschsalon gearbeitet hat, ist ihr klar geworden, dass das Leben ein bisschen wie Wäschewaschen ist – man muss das Dunkle und das Helle sorgsam voneinander trennen. Das eine ist nicht unbedingt besser als das andere – sie sind einfach unterschiedlich und müssen unterschiedlich behandelt werden, brauchen mehr oder weniger Pflege. Viele der Kunden passen nicht auf und werfen alles durcheinander in die Trommel. So ist es manchmal auch im Leben, manche Dinge geschehen einfach, und sosehr man sich auch um Ordnung bemüht, es entsteht Chaos. Eine rote Socke gerät zwischen die weiße Wäsche, oder ein empfindliches schwarzes Oberteil wird versehentlich zu heiß gewaschen. So etwas kann passieren. Daraus kann man nur lernen und weitermachen. Dann muss der Mann sich eben an seine rosa Unterwäsche gewöhnen, die eingegangene Bluse bekommt die kleine Schwester oder die Nichte. Das heißt aber nicht, dass man seine Wäsche nicht mehr sortiert. Man sortiert – Helles und Dunkles, Dunkles und Helles – und hofft, dass alles gutgeht.
Kapitel 15
Mark schiebt den Einkaufswagen durch den Supermarkt, neben ihm Gracie, die eine Miniaturausgabe davon schiebt. Sie kann nur leichte Sachen in ihren Plastikwagen legen, Teebeutel, Marshmallows und so weiter, aber das stört sie nicht. Das Einkaufen dauert auf diese Weise zwar viel länger, aber Gracie ist glücklich, und sie sind beide aus dem Haus, so dass Julia mehr Zeit für sich hat.
Heute allerdings ist Mark wütend. Es brodelt in ihm seit dem Nachmittag, an dem er Julia geküsst hat und sie zurückgezuckt ist, als sei er ein Fremder. Nein, das stimmt nicht – ein Fremder hätte diese Reaktion wahrscheinlich nicht hervorgerufen. Die war eindeutig für Mark bestimmt.
Mark packt lauter böse, leere Kohlenhydrate in den Einkaufswagen, was er später bereuen wird. Na ja, dann muss er eben öfter ins Fitnessstudio, das sowieso schon zu seinem zweiten Zuhause geworden ist. Weißbrot, Nudeln, Cracker, Chips. Er wirft einen Sour-Cream-Dip hinterher, was soll’s, und plötzlich bekommt er auch noch Appetit auf Nachos mit Käse und Jalapeños.
Gracie plaudert angeregt mit ihrem Spielzeugelefanten Troy, der in dem puppengroßen Sitz ihres Einkaufswagens sitzt. Troy ist ein Elefant, der sich für einen Vogel hält. Sie glaubt, dass sie Troy noch eine Weile bei Laune halten sollte, um ihm dann zu gegebener Zeit die Nachricht schonend beizubringen.
Mark betrachtet sie nachdenklich, er fragt sich, ob sich hinter ihren fantasievollen Spielen ein ernstes Problem verbergen könnte. Er stellt sich den Familientherapeuten vor, der mit sorgenvoller Miene den Kopf schüttelt und ihm sagt, dass Gracie den Bezug zur Realität verloren hat. Dass sie einen unheilbaren Schaden davongetragen hat und mit der Realität nicht mehr zurechtkommt, wo es lauter böse Dinge gibt, zum Beispiel Eltern, die sich streiten und nicht wissen, wie man sich küsst. Selbst die entzückten Blicke anderer Kunden und ihre netten Worte können ihn nicht milde stimmen.
Er biegt um eine Ecke und steht plötzlich vor einem ganzen Regal mit Minikuchen, die er seit seiner Kindheit nicht mehr gegessen hat. Kuchen mit Schokocremefüllung,
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