Jede Dunkle Nacht Hat Ein Helles Ende
Gemütslage der Trauer reicht vom Nervenzusammenbruch bis zur Schockstarre. Manche schreien, manche verstummen, oder man tut beides im Wechsel. Manche werden extrem geschäftig, andere fallen in Lähmung und Passivität. Vielleicht haben Sie nur eine vage Vorstellung davon, wie sich Menschen in Trauer üblicherweise verhalten oder verhalten sollten. Sie sehen etwa große Gesten und hören lautes Wehklagen. Ihr Bild eines Trauernden ist unter Umständen von Film und Fernsehen geprägt. Plötzlich befinden Sie sich nun selbst in dieser Lage und reagieren vielleicht völlig anders, als Sie es erwartet hätten – wie im falschen Film.
Den Schock überstehen
In den ersten Tagen nach dem Todesfall ist man in der Regel überaus beschäftigt. Vieles muss organisiert, entschieden und besorgt werden. Vor lauter Erledigungen bleibt kaum Zeit zum Nachdenken. Das hilft zunächst sogar. Doch irgendwann kommt der Moment, in dem alles über Sie hereinbricht und sich mit Macht das unerträgliche, nackte Verlustgefühl einstellt. Der Gedanke, etwas Wertvolles für immer verloren zu haben, bricht hervor und umklammert Ihr Herz mit eisernem Griff. Ihnen stockt der Atem. Nach der ersten Verwirrung möchten Sie schreien und fluchen, Tassen und Teller an die Wand werfen oder einfach nur dasitzen, vor sich hinstarren in absoluter Leere und Hoffnungslosigkeit.
Wie sollen Sie nun »richtig« reagieren? Gestehen Sie sich Regungen und Gedanken jeglicher Art zu. Sie alle sind nicht krank, sondern vollkommen normal und für die Verarbeitung notwendig. Für Ihren Heilungsprozess ist es wichtig, durch diese Phase der Verwirrung und der Gefühlsausbrüche zu gehen. Körper und Geist müssen und dürfen auf das Unfassbare reagieren.
Sie sind am Ende einer Wegstrecke angekommen und stehen am Anfang eines neuen Abschnitts. Sie wissen noch nicht, was auf Sie zukommen wird. Sie wissen nur, dass Sie etwas verloren haben, das Ihrem Leben bisher Stabilität und Sinn gegeben hat. Noch ist unklar, wie es weitergehen wird. Das kann die Angst auslösen, dem Leben nun nicht mehr wie gewohnt gewachsen zu sein, Angst vor Einsamkeit und Hilflosigkeit, ja Angst vor dem Zusammenbruch Ihrer gesamten Existenz. Sie stehen an einem Scheideweg, den Sie sich nicht ausgesucht haben. Ihnen wurde jemand weggenommen, der Ihnen zentral wichtig war. Sie werden nur langsam in diesem neuen Leben Fuß fassen. In Ihren Gefühlen wird es sich zuerst andeuten, dass große Veränderungen unausweichlich sind.
Die Trauer nicht verbergen
Scheuen Sie sich nicht, Gefühle zu zeigen. Sprechen Sie mit Ihrem Umfeld offen darüber, und Sie werden in aller Regel Verständnis dafür finden, dass Sie sich im Zustand der Trauer befinden. Um mit der Zeit wieder zu voller Leistung aufzulaufen, müssen Sie erst einmal mit sich selbst in Berührung kommen, all Ihre Emotionen und Ihre momentane Schwäche zulassen und ganz Mensch sein – in Ihrer Trauer und in Ihrem Schmerz.
Es sollte Ihnen dabei nicht peinlich sein, das Mitgefühl Ihrer Mitmenschen zu erleben. Seien Sie offen für alle Zeichen der Zuneigung und nehmen Sie Hilfsangebote dankbar an. Aus dieser Solidarität können Sie Kraft schöpfen.
Wut und Hass im Trauerprozess
Gerade auch unsere schwärzesten Gefühle gehören in die Extremsituation der Trauer. Sie können wütend sein auf die Tatsache des Todes, wütend auf das Leben und die Welt, auf sich selbst oder andere Menschen. Wütend auf das, was Sie erleiden müssen, und auf die Umstände, die dazu geführt haben. Im Angesicht des Todes fällt jede Maske, und auch versteckte oder lange unterdrückte Aggressionen können zutage treten. Das ist im Grunde genommen gut, denn es hilft, die Seele von ihrem Ballast zu befreien.
Wut ist ein akutes und flüchtiges Gefühl, das meist unmittelbar ausbricht, also plötzlich nach außen sichtbar wird. Wütende Menschen werden laut und aggressiv. Aber diese Gefühlswallung legt sich bald wieder. Anders ist es mit Hass, der sich dauerhaft im Herzen festsetzen, es angreifen und schädigen kann.
Den dunklen Gefühlen ins Auge sehen
Die negativen Emotionen gehören zum Menschsein, müssen aber in die richtigen Bahnen gelenkt werden, um ihre zerstörerische Kraft abzubauen. Vielleicht ist es dazu nötig, ein klärendes Gespräch zu führen. Gibt es Menschen, die Ihnen etwas vorwerfen, oder andere, die in Ihren Augen etwas falsch gemacht haben? Gehen Sie, wenn möglich, auf diese Menschen zu. Nehmen Sie das aber nicht im Moment der Rage in
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