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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darien Gee
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ein.
    Vivian nickt. »Ich liebe klassische Musik, aber ich gehe einfach nicht gerne allein ins Konzert.« Mit keinem Wort erwähnt sie, was in ihrer Wohnung passiert ist. »Ich habe die Karten für den Rest der Saison gespendet. Ich muss mich ohnehin ganz auf das Lemelin-Projekt konzentrieren.«
    »Wow. Eine Philanthropin mit Arbeitsethos. Ich bin beeindruckt.«
    »Zu Recht, zu Recht«, erwidert sie. »Du weißt vieles nicht von mir.«
    Sie sitzen in der Lounge und bestellen sich etwas zu trinken – eine Maracuja-Margarita für Vivian, Wodka Martini für Mark.
    »Das nenn ich einen Drink!«, sagt er, als die Kellnerin ihre Margarita bringt, die in ihrer Farbigkeit wie ein Art-déco-Stück aussieht.
    »Wenn du magst, kannst du gerne probieren«, bietet sie ihm an. Sie hält ihm das Glas hin, dessen perfekter Salzrand noch unberührt ist.
    »Nein, danke.« Mark hält seinen Martini in die Höhe. »Ich bin damit zufrieden.«
    »Wie du willst.« Vivian nippt an ihrem Cocktail, dann lässt sie sich auf ihrem Stuhl zurücksinken. Sie sieht sich um und schüttelt den Kopf. »Mein Gott, das vermisse ich wahrhaftig nicht.«
    Was meint sie? Mark sieht sich um, entdeckt aber nichts Auffälliges. »Was vermisst du nicht?«
    »Die Balzrituale. Die Verabredungen. Die Anmache. Das Zurschaustellen. Ekelhaft.« Sie erschauert und hält ihren Cocktail in die Höhe. »Da stürze ich mich doch lieber in die Arbeit.« Sie scheint die Leute an der Bar zu meinen, deutet mit dem Glas aber in Marks Richtung.
    »Mit den Gockeln hier hast du also nichts am Hut«, fasst Mark zusammen. Beide lachen.
    »Du hast es erfasst«, sagt sie. Sie zieht einen kleinen Ananasschnitz aus ihrem Drink.
    »Was dann? Immer nur arbeiten, keine Liebe, nie heiraten?«
    »Heiraten.« Sie verzieht das Gesicht. »Ich bin realistisch, Mark. Ich weiß, dass Liebe und Ehe nicht für die Ewigkeit sind. Natürlich, es gibt ein paar Ausnahmen, aber ich habe nicht dazugehört.« Sie wendet den Blick ab und nimmt einen Schluck.
    »Du warst schon mal verheiratet?«, fragt Mark. Das überrascht ihn. Vivian macht den Eindruck, als würde sie größten Wert auf ihre Unabhängigkeit legen, so dass man sie sich schlecht als verheiratete Frau vorstellen kann. Neulich abends hat er noch mal ihren Lebenslauf hervorgeholt und festgestellt, dass sie einunddreißig ist, dreizehn Jahre jünger als er.
    »Zwei Mal. Das erste Mal ging ich noch aufs College – ich habe es ein Jahr vorm Abschluss abgebrochen. Mein Freund wollte nämlich zum Medizinstudium nach Texas und stellte mir ein Ultimatum. Wir heirateten und zogen nach Houston. Ich habe Tag und Nacht gearbeitet, um ihm sein Studium zu finanzieren. Vier Jahre später verließ er mich, nachdem er seinen Doktor hatte.
    Beim zweiten Mal dachte ich, ich mache es besser. Ich suchte mir einen ehrgeizigen Mann, einen Mann, der es nicht nötig hatte, dass ich kellnern gehe, damit er studieren kann. Er kam für mich auf, während ich mein Studium abschloss, kaufte mir schöne Kleider, ließ mich das Haus einrichten. Geld war kein Problem.« Sie lacht bitter auf. »Ich habe das Beste herausgeholt. Aber ich habe auch meinen Teil beigetragen. Ich habe die Renovierung unseres Hauses überwacht und die der Häuser einiger seiner Freunde und Kunden. Er war im Immobiliengeschäft, Immobilienkredite und so. Wir sind in Geld geschwommen.«
    »Du musst das nicht erzählen«, sagt er. Die Geschichte wirft ein ganz neues Licht auf Vivian, und eigentlich möchte er gar nicht über solche privaten Dinge mit ihr sprechen.
    Sie sieht ihn an und zuckt die Achseln. »Ich bin darüber weg«, sagt sie gleichmütig, aber Mark entgeht nicht, dass sie ihr Margarita-Glas so fest umklammert hält, dass ihre Knöchel weiß hervortreten. »Dann ging der Immobilienmarkt den Bach runter, sein Laden ging den Bach runter, unsere Ehe ging den Bach runter. Glücklicherweise hatte ich so eine Ahnung gehabt, dass die Zeiten schlechter werden könnten, und etwas Geld auf die Seite gelegt. Aber das war auch irgendwann weg. Wer hätte gedacht, dass die Zeiten dermaßen beschissen werden?« Sie trinkt ihre Margarita aus.
    »Ach komm, Vivian«, sagt er in dem Versuch, sie aufzuheitern. »Du hast so viel zu bieten. Du könntest jeden haben.«
    Sie sieht ihn ungläubig an. »Oh Mann. Jetzt kommst du auch noch mit der Trennungsansprache.«
    Mark ist verwirrt. »Was? Nein, Quatsch.«
    Vivian lacht laut los. »Von wegen! Ich darf mir hier die Trennungsansprache anhören, und dabei hatten

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