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Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)

Titel: Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konstantin Wecker
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Fernsehprogramme mehr,
    keine Schicksalseinmischungen,
    keine Zwischenfälle,
    kein Risiko,
    Ihre Frau läuft Ihnen garantiert nie davon,
    Ihre Geliebte telefoniert nie mit Ihrer Frau,
    von Ewigkeit zu Ewigkeit
    kümmert sich irgendwer um Sie
    und wirft Ihnen Prospekte in den Briefkasten,
    immer neue Programme
    zur Eliminierung der Gefahren,
    zur Ausschaltung von Risiken,
    zur Einebnung der Leiden,
    zur Nivellierung allen Werdens.
    Ich hab ein Recht auf mein Leid!,
    will ich brüllen,
    aber mir fällt das Wort schon nicht mehr ein,
    man hat es einfach gestrichen,
    die Alpen werden sicherheitshalber abgetragen,
    nur keine Erinnerung
    an Schluchten und Schründe,
    Höhen und Tiefen.
    Ich will mein Risiko!,
    möchte ich brüllen,
    aber milde Glückswächter
    stopfen mir den Mund mit Versicherungspolicen,
    die Tränendrüsen werden schon bei Geburt entfernt,
    die Angst mit Pillen erstickt.
    Nur die Tiere und Pflanzen,
    wenn sie noch ein Plätzchen zum Verstecken gefunden haben,
    sitzen zusammen und schütteln die Köpfe,
    lieben, hassen, schimpfen, schreien,
    und der liebe Gott
    weiß nicht mehr aus noch ein vor Schmerz
    und weint bitterlich,
    weil’s sonst keiner mehr kann.
     
     
    Da draußen blühen schon die Anemonen
    und hier erdrückt mich Bürokratenmief,
    und doch: Hier muss und werde ich auch wohnen,
    hier fall ich hoch, hier steig ich wieder tief.
     
    Ich sehn mich auch nach dieser Frühlingsblüte,
    die selbst im Winter auf den Äckern liegt,
    wo das, worum man sich so lang bemühte,
    auf einmal eine sanfte Rundung kriegt,
     
    bis die Verklärung wie ein Hauptgewinn
    als süßer Regen auf mich niederfällt,
    doch weil ich zweitens ziemlich fleischlich bin,
    ist es der Mief, der mich am Leben hält.
     
    So zwischen null und sechs Uhr früh,
    wenn wieder alles nicht mehr läuft
    und das Gefühl: Sie kommt doch nie,
    in Wodka und Blabla ersäuft,
     
    wenn ich mich, also unbeweibt,
    aufs Dichter-, Denkertum besinn,
    wenn nur die alte Lüge bleibt,
    dass ich allein am besten bin,
     
    dann wünsch ich mir den Feuerstrahl,
    mit dem sich Götter demaskieren,
    dass sie mit mir sich ganz banal
    im Unbedeutenden verlieren,
     
    dass sie derselben Fantasie,
    die mich gemacht hat, hörig sind
    und dass dieselbe Melodie
    uns aus denselben Herzen rinnt.
     
     
    Schon immer hab ich auf das Schreckliche gewartet.
    Es lauert hinter jedem Vorsprung. Und so schnell
    ist, wer noch eben artig war, entartet
    und Orpheus’ Saitenklänge enden im Gebell.
     
    Wohin nur? Einer meint: die Form.
    Der andere: Ändere deine Haltung!
    Selbst ohne Norm zu leben wird zur Norm
    und ungestalt zu sein ist auch Gestaltung.
     
    Noch bleibt der Wahnsinn. Halte dir im Hirn
    die Gärten offen. Blühe, wo die Welt
    noch keinen Zutritt hat. Wo dein Gestirn
    sich noch im Innersten zusammenhält.
     
     
    Selbst wenn es nichts mehr gäbe,
    was mich hält,
    dann hielte mich noch,
    dass mich nichts mehr hält.
     
     
    Nur keine Statements mehr,
    Parteien und Parolen
    (Gehirnverbände, um zu fliehen).
    Genüsse holen wir uns meist verstohlen,
    nur Kapriolen
    werden ab und an verziehen.
     
    Doch Stürme, Brechungen
    und Hilfeschreie
    verletzen Barrieren und Gesetz,
    man hält sich fit mit Weizenkleie
    und lebt halt ungern ohne Netz.
     
    Ich fliege übers
    Ach-ich-kann-nicht-Meer.
    Die Wolken prasseln meine Flügel nass.
     
    Salz in der Nase
    und die Lippen schrund.
    Mich feuert’s. Lecke Kinn und Mund.
     
    Jetzt, lieber Bruder, teilen wir
    die Asche und den letzten Wein.
    Dann überm Abgrund kurz verweilen.
     
    Wir stürzen, Bruder. Halt nicht auf.
    Vereinsamt sterben wir.
    Gemeinsam bleibt der Lauf.
     
     
    Gut zu fühlen, dass der Wind
    mit den Wellen sich vereint,
    dass der Finsternis zum Trotz
    eine Sonne immer scheint.
     
    Gut zu fühlen, dass der Drang,
    seine Seele auszuleeren,
    schweigen kann, obwohl man weiß,
    er wird immer wiederkehren.
     
    Gut zu fühlen, man kann weiter
    untergehn und überschäumen,
    währenddessen unverformt
    sich die Verse selbst erträumen.
    Zwei starkdeutsche Gedichte
     
    Schnell! schrat da Bub.
    Schnell! schrat da Bub.
    Braten schon die Ranne.
    Muss zuruck.
    Muss zuruck.
    Kannit auf die Walz.
    Rein, Land, odda Pfalz!
    Gottar halts!
    Gottar halts!
     
    I winsch mer a musikt
    di mich mit nix bedrickt,
    denn wenn se mich bedrickt,
    dann isses ka musikt
     
     
    Hans Moxter wird sechzig   –
    herzliche Gratulation!
    Ich hab zwar noch nie was von Hans Moxter gehört,
    aber er soll Bedeutendes für den

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