Jeder Hund kann gehorchen lernen
erklärt, was ich unter Blümchenhunden verstehe. Bei solchen Hunden können diese Trainer durchaus erzieherische Erfolge feiern und ihren Kunden helfen. Doch was passiert, wenn a bseits vom Trainingsplatz ein a usgewachsener Problembeißer a uf sie (oder a uf einen a nderen Hund) losgeht? In solchen Situationen ist Blümchentraining zwecklos, denn man kann ja nicht mit Leckerchen um sich schmeißen, um die Hunde zu bestechen (Stichwort » Leckerchen-Lüge « !). Leider habe ich oft erlebt, dass Trainer a us der » Golden-Labby-Lobby « bei einem a ggressiven Problemfall schnell die übereilte Diagnose » verhaltensgestört « stellen und empfehlen, den Hund einzuschläfern. Dabei gibt es a uch bei solchen Hunden fast immer eine Chance, sie wieder » hinzubekommen « : indem man ihnen Grenzen setzt und ihnen imponiert. Das klappt aber nur, wenn der Hundehalter im Training bedingungslos mitzieht.
1 Konkret: Es gibt 9 638 000 Menschen in Deutschland, die mindestens einen Hund im Haushalt haben. Quelle: » Soziografie und Psychografie der deutschen Hundehalter « , Studie von Sinus Soziovision, Heidelberg, 2005
2 Quelle: » Soziografie und Psychografie der deutschen Hundehalter « , Studie von Sinus Soziovision, Heidelberg, 2005
Kapitel 1
Die Leckerchen-Lüge oder das Oma-Margarete-Prinzip
Wer mit Bestechung oder Täuschung a rbeitet, erreicht seine Ziele oft weitaus schneller a ls a uf normalem Wege. Dafür leben Bestecher und Täuscher mit der permanenten Gefahr negativer Spätfolgen. In der Politik haben wir in den vergangenen Jahren diverse solcher Fälle erlebt. Hätten die Betroffenen den längeren oder steinigeren Weg gewählt, könnten sie ihr Leben guten Gewissens genießen – und die Erfolge wären nicht nur ehrlicher, sondern a uch nachhaltiger. Was das mit der Hundeerziehung zu tun hat? A uch die große Mehrheit der Hundetrainer in Deutschland a rbeitet – kaum hinterfragt – mit Bestechung und nimmt damit – bewusst oder unbewusst – negative Spätfolgen in Kauf. Konkret: In fast jeder Hunde-Sendung im Fernsehen und in fast jeder Hundeschule werden Vierbeiner von Zweibeinern mithilfe von Leckerchen bestochen – damit sie das tun, was wir wollen, und das lassen, was wir nicht wollen. Die im Basistraining durch Leckerchen erzielten Erfolge sind jedoch oberflächlich und mitunter sogar gefährlich.
Warum das so ist? Schauen wir uns die Szenerie mal a us Sicht der Hunde a n, die a uf Leckerchen konditioniert werden: Sie a lle reagieren zunächst äußerst zuverlässig a uf den magischen Griff in die Jackentasche oder das verheißungsvolle Knistern des Frischhaltebeutels. A n dieser Stelle sprechen wir mal nicht über die Menge a n Kalorien, denn Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen.
»Ähm, Liebe? Was ist das denn?«, würde ein jeder Hund fragen, wenn er denn könnte. Im Hunderudel gibt es keine Liebe – und das merkt man a uch, wenn ein Mensch bzw. mehrere Menschen und ein Hund ein Rudel bilden: Der Hund schließt sich dem Zweibeiner a n, der ihm a ls Ranghöchster imponiert. A uf der a nderen Seite wird er jedem »rangniedrigeren« Zweibeiner sofort die Beute streitig machen und sich danach wichtigeren Dingen zuwenden. Das ist seine Natur. Er testet in jedem Moment seine Rudel-Position und nutzt sie für sich.
Moment mal: »Rangniedriger« Zweibeiner?
»Ja klar!«, würde der Hund sagen, »schließlich muss ich mich nur vor meinen Zweibeiner setzen, ihn a nspringen, a bschlabbern oder a nbellen, und schon gibt er seine Beute a b. Gelobt wird man dafür a uch. Wirklich a ngenehm. Und so einfach! Manchmal ruft mich mein Zweibeiner a uch zu sich und reißt sich regelrecht darum, seine Beute loszuwerden. Ja gut, wenn a ndere Hunde in der Nähe sind, muss man sich mit denen deshalb gelegentlich prügeln, a ber das ist die Mühe wert. Seit Neuestem fliegt die Beute a uch in schnauzengerechten Beuteln durch die Luft. Die Zweibeiner streiten sich dann mit meinen Kollegen und mir darum, wem welcher Beutel gehört. Mit seinem ganzen Verhalten zeigt mir der Zweibeiner, dass er rangniedriger ist a ls ich. Wieso sollte ich ihm vertrauen und mich ihm a nschließen?«
Irrtum Nr. 3:
» Mit Leckerchen kann ich meinen Hund perfekt erziehen. «
Falsch! Wer mit Leckerchen a rbeitet, nutzt den Beutetrieb des Hundes a us und macht sich a us Hundesicht zum Rangniedrigeren. Im Hunderudel gibt nur der Rangniedrigere sein Futter a b – und für den Hund sind Sie bzw. Ihre Familie sein Rudel. Die a uf
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