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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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hält ihr die Tür auf und wartet darauf, dass sie verschwindet.
    Stattdessen tritt sie zu Janet, bevor Philippe sich dazwischenstellen kann. »Wie kannst du nur mit ihm ins Bett gehen?«, sagt sie. »Du weißt, dass er damit seine Frau betrügt, oder?«
    Janet weicht ihrem Blick aus, sieht zu Philippe. »Philippe …«, sagt sie. Ihr zartes Stimmchen klingt leicht alarmiert. Seit wann spricht Janet mit einer solchen Piepsstimme?
    Philippe drängt sich schnell zwischen die beiden Frauen. »Hannah, hör auf damit.« Beschützend legt er seine Hand auf Janets Arm.
    Hannah starrt ihn an. Warum soll sie aufhören? Sie hat nichts Falsches getan. Sie ist diejenige, die im Recht ist. Sie ist die betrogene Ehefrau.
    Auf einmal spürt Hannah jedoch, wie sie der Mut verlässt. Sie ist diejenige, die das Recht hat, hier zu sein, hinter dem Podium des Konzertsaals, und doch ist klar, dass sie fehl am Platz ist.
    Hannah reckt das Kinn in die Höhe und hofft inständig, dass sie nicht weinen muss, zumindest nicht bevor sie auf der Straße ist. Dass sie einen würdevollen Abgang hat. Sie reagiert nicht, als Philippe ihr etwas hinterherruft, lahm erklärt, dass er sie morgen anrufen werde. Sie sagt nichts, sondern verlässt hoch erhobenen Hauptes den Raum.
    »Nein, das ist keine gute Idee.« In diesem Punkt ist Julia unnachgiebig. Sie sind zurück im Hotel und dabei, die Minibar zu plündern. Jack Daniel’s für Janet, Weinschorle für Hannah. »Nein, du wirst deinen Mann nicht vergiften.« Das hat Hannah bestimmt nur in der ersten Aufregung gesagt, aber sie wirkt auch ein klein bisschen so, als könnte sie es ernst meinen, und das beunruhigt Julia.
    »Exmann«, korrigiert Hannah vehement. Sie blättert auf der Suche nach dem geeigneten Rezept in Joy of Cooking . Julia war nicht überrascht, das Buch in Hannahs Tasche zu entdecken, sie schleppt es überallhin mit, um Rezepte zu studieren, wenn sie irgendwo in der Schlange oder an einer Ampel warten muss. »Hier, sieh mal! Philippe liebt Wachteln. Muss etwas damit zu tun haben, dass es so wehrlose kleine Vögelchen sind. Ich könnte scharf gewürzte gebratene Wachteln machen. Da würde er das Gift nicht mal herausschmecken.« Hannahs Blick wirkt irgendwie schadenfroh.
    »Hör auf!« Julia bedeckt die Seite mit der Hand und zwingt Hannah, sie anzusehen. »Du kannst im Moment nicht klar denken!«
    »Natürlich kann ich nicht klar denken! Ich habe gerade gesehen, wie mein Mann eine andere Frau küsst. In aller Öffentlichkeit!« Hannah schlägt das Buch zu, in ihren Augen brennen Zornestränen. »Mein ganzes Leben war ich das brave Mädchen. Ich habe immer gelernt, immer geübt, immer meinen Teller leer gegessen. Ich bin früh ins Bett. Ich bin nie abends heimlich aus dem Fenster geklettert, nie zu lange auf Partys gewesen, habe immer meinen Eltern gehorcht.«
    Julia sieht ihre Freundin an. »Daran ist doch nichts falsch, Hannah.«
    »Aber wozu? Ich habe geschuftet, um eine wirklich gute Cellistin zu werden, und dann habe ich dieses Rückenleiden gekriegt. Ich bin als Jungfrau in die Ehe gegangen, und dann betrügt mich mein Mann. Ich habe aufgepasst, dass ich schön schlank bleibe, und dann zieht Janet Vandesteeg los und lässt sich Riesenbrüste machen.« Hannah nimmt einen Schluck von ihrer Weinschorle, dann betrachtet sie angeekelt das Etikett. »Sieh mich doch an! Ich kann mich nicht einmal anständig betrinken! Was bin ich eigentlich? Vorpubertär?« Sie wirft die Flasche in den Abfallkorb und marschiert noch einmal zur Minibar. Sie kramt darin herum und zieht schließlich ein Fläschchen Wodka heraus. Sie dreht den Verschluss ab, schnuppert daran, verzieht das Gesicht, zögert. »Iih. Das geht gar nicht. Dieses Zeug ist eklig.«
    Julia streckt sich auf dem Bett aus und starrt an die Zimmerdecke. Was würde sie tun, wenn Mark sie betrügen würde? Der Gedanke ist lächerlich – Mark gehört nicht zu den Männern, die so etwas tun. Wenigstens gehörte er früher nicht dazu. Sicher ist Julia nicht mehr, sie versucht sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal miteinander geschlafen haben. Es gelingt ihr nicht. Einmal hat sie deswegen mit ihm gesprochen, und er sagte, es würde ihm nichts ausmachen, dass er es verstehen würde, aber tat er das wirklich? Allerdings ist sie doch diejenige, die Veränderungen will, die die Vergangenheit hinter sich lassen möchte, inklusive ihrer Ehe. Warum würde es also etwas ausmachen, wenn Mark mit einer anderen schläft? Julia windet sich

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