Jeder Hund kann gehorchen lernen
Denn der Hund denkt nicht: »Ob wir morgen mal wieder was richtig Geiles drehen?« Und er wird bestimmt nicht williger agieren, wenn die Regie ihn mit den Worten »Ach, bist du süß!« motiviert. Entsprechend unaufgeregt und sachlich komme ich mit meinen Filmhunden zum Drehort und gehe genauso wieder nach getaner Arbeit mit ihnen weg. Behutsam führe ich sie ans Set heran, sodass sie die neuen Eindrücke (zum Beispiel das Blitzlicht des Fotografen) verarbeiten können und sich nicht erschrecken.
Am Filmset
All das funktioniert allerdings nur optimal mit dem für die jeweiligen Foto- oder Filmaufnahmen passenden Hund: Ein unterwürfiger Rassehund, der ganz toll aussieht und auf einer Hundeausstellung Preise einheimst, wird sich am Set womöglich verweigern – weil es ihm zu dunkel ist, weil ihm die Gespräche zwischen den Schauspielern zu laut sind oder weil ein anderer Filmhund vor Ort ist. Ein solcher Hund ist also kein stressresistenter Kandidat für die Rolle als Hilfskommissar in einer Krimiserie. Denn der darf sich von nichts und niemandem ablenken lassen und muss nicht nur aufs Wort, sondern auch auf Handzeichen gehorchen.
Beherrscht ein Hund hingegen die Grundkommandos wie »Sitz!«, »Platz!«, »Bleib!«, »Komm!«, »Nein!« und »Aus!« und hat eine passable Optik, kann er womöglich bei der einen oder anderen Fotoproduktion mitwirken. Schließlich geht es nicht immer um Kunststückchen, sondern oft einzig und allein darum, ein paar Sekunden lang eine bestimmte Position zu halten und dabei eine gute Figur zu machen. Schließlich ist auch nicht jedes Topmodel automatisch eine künstlerische Bereicherung für den Film.
Damit ich bei allen Anfragen den passenden Hund vermitteln kann, veranstalte ich regelmäßig Hunde-Castings. Anschließend kommen die potenziellen »Schauspieler« und »Models« in meine Kartei, mit Foto und Beschreibung ihrer besonderen Merkmale und Fähigkeiten. Mittlerweile kann ich auf einen Pool von mehr als 5000 Hunden zurückgreifen. Wobei die Mode wie schon erwähnt oft wechselt: Mal liegen Dalmatiner im Trend, mal Labradore, mal Parson-Russell-Terrier. In letzter Zeit werden verstärkt Möpse nachgefragt. Prompt habe ich mehrere Mops-Castings organisiert – mit riesigem Andrang. In Zeiten von DSDS , Popstars und Germany’s Next Topmodel zieht es nämlich nicht nur Hinz und Kunz auf die Fernsehbühne, auch der dazugehörige Hund soll bitte schön TV- oder Modelkarriere machen. Oft bekomme ich Anrufe von Haltern, die ihren Hund in den höchsten Tönen als »Supertalent« anpreisen. Wenn ich beide daraufhin einlade, funktionieren die angekündigten Kunststückchen allerdings äußerst selten. Die Leute reden sich dann gerne mit dem Vorführeffekt heraus; ich weiß schon gar nicht mehr, wie oft ich in den vergangenen Jahren den Satz »Komisch, zu Hause schafft er das immer« gehört habe.
Ich bin bekannt dafür, dass ich Klartext rede und keine falschen Hoffnungen mache. Die meisten Halter bekommen daher eine nette, aber unmissverständliche Absage. Nur einmal habe ich eine Ausnahme gemacht und mit einer Hundedame gearbeitet, die sich einzig und allein aufgrund ihres Promi-Status von jedem x-beliebigen Durchschnittshund unterschied: Daisy Moshammer, die Yorkshire-Hündin des kurz zuvor verstorbenen Münchner Modeschöpfers und Paradiesvogels. Ihr Einsatz war aber vor allem deshalb gefragt, weil sie als Gast-Star in einer Folge der RTL-Soap »Unter uns« niemand Geringeren als sich selbst spielen sollte. Daisy hat das nach einigen Anlaufschwierigkeiten ziemlich gut hinbekommen.
Filmstar Daisy
Manchmal halte ich mich mit meinen Filmhunden bis zu sechs Stunden am Set auf. Das hört sich nach viel und anstrengend für die Hunde an, ist es aber nicht: Denn natürlich wird nicht die kompletten sechs Stunden lang mit Hund gedreht, die meiste Zeit verbringen meine Schützlinge und ich mit Warten, bis wir dann vielleicht insgesamt anderthalb Stunden an der Reihe sind. Ist der Hund in seiner Szene nicht aktiv, beschäftige ich mich solange mit ihm, um ihn körperlich und geistig auszulasten. Spielt er in seiner Filmszene ohnehin eine aktive Rolle, gebe ich ihm Zeit, zur Ruhe zu kommen.
Da ich auch für die Sicherheit und Gesundheit meiner Filmhunde verantwortlich bin, checke ich vorab, ob an irgendeiner Stelle Gefahr besteht. Ein Hund könnte sich zum Beispiel verletzen, weil er nach einem Sprung auf einem zu glatten Untergrund landet. Manchmal merke ich schon beim Lesen des
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