Jeder kann mal Robin sein
müssen ihn rauskriegen.« Veronica ballerte mit aller Kraft gegen die Fensterscheibe. Diesmal hatten sie Erfolg, sie hörten Schritte, das Fenster wurde aufgerissen, Ede streckte den strubbeligen Kopf heraus. »Was’n los?«
Veronica beugte sich vor. »Wir müssen mit dir reden. Wegen der Robin-Wahl.«
Brummelnd schloß Ede das Fenster. Die Mädchen sprangen die Kellertreppe hinunter, zögernd wurde die Tür zu Edes Heiligtum geöffnet. Die Mädchen waren noch nie hier gewesen und schauten sich neugierig um. Die Wände waren übersät mit Postern berühmter Fußballspieler.
Judy kicherte. »Pelé gleich dreimal.«
Veronica drehte sich im Kreis. »Kickst du hier unten?«
»Bei Schnee und Matschwetter schon. Wenn ich drüben die Tür zum Abstellraum aufmache, hab ich Platz genug. Immer durch die Tür durch. Hinten an der Wand ist das Tor.«
Veronica drängte: »Also, was wir sagen wollten, Ede ...«
»Weiß schon, brauchen wir gar nicht weiter drüber zu reden.«
»Ehrlich?«
»Hab ich doch schon neulich aufm Schulweg mit Tine besprochen.«
»Und du sagst einem kein Wort!« Judy sah Tine kopfschüttelnd an. »Na, Hauptsache, es geht klar.«
Veronica nickte zufrieden.
»Dann stimmst du also für Judy?«
»Was?« Ede riß die Augen auf. »Ich dachte, Tine ...«
»Ich?« wehrte Tine ab. »Das hast du in den falschen Hals gekriegt, Ede. Ich hab bloß gesagt, daß diesmal ein Mädchen an die Reihe kommen soll. Und wir wollen Judy haben. Die hat Einfälle.«
»Und Ellbogen«, fügte Veronica hinzu. »Ein bißchen muß man die als Robin Hood schon haben.«
Judy grinste. »Aber nicht so spitze wie Paul.«
Ede nickte. »Ist okay. Aber jetzt geht lieber.« Er schob die Mädchen zur Tür. »Die anderen brauchen nicht zu sehen, daß ihr in meinem Hobbyraum wart. Da laß ich nämlich sonst keinen rein.«
»Wissen wir.« Judy lachte. »In Greenwood hättest du bestimmt ’n Baum für dich allein.«
Draußen sahen sie Max wie wild um die Kastanie herumhopsen. »Schnee, immer mehr Schnee! Und er backt fest. Hab schon zehn Schneebälle gemacht«, rief er den Mädchen zu.
»Heute gibt’s keine Schneeballschlacht«, erwiderte Tine. »Komm mal her!«
Max sprang von dem Podest.
Tine nahm ihn bei der Schulter. »Hast du auch behalten, was ich dir gestern abend gesagt hab?«
Max nickte.
»Du weißt also genau, bei wem du die Hand heben mußt, wenn gewählt wird?«
Max schüttelte sie ab. »Ich bin doch nicht blöd.«
Veronica nagte an ihrem Zeigefingernagel. »Eigentlich«, murmelte sie, »eigentlich schummeln wir ja.«
»Wie meinst du das?« fuhr Judy auf.
»Wir haben den Kleinen beeinflußt. Und Ede auch. Von Rechts wegen ...«
»Von rechts wegen«, Judy pfefferte einen von Max’ Schneebällen gegen den Kastanienstamm, »kommandiert Paul uns noch ewig rum.«
»Nun zankt euch nicht noch im letzten Augenblick«, rief Tine. »Meinst du vielleicht, die Jungen hätten sich nicht untereinander abgesprochen?«
Judy schwang sich auf den untersten Ast der Kastanie und baumelte mit den Beinen.
Tine stieß Veronica an. »Achtung, sie kommen!«
Veronica gab sich einen Ruck. »Steht nicht so kriegerisch rum! Schließlich sind wir alle miteinander Robinianer, oder nicht?«
Inzwischen waren die Jungen ebenfalls auf das Podest geklettert. Paul, die grüne Robin-Hood-Kappe auf dem Kopf, das Holzschwert am Gürtel, lehnte sich gegen den Kastanienstamm. Alle Robinianer hatten sich um ihn geschart.
Paul hob die rechte Hand. »Leute von Greenwood, hört mich an! Meine Zeit ist um. Wie ihr wißt, haben wir beschlossen, daß jedes halbe Jahr ein neuer Robinianer das Amt des Anführers übernimmt. In diesem Augenblick möchte ich euch daran erinnern, wie groß die Verantwortung für unser gefährliches Leben in Greenwood ist. Deshalb überlegt gut, wem ihr eure Stimme gebt. Bedenkt, daß Guy von Gisborne immer wieder seine Späher ausschickt, um uns zu belauern. Er will uns vernichten. Den letzten Kampf mit den weißen Geschossen haben wir ruhmvoll überstanden. Schon morgen kann der nächste drohen. Deshalb seid klug und sucht den Tüchtigsten unter uns aus. So, und nun wollen wir zur Wahl schreiten. Ich frage hiermit alle Jungen, ist einer von euch bereit, meine Nachfolge anzutreten?«
Er sah sich im Kreis um, wartete auf Antwort.
Schließlich räusperte sich Martin. »Ich finde, die Mädchen haben auch ein Wort mitzureden.«
Überrascht horchten die drei Mädchen auf. Sieh mal an, der Martin machte
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