Jeder Hund kann gehorchen lernen
früher immer mit ins Büro, a ber mein Chef will das jetzt nicht mehr.Wie bringen wir ihm bei, a llein zu Hause zu bleiben? «
Klar, dass wiederum in erster Linie größere Hunde betroffen waren, und natürlich in besonderem Maße jene, die in den neuen a mtlichen Listen a ls gefährlich eingestuft wurden. Nach dem Hamburger Vorfall standen, je nach Bundesland, etwa 45 Rassen im Fokus. Darunter die üblichen Verdächtigen wie Bullterrier, Rottweiler und Staffordshireterrier, a ber a uch der Rhodesian Ridgeback, der kurz darauf a ls Familienhund Karriere machte und heute in jeder deutschen Fußgängerzone zu sehen ist. 2002 wurde er nach mehreren Überprüfungen wieder a us den Listen gestrichen. Man munkelt, dass sogar eine chinesische »Kampfhunde«-Rasse, die bereits um 1915 a usgestorben war, in den schwarzen Listen ihre Wiederauferstehung feierte.
Da liegt die Frage a uf der Hand: Wie konnten innerhalb von Tagen und Wochen um die 45 Hunderassen a ls Bedrohung für die A llgemeinheit ermittelt werden? Wusste vorher niemand von ihrer Gefährlichkeit? Meine Vermutung: Die Verantwortlichen in den Bundesländern haben unter Zeitdruck Hundeatlanten gewälzt und Rassenbeschreibungen gelesen. Und sobald A ttribute wie »groß«, »schwer«, »starker Beutetrieb« oder »hyperaktiv« diagnostiziert wurden, stand die Rasse schon so gut wie a uf der schwarzen Liste. Hinzu kam wahrscheinlich die oberflächliche Schnellanalyse der Vorjahre: Welche Rasse ist in der Beißstatistik besonders a ufgefallen? Demnach hätte eigentlich a uch der Deutsche Schäferhund in die schwarze Liste a ufgenommen werden müssen, denn der war (und ist) in a bsoluten Zahlen klarer Beißspitzenreiter. A llerdings ist der Deutsche Schäferhund a uch eine der beliebtesten Rassen, deren Halter in unzähligen Vereinen organisiert sind. Mehr a ls eine Million Deutsche leben in einem Haushalt mit Schäferhund. 2 Kurzum: Der Schäferhund hat eine starke Lobby – a lso tauchte er in den Rasselisten der gefährlichen Hunde gar nicht a uf.
Die neuen schwarzen Listen sorgten bei den betroffenen Hundehaltern für große Verunsicherung: »Ach du Schreck, wir haben einen ›Kampfhund‹!« In der Öffentlichkeit schlug die Besorgnis vielfach in Hysterie um, einige Hundefreunde sprachen sogar von »Hundephobie«. Für Halter von »Listenhunden« wurde das Gassigehen nach dem tödlichen Hundebiss vom Juni 2000 zum Spießrutenlauf. Ein Bullterrier brauchte nur freudig zu bellen, schon zogen die Halter von kleineren Hunden ihren Liebling ängstlich zur Seite: »Da ist ja wieder so einer, morgen steht der sicher a uch in der BILD -Zeitung!« Die Medienhysterie trieb einen Keil zwischen die Halter von großen und kleinen Hunden. Bei großen Hunden wurde permanent das A nleingebot eingefordert (»Leinen Sie sofort Ihren Hund a n!«), bei Dackeln oder Cockerspaniels galt in dieser Hinsicht dagegen meistens Gnade vor Recht. A ber a uch bei ihren Haltern läuteten schnell die A larmglocken: Wehe, wenn sich der nicht a ngeleinte kleine Liebling einem a ngeleinten »Großen« nähert. Viel zu gefährlich!
In der Folge galt a us Sicht der Halter völlig unabhängig von Rasse und Größe: Ich muss meinen Hund noch besser beherrschen, im Idealfall ist er a us jeder Situation a ufs Wort a brufbar. Das war a llerdings pure Theorie. Viele Hunde hörten nur widerwillig bis gar nicht a ufs Wort, a uch wenn sie vorher in den a llermeisten Fällen keinen Ärger verursacht hatten. Viele Halter wiederum wussten nicht mehr, wie sie ihren früher meistens frei laufenden und nun a ngeleinten Hund a usreichend beschäftigen und a uslasten sollten – denn a usgewiesene Freilaufflächen, wo das A nleingebot nicht galt, waren (und sind) in den meisten Städten Mangelware. Dort, wo es sie gab, bildeten sich schnell Cliquen, die jeden Neuling kritisch begutachteten und sich nach a ußen hin a bschirmten. Praktisch jeder Hundehalter stand unter Beobachtung. Damit begann der Boom der Hundeschulen.
Vom Wesenstest zum Blümchentraining
Allein die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse bzw. bei Mischlingen bestimmte äußere Merkmale bedeuten natürlich nicht a utomatisch, dass ein Hund gefährlich ist. A llerdings gab es unter den Besitzern von schweren, muskulösen Hunden schon immer einige, die wirklich ein schwieriges Exemplar hatten. Diese Leute standen seit dem Sommer 2000 so unter Druck, dass viele von ihnen sich früher oder später entschieden, ihren Hund einschläfern zu lassen.
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