Jeder Augenblick ist ewig: Die Gedichte (German Edition)
esoterisch.
Kopfsalat oder Schweinerücken?
Ich sehe schon die Armeen aufeinander zurasen.
Kopfsalat oder Schweinerücken:
Weil’s ja immer einen Grund geben muss zum Kämpfen,
und auch hier halt ich’s mit den Dicken.
Sie sind selten vorne dran,
denn sie nagen immer an etwas,
sei’s an ihrem Dickesein
oder an einem Hühnerbein.
Nicht, dass ich die ganze Welt lieber fettleibig hätte,
sie sind eben nur von anderer Art,
so, wie einer katholisch ist
oder Freimaurer
oder Säufer
oder Dauerläufer.
Eine Haltung, die es zu schützen gilt.
Tropenträume
Das ist die hohe Zeit der Tropenträume,
ein Flügelschlag nur bis zum Meer.
Und alles, was ich jetzt versäume,
erreicht mich bis ins Grab nicht mehr.
Versoffner Mond und dunkle Weine,
das Leben schlägt die Fantasie!
Ein schwuler Priester schwingt die Beine.
Er ist der Star der Travestie.
Sie tanzt. Und ihr Jahrhunderthintern
verspricht mir mehr als ein Gedicht.
Ich möchte in ihr überwintern,
doch Eis und Winter kennt sie nicht.
Sie tanzt. Es gibt nur diesen einen
äonenalten Liebestanz,
durch den die fremden Welten scheinen
und unbekannter Götter Glanz.
Nur weiter, wo die Schiffe dösen
dem letzten Hafen hinterher.
Dort, wo die Blumen alles Bösen
dem Sumpf entblühen, bunt und schwer.
Jetzt Segel setzen, windwärts fliehn.
Zu Hause wartet das Verderben.
Sie haben mir noch nie verziehn,
dass ich zu stark war, um zu sterben.
Der Tod hat viel zu schwere Flügel
ihn hält es nicht in meinen Höhn.
Er ist das Pferd. Ich halt die Zügel.
Er überdauert. Ich werd überstehn.
Es ist der alte Rausch der Meere,
der meine Fieberträume nährt.
Dahinter öffnet sich die Leere
und eine Stille, die verzehrt.
Ich bin dem Sanften nicht gewogen,
auch langweilt mich der milde Blick,
mich hat das Feuer großgezogen,
zum Feuer will ich auch zurück.
Da wuchern wieder Kindheitsträume,
das Wunderland Calafia,
das ich erst spät durch dunkle Räume
im Drogentaumel wiedersah.
Das brandet an. Das ist das Fieber,
das aller Völker Mutter war.
Aus diesem Stoff ist das Gefieder
der Engel. Weiß und wunderbar.
Das ist die hohe Zeit der Tropenträume,
ein Flügelschlag nur bis zum Meer.
Und alles, was ich jetzt versäume,
erreicht mich bis ins Grab nicht mehr.
Stürmische Zeiten, mein Schatz
1990 – 1999
Kleines Herbstlied
Der Sommer geht vorbei,
und all seine Lieder
legen sich bis zum Mai
zum Sterben nieder.
Der Sommer geht vorüber,
mit ihm ein Fetzen Leben,
die Tage merklich trüber,
das Herz schlägt leicht daneben.
Der Sommer geht vorbei,
und mit ihm stirbt mein Sehnen,
die letzte Liebelei,
die Lügen und die Tränen.
Der Sommer geht dahin,
die Frage wird zur Qual:
Wer weiß, ob ich noch bin
beim nächsten Mal?
Der Sommer geht vorbei,
doch dieses Sterben
wird bald, wie nebenbei,
ein Blühen werden.
Wenn du fort bist
Wenn du fort bist, scheinen mir die Tage
etwas schwerer und vor allem nicht so breit.
Legte man die Stunden auf die Waage,
wögen sie ein Stück der Ewigkeit.
Wenn du fort bist, klingen Harmonien
immer etwas nach e-Moll
und der Himmel pflegt sich stets zu überziehen
und was Spiel ist, wird gedankenvoll.
Wenn du fort bist, kommen mir die Leute
noch verbiesterter und unbeseelter vor.
Jeder sucht zu spät sein eignes Heute
zwischen Kegelclub und Kinderchor.
Und mir fehlt nun mal dein wundervolles Lachen,
das die ganze Welt zum Spielplatz macht,
unser Feldzug gegen Windmühlen und Drachen
und das Abenteuer jeder Liebesnacht.
Eigentlich will es mir gar nicht passen,
denn bis jetzt war ich stets stolz allein,
doch von dir kann ich nun mal nicht lassen
und was soll’s – du solltest bei mir sein.
Wenn du fort bist, werden Frühlingslieder
über Nacht zu einem langen Herbstgedicht
und es heißt, da draußen blüht der Flieder,
doch ich weiß, er blüht nicht ohne dich.
Wenn du fort bist, gut, ich geb es zu,
werd ich schon mal kitschig und banal,
und mein wahres Lieben wird im Nu
eigensinnig und sentimental.
Aber du bist fort, was soll ich tun?
Soll ich wohlig, lässig weiterleben,
Schwingtüren schwingen lassen im Saloon?
Schöner wär’s, mit dir zu schweben.
Eigentlich will ich das gar nicht wissen,
denn ich bin mir selber Manns genug,
aber ich beginn dich schrecklich zu vermissen,
wenn du fort bist, bin ich auf
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