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Jede Sekunde zählt (German Edition)

Jede Sekunde zählt (German Edition)

Titel: Jede Sekunde zählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lance Armstrong , Sally Jenkins
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steht nichts heraus.«
    »Da muss etwas herausstehen. Ich fühle es genau.«
    Plötzlich musste ich mich wieder hinlegen. Stöhnend sank ich zurück auf den Asphalt.
    Inzwischen war das französische Pärchen ausgestiegen und der Mann dabei, uns nach Kräften anzubrüllen. Frankie und Tyler baten ihn um Hilfe, kapierten aber rasch, dass er nicht die Absicht hatte, etwas anderes zu tun, als zu schreien. Sie versuchten mit ihren Mobiltelefonen Hilfe zu rufen, aber in den Bergen war der Empfang schlecht, und sie bekamen keine Verbindung. Sie beäugten den Franzosen, der ihnen aber klar machte, dass er mit seinem Handy niemanden anrufen würde.
    Frankie und Tyler setzten sich neben mich auf die Straße, und wir besprachen, was wir tun könnten. Wir beschlossen, dass Tyler den Berg hinunterfahren sollte, bis er entweder Hilfe fand oder Empfang hatte und Kik anrufen und bitten konnte, uns zu holen.
    Tyler machte sich auf den Weg. Ich wollte mich gerade wieder hinlegen, als mir etwas einfiel.
    »Frankie«, sagte ich, »kannst du mich von der Straße ziehen? Ich habe keine Lust, noch mal mit einem Auto zu kollidieren.« Frankie und mir blieb nichts zu tun, außer dazusitzen und zuwarten. Zwei Stunden lang saßen wir da, ohne dass ein Auto vorbeigekommen wäre, und als dann endlich eines kam, war es Kik – nur damit Sie einen Eindruck davon bekommen, wie wenig befahren die Straße war und wie viel Pech wir gehabt hatten.
    Bis dahin hatte Kik ihr eigenes Drama durchlebt. Als Tyler sie schließlich erreichte und erklärte, was los war, war die Verbindung so schlecht, dass sie den Namen des nächstgelegenen Dorfes nicht verstehen konnte. »Wir sind in [Rauschen], das Dorf heißt [Rauschen]«, hörte sie gerade noch, dann brach die Verbindung wieder ab.
    Kik schlug eine Landkarte auf und ging die in winzigen Buchstaben gedruckten Dorfnamen auf der Suche nach einem Dorf durch, das ungefähr so klang wie das, was sie Tyler hatte sagen hören. Endlich entdeckte sie es und markierte es mit einem Stift.
    Sie schnappte ihre Autoschlüssel und raste zu einem Taxistand, fand einen Taxifahrer, den wir ein wenig näher kannten, und bat ihn, ihr den Weg zu zeigen. Der Fahrer sprang in seinen Wagen, und zusammen machten sie sich auf den kurvenreichen Weg durch die Berge. Eineinhalb Stunden später schließlich fanden sie uns.
    Wir saßen immer noch am Straßenrand, als Kik neben uns anhielt. Sie wirkte völlig ruhig und gefasst, als sie den Unfallort inspizierte und dann mich und die Überreste meines Fahrrads ins Auto lud.
    Auf der Fahrt den Berg hinunter fragte sie mich, wo ich Schmerzen hätte. »Genau da, wo Hals und Rücken zusammenkommen«, sagte ich.
    Kik brachte mich direkt ins nächste Krankenhaus. Der Arzt ließ eine Röntgenaufnahme machen, auf der jedoch nichts Ungewöhnliches zu erkennen war. »Es wird nur gezerrt sein«, meinte er. »Das kann nicht sein«, sagte ich zu Kik, aber wir fuhren trotzdem nach Hause. Ich nahm ein paar Aspirin und wartete darauf, dass die Schmerzen nachließen. Stattdessen wurden sie immer schlimmer.
    Vielleicht hatte sich ein Wirbel verschoben, dachte ich und ging zu einem Chiropraktiker. Als er meinen Nacken auch nur berührte, meinte ich, meine Wirbelsäule würde entzwei brechen. Ich lag auf dem Behandlungstisch und fing an zu heulen. Ich wusste schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal vor Schmerzen geheult hatte – ich muss noch ein Junge gewesen sein. Das reichte. Wir fuhren wieder ins Krankenhaus, dieses Mal aber in eine moderne Klinik in Monaco, wo ich in einen Kernspintomographen gesteckt wurde.
    »Sie haben hier ein ziemliches Problem«, sagte der Arzt, als die Untersuchung zu Ende vor. Auf dem Monitor war ein deutlicher Riss zu sehen. Ich hatte mir, erklärte er, den C-7-Halswirbel gebrochen, die Verbindungen zwischen Hals und Rücken.
    »Was bedeutet das?«, fragte ich.
    »Dass Sie sich das Genick gebrochen haben.«
    Nach all den Schmerzen hatte ich keine Probleme, ihm zu glauben. Was das für das Radfahren bedeutete, wollte ich wissen. Ich erklärte ihm, dass ich an den Olympischen Spielen 2000 teilnehmen wollte und gerade jetzt meine wichtigste Trainingsphase beginnen müsste. Wie lange durfte ich nicht trainieren? Konnte ich in Sydney an den Start gehen?
    »Darüber würde ich an Ihrer Stelle zweimal nachdenken«, sagte der Arzt und sah mich skeptisch an. »Ich rate Ihnen ab. Sie haben gerade die Tour gewonnen, wozu brauchen Sie die Olympischen Spiele? Falls Sie mit dieser

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